Viele Professionen, ein Team

Viele Professionen, ein Team

Schulen müssen heute vielfache Herausforderungen meistern. Lehrkräfte brauchen dafür Unterstützung aus verschiedenen Professionen. Die Johann-Gottlieb-Fichte-Schule in Mittweida macht vor, wie multiprofessionelle Teams Schule und Unterricht bereichern können.

»Wir sind ein Teil der Schulgemeinschaft«, sagt Susanne Klemm. Nico Weber nickt und ergänzt: »Wir tauschen uns täglich mit dem Kollegium aus.« Sarah Dommsch stimmt den beiden zu: »Auf der einen Seite die Lehrkräfte, auf der anderen Seite wir – solch eine Abgrenzung spüre ich nicht. Im Gegenteil. Wir können uns alle aufeinander verlassen.«

Susanne Klemm, Nico Weber und Sarah Dommsch sind nur drei Mitglieder des mehrköpfigen multiprofessionellen Teams der Johann-Gottlieb-Fichte-Schule im mittelsächsischen Mittweida. Rund 500 Schülerinnen und Schüler besuchen die Oberschule, 90 von ihnen lernen und sprechen Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Etwa 25 Kinder brauchen besondere Unterstützung: Sie haben einen diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf. »Im Vergleich zu anderen Schulen, die ich kenne, ist das ein hoher Anteil«, sagt Schulleiter Matthias Möbius.

Zusätzliche Fachkräfte stärken das Kollegium

Seit 1988 ist er an der Schule, zunächst als Lehrer, nach der Wende als stellvertretender Schulleiter und seit über 20 Jahren nun als Schulleiter. Mit ihm hat sich die Fichteschule und ihr Kollegium gewandelt: Arbeiteten viele Jahrzehnte lang an der über 120 Jahre alten Schule ausschließlich Lehrkräfte, ist das Kollegium heute längst multiprofessionell aufgestellt. Neben den über 50 Lehrerinnen und Lehrern sorgen eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter, eine Inklusionsassistentin, zwei Schulassistentinnen, die Leiterin des Ganztagsangebotes sowie weitere pädagogische Fachkräfte mit ihren jeweiligen Expertisen dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich gefördert und gefordert werden.

Jede und jeder von ihnen hat einen eigenen und klar abgegrenzten Aufgabenbereich. So begleitet beispielsweise Sarah Dommsch als Inklusionsassistentin vor allem Kinder mit Behinderung, sonderpädagogischem Förderbedarf und Verhaltensauffälligkeiten. Auch die Lehrkräfte unterstützt Sarah Dommsch: Sie nimmt bei Bedarf an Elterngesprächen teil und arbeitet bei der Erstellung von Förder- und Entwicklungsplänen mit. Ihr Büro teilt sie sich mit Schulassistenten Ronny Weber. Er betreut in erster Linie das Projekt »OLM« – Online-Lernzeit Mittweida. Es bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, digital am Unterricht teilzunehmen, wenn sie beispielsweise aufgrund von Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen über längere Zeit keine Schule besuchen können. Das innovative und mit 1,5 Jahren noch junge Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche aller weiterführenden Schulen der Regionen der Landesämter für Schule und Bildung Chemnitz und Zwickau in öffentlicher Trägerschaft.

Unterstützung für Kinder, Eltern und Lehrkräfte

Bei Schulassistentin Susanne Klemm laufen viele organisatorische Fäden zusammen. Sie übernimmt nicht nur die Hausaufgabenbetreuung an drei Schultagen pro Woche, sondern auch regelmäßig die Pausenaufsicht. Außerdem organisiert Susanne Klemm die jährliche Berufsmesse der Schule, pflegt das Schulnetzwerk mit den zahlreichen Kooperationspartnern, steuert die Krankmeldungen und hakt bei den Eltern nach, wenn ein Kind unentschuldigt fehlt. Schulsozialarbeiter Ronny Allmendinger kümmert sich dagegen vor allem um die zwei DaZ- und die zwei Ukraine-Klassen. »Ich versuche täglich, Kontakt mit allen Kindern zu haben – und wenn es nur in der Pause ist«, sagt er. Er sieht sich im Dreieck Kinder – Eltern – Lehrkräfte: »Ich vermittele zwischen den Beteiligten und biete für alle verschiedene Unterstützungsangebote an.« Seine Kollegin Stephanie Birke, ebenfalls Schulsozialarbeiterin, hat das gleiche Verständnis von ihrer Aufgabe. Sie ist zuständig für die Einzelfallhilfe, ist bei Fragen, Sorgen und Problemen Ansprechpartnerin für die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Lehrkräfte. Außerdem bietet sie gemeinsam mit Ronny Allmendinger verschiedene Projekte zu Themen wie Achtsamkeit oder verantwortungsvollem Umgang mit Sexualität an – entweder als Unterstützung im Unterricht oder am Nachmittag im Rahmen des Ganztagsangebotes.

Austausch und Gemeinschaft im »Schulclub«

Das Herzstück des Ganztagsangebots ist der »Schulclub« – das soziale Zentrum für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft. Im sogenannten »Fichtekeller« können die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel Tischtennis und Billard spielen, sich an der Kletterwand ausprobieren oder an vielfältigen Arbeitsgemeinschaften teilnehmen. »Es ist schön zu sehen, wie im Schulclub Kinder und Jugendliche klassenübergreifend zusammenkommen und hier gemeinsam ihre Pause oder ihre Freizeit verbringen«, sagt Annika Löbner, die den Schulclub leitet. Doch auch für das Kollegium ist der Schulclub ein wichtiger Treffpunkt: »Hier können wir die Kinder außerhalb des Unterrichts erleben und haben außerdem die Gelegenheit, uns innerhalb des Teams auszutauschen«, erklärt Inklusionsassistentin Sarah Dommsch.

Das multiprofessionelle Team der Fichteschule ist für Matthias Möbius ein Segen. Ob Inklusion, Migration, Personalnot oder Digitalisierung – der Schulleiter ist überzeugt, dass Lehrkräfte allein die vielen Herausforderungen, vor denen Schulen heute stehen, nicht mehr bewältigen können: »Es ist für mich unvorstellbar, wie wir ohne diese pädagogische Unterstützung unsere Aufgaben meistern können.«

Die Schulassistenz in Sachsen

Ein wichtiger Bestandteil multiprofessioneller Teams ist die Schulassistenz. Ihre Aufgaben variieren je nach Schule, Schulart und den jeweiligen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Unser Film stellt die schulischen Fachkräfte vor. Hier geht es zum Film.

 

Text: Antje Tiefenthal

Fotos: Matthias Rietschel

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

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