Seit rund einem Jahr arbeiten fünf Gesundheitszirkel an Vorschlägen, um die Arbeitswelt Schule gesünder zu gestalten. Rund 80 Empfehlungen zum Themenbereich »Arbeitsmenge« liegen jetzt vor, weitere sollen folgen. Eine Zwischenbilanz.
In Januar 2023 haben die Expertinnen und Experten aus Schulpraxis, Schulverwaltung, Psychologie sowie Personal- und Schwerbehindertenvertretung ihre Arbeit aufgenommen. Los ging es mit dem Themenfeld »Arbeitsmenge«. Die ersten 77 erarbeiteten Vorschläge wurden im nächsten Schritt von den zuständigen Abteilungen und Referaten im Kultusministerium und Landesamt für Schule und Bildung eingeschätzt. Schließlich bewertet nun die Steuerungsgruppe Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), inwieweit die Empfehlungen umgesetzt werden können. Zudem findet ein enger Austausch zwischen der Projektgruppe »Bildungsland Sachsen 2030« und der Steuerungsgruppe BGM statt, um Schnittmengen der Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zu identifizieren und diese in einem Projekt zu verankern. Grundlage für die Maßnahmenvorschläge der Gesundheitszirkel bilden die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung zur Gesundheitsförderung an sächsischen Schulen Ende 2021/Anfang 2022.
Die derzeit vorliegenden Handlungsempfehlungen umfassen insgesamt neun Maßnahmenbereiche: 1) Rekrutierung, Einsatz und Bindung von Personal, 2) Fortbildung, 3) Digitalisierung und Digitalität, 4) Professionalisierung und Austausch, 5) Innerschulische Maßnahmen zur Steuerung der Arbeitsbelastung, 6) Regulierende Maßnahmen, 7) Lehrerausbildung, 8) Zusammenarbeit zwischen Schulen und Schulaufsicht und 9) Rechtsvorschriften.
Aktuell werden weitere Themen, wie Erholungsmöglichkeiten und das Phänomen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen, in den Gesundheitszirkeln bearbeitet. Am Ende des Prozesses sollen weitere Vorschläge vorgelegt werden.
»Am Gesundheitszirkel schätze ich sehr den Austausch auf den unterschiedlichen Perspektivebenen zwischen Lehrern, Schulleitern, Schwerbehindertenvertretung sowie dem Personalrat und Moderatoren aus ganz Sachsen. Wir profitieren aus den Erfahrungen der jeweils Anderen und nehmen stets gesundheitsfördernde Aspekte für den Arbeitsalltag der Lehrer aus den Zirkeln für uns mit. Auch wenn nur ein Teil aus unseren regelmäßigen Zirkeltreffen in den kommenden Jahren umgesetzt werden kann, können wir nachhaltig die Gesundheit der Lehrerschaft verbessern beziehungsweise langfristig erhalten«, freut sich Claudia Beckert, Schulleiterin der Hans-Kroch-Schule Grundschule in Leipzig.
»Seit Beginn der Zirkeltätigkeit Anfang 2023 kommt es zu einem sehr konstruktiven, engagierten mitunter auch kontroversen Austausch und Mitwirken aller unserer Zirkelteilnehmer bei den monatlichen Treffen. Hier manifestieren sich die verschiedenen Sichtweisen auf die Tätigkeit als Lehrkraft im komplexen System Schule, gerade im Bereich der berufsbildenden Schulen, mit seinen verschiedenen Schularten und der Zusammenarbeit mit den Dualpartnern in der Ausbildung. Ausgehend von einer erarbeiteten Übersicht der unabdingbaren Lehrertätigkeiten, dem ›Kerngeschäft‹ und der notwendigen ›Neben‹tätigkeiten hat unser Zirkel die Belastungen sehr konkret erfasst und entsprechende Entlastungsvorschläge erarbeitet. Dabei wurde festgestellt, dass ein Teil der Belastung durch die vorgegebenen Rahmenbedingungen entsteht, andere Themen aber in der Schule bearbeitet werden können. Hier können die Unterrichtsorganisation, die Bildung von Lehrerteams, die aktive Fachkonferenzarbeit und die gemeinsame Erarbeitung von Unterrichtskonzepten im Digitalpakt beispielhaft genannt werden. Die Arbeit im Zirkel lässt sich gut auf unser BSZ übertragen und hilft bei der internen Optimierung unserer täglichen Arbeit. Gleichzeitig gibt sie Bestätigung, an welchen Stellen wir alle uns mehr Unterstützung durch das Landesamt und das SMK wünschen. Wir hoffen und wünschen, dass unsere Vorschläge zeitnah aufgegriffen und dann auch umgesetzt werden«, ergänzt Dietrich Lehne, Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums Schkeuditz.
Das sind die Gesundheitszirkel
Jeder Gesundheitszirkel setzt sich aus einem Pool von bis zu zehn Lehrkräften sowie zwei Schulleiterinnen bzw. Schulleitern der jeweiligen Schulart zusammen. Zudem ist jeweils ein Vertreter aus der Personal- und Schwerbehindertenvertretung beteiligt. Die Leitung übernimmt je eine Gesundheitskoordinatorin bzw. ein Gesundheitskoordinator. Als Moderatorinnen bzw. Moderatoren fungieren Psychologen.
»Uns ist wichtig, dass Vertreterinnen und Vertreter aus der Schulpraxis in unseren Zirkeln aktiv mitwirken, in die Planung und Umsetzung der Betrieblichen Gesundheitsförderung einbezogen werden. Sie kennen die Arbeitsbedingungen vor Ort zum Teil jahrelang und sehr genau. Durch ihre Unterstützung erhoffen wir uns nicht nur praxisnahe Lösungsansätze, die die Arbeitsplatzsituation verbessern, sondern wir versprechen uns davon auch eine hohe Akzeptanz der Angebote«, erklärt Gesundheitsmanager Sebastian Siegert.
wo sind denn die konkreten Empfehlungen?