Sachsen macht sich für multiprofessionelle Teams an Schulen stark

Sachsen macht sich für multiprofessionelle Teams an Schulen stark

Sachsens Schulen werden heterogener. Das hatte bereits der sächsische Bildungsbericht belegt. Damit nehmen für Lehrerinnen und Lehrer die Herausforderungen immer mehr zu. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz will Lehrkräfte mit multiprofessionellen Teams entlasten. Zwei neue Programme sollen Hilfe leisten.

Inklusionsassistenten, Praxisberater, Berufseinstiegsbegleiter, Schulsozialarbeiter, Integrationshelfer, Teach First Fellows – die Liste an zusätzlichen Fachkräften, die Lehrkräfte bei der Arbeit an Schulen unterstützen, ist groß. Fast 1.300 Fachkräfte unterstützen das Lehrerpersonal. Weitere Experten sollen nun hinzukommen und die Lehrer entlasten. Die Maßnahmen sind Teil des Handlungsprogramms, welches die Staatsregierung im März vergangenen Jahres beschlossen hatte.

„Ich habe großen Respekt vor den Lehrerinnen und Lehrern, dass sie sich der enormen Aufgabe so engagiert und leidenschaftlich stellen. Aber sie brauchen Unterstützung. Wir können Heterogenität gestalten, wenn wir multiprofessionelle Teams an Schulen etablieren“, begründet Kultusminister Christian Piwarz die Maßnahmen.

Noch während dieses Schuljahres wird das Programm „Schulassistenz“ gestartet. Damit bekommen Schulen mit besonderen Herausforderungen zusätzliches nichtpädagogisches Personal. Gedacht ist das Programm für Schulen, die zum Beispiel einen hohen Anteil von Schülern haben, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist. Auch Grund- und Oberschulen, die einen hohen Anteil von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben, sollen Hilfe bekommen. In der ersten Programmphase 2019 profitieren auf Antrag Grund-, Ober- und Förderschulen von dem zusätzlichen Personal.

Im Rahmen des Programms sind bereits 39 Schulverwaltungsassistenten sowie 20 Sprach- und Integrationsmittler an Schulen im Einsatz. Die Schulverwaltungsassistenten unterstützen Schulleitungen bei Verwaltungsaufgaben, Sprach- und Integrationsmittler bei der schulischen Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, die Deutsch in Vorbereitungsklassen lernen. 2019 sollen noch weitere 110 Schulassistenten hinzukommen. Die zusätzlichen Assistenzkräfte sollen das Lehrerpersonal im schulischen Alltag unterstützen. Die Aufgaben können vielfältig sein und reichen von der Betreuung von Lerngruppen oder Schulprojekten bis zur Veranstaltungsorganisation. Geplant ist, dass mit dem Programm die Zahl der zusätzlichen Fachkräfte bis zum Jahr 2023 auf insgesamt rund 470 anwächst. Auch andere Schularten sollen im Verlauf des Programms davon profitieren.

Ein zweites Pilotprojekt kommt hinzu. Es trägt den sperrigen Namen „Budgetierung von Lehrerarbeitsvermögen“. Worum geht es? In Vorbereitung eines jeden Schuljahres bekommen Schulen Lehrerarbeitsvermögen zugewiesen. Damit soll in erster Linie der Unterricht (Grundbereich) abgesichert werden. Darüber hinaus erhalten sie Lehrerressourcen für zusätzliche Bildungsangebote (Ergänzungsbereich), wie etwa für Arbeitsgemeinschaften, Fördermaßnahmen oder Schulchöre. Doch je schwerer es fällt, freie Lehrerstellen zu besetzen, desto weniger Personalressourcen können für außerunterrichtliche Aktivitäten zur Verfügung gestellt werden. So beträgt der Ergänzungsbereich im laufenden Schuljahr je nach Schulart zwischen acht (Förderschulen), 34 (Oberschulen) und 107 Prozent (Gymnasien). Das Pilotprojekt soll nun Abhilfe schaffen.

Das Prinzip ist einfach. Den Schulen wird die Differenz zwischen einem hundertprozentigem und dem tatsächlichen ausgereichten Ergänzungsbereich in Geld ausgezahlt. Sprich, das fehlende Lehrerarbeitsvermögen wird budgetiert. Mit dem finanziellen Budget können sich Schulen externe berufliche Expertise einkaufen. Dem Einsatz der zusätzlichen Fachkräfte sind kaum Grenzen gesetzt. Zum Beispiel kann ein örtlicher Kantor den Schulchor führen, ein Künstler eine künstlerische AG oder ein Fotograf eine Foto-AG betreuen. Nur eines dürfen die externen Fachkräfte nicht: eigenständige Lehrtätigkeiten durchführen oder Schulträgeraufgaben übernehmen.

„Auf diese Weise sollen Lehrkräfte entlastet werden, indem sie sich auf das eigentliche Kerngeschäft, den Unterricht konzentrieren können. Zudem wird die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Schulen gestärkt. Schulen können damit besser als bisher inhaltliche Schwerpunkte setzen. Wichtig dabei ist, dass die vertraglich gebundenen externen Personen in die schulische Arbeit integriert werden“, unterstreicht Kultusminister Christian Piwarz. Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres 2018/2019 testen 14 Pilotschulen das Projekt. Je nach Umfang des ausgereichten Ergänzungsbereichs haben die Schulen ein Budget zwischen 10.000 und 65.000 Euro erhalten. Unterstützt werden sie dabei vom Landesamt für Schule und Bildung. Bevor das Pilotprojekt in den Regelbetrieb übergeht, sollen in diesem Jahr zunächst einmal Erfahrungen der Pilotschulen gesammelt werden.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

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