Viele geflüchtete Pädagogen können bleiben

Viele geflüchtete Pädagogen können bleiben

Vor nunmehr fast zwei Jahren vertrieb der russische Angriffskrieg die ersten Ukrainer nach Sachsen – darunter auch zahlreiche Pädagoginnen. Viele können nun dauerhaft an Sachsens Schulen bleiben.

Am 24. Februar 2022 begann der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. In einem Brief an die Schulen ermutigte Kultusminister Christian Piwarz damals Lehrerinnen und Lehrer, auf das »bedrückende« Kriegsgeschehen in der Ukraine im Unterricht einzugehen. Wenige Wochen später suchten die ersten Kriegsflüchtlinge Schutz in Sachsen. Sie flohen, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten und um eine Zukunft zu haben, die sie in ihrem Heimatland nicht mehr fanden. Anfangs suchten nur wenige Kinder und Jugendliche Schutz und Bildung in hiesigen Schulen. Doch die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler stieg wenig später sprunghaft an. Besuchten Anfang April 2022 lediglich rund 650 Geflüchtete öffentliche Schulen, waren es zum Ende des Schuljahres 2021/2022 bereits über 8.000. Inzwischen werden rund 9.700 Ukrainer an öffentlichen Schulen unterrichtet. Weitere rund 600 besuchen Schulen in freier Trägerschaft. »So viele Flüchtlinge in so kurzer Zeit aufzunehmen, ist eine enorme Integrationsleistung und ein großartiger Akt der Menschlichkeit. Dafür bin ich den Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schulträgern sehr dankbar«, stellt Kultusminister Christian Piwarz rückblickend fest.

Unter den Kriegsflüchtlingen waren auch zahlreiche ausgebildete Lehrerinnen. Als eines der ersten Bundesländer bot Sachsen ukrainischen Pädagoginnen aber auch anderen geeigneten Fachkräften unbürokratisch eine befristete Anstellung an, um Tausende von kriegsgeflüchteten Schülerinnen und Schüler an Schulen aufnehmen und unterrichten zu können. Ende Schuljahr 2021/2022 waren bereits 462 Personen als Lehr- oder Assistenzkraft für den Unterricht von ukrainischen Schülerinnen und Schülern beschäftigt, aktuell sind es 653. Gemessen an der Zahl der aufgenommenen ukrainischen Schülerinnen und Schüler hat kein Bundesland so viele Pädagogen eingestellt. Etwa 70 Prozent davon sind selbst Geflüchtete.

Ukrainischen Lehrkräften, die sich bewährt haben und die auch für eine Tätigkeit im Regelunterricht geeignet sind, machte das Kultusministerium im Frühjahr vergangenen Jahres das Angebot, nicht nur befristet, sondern dauerhaft an den Schulen zu arbeiten. »Wir wollen bewährten Pädagoginnen und Pädagogen eine berufliche Perspektive in Sachsen eröffnen und bieten ihnen an, ab dem neuen Schuljahr dauerhaft an unseren Schulen tätig zu sein«, sagte damals Kultusminister Christian Piwarz.

121 Lehr- und Assistenzkräfte nahmen das Angebot an und sind inzwischen fest angestellt worden. Für weitere 122 Lehrkräfte wird die Festanstellung in den sächsischen Schuldienst derzeit vorbereitet. »Ich bin sehr froh darüber, dass es gelungen ist, so viele Fachkräfte zu binden. Sie sind eine Bereicherung für unsere Schulen. Ihnen gebührt aber auch Respekt, für den Mut und auch die Anstrengungen, die sie auf sich genommen habe, um in einer für sie ungewohnten Schulumgebung Fuß zu fassen und dabei auch noch die deutsche Sprache zu erlernen«, unterstreicht Kultusminister Christian Piwarz.

Yuliia Didenko ist bereits seit dem Frühjahr 2022 an einer Schule in Dresden tätig. Sie floh gemeinsam mit ihrer Tochter vor dem Massaker im ukrainischen Butscha nach Dresden. Heute unterrichtet sie geflüchtete Kinder und Jugendliche und hilft ihnen, sich hier geborgen zu fühlen und die deutsche Sprache zu lernen. Im vergangenen Sommer erhielt Yuliia Didenko einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Wird sie für immer bleiben? Nein, das könne sie nicht sagen. »Die Zukunft existiert einfach nicht mehr. Ich habe verstehen müssen, dass meine Pläne nichts mehr bedeuten, weil ich nicht weiß, was morgen ist«, sagt sie.

Derweil hält die Zuwanderung nicht nur ukrainischer Flüchtlinge an. Monat für Monat steigt die Zahl der Vorbereitungsklassen, in denen die geflüchteten Kinder und Jugendlichen zunächst einmal Deutsch als Zweitsprache lernen und auf den Unterricht in der Regelklasse vorbereitet werden, an. So fällt es immer schwerer, Zugewanderten einen Schulplatz zu vermitteln. Ein Integrationsstau ist die Folge. Derzeit warten etwa über 700 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine und etwa ebenso viele aus anderen Ländern darauf, eine Schule zugewiesen zu bekommen. Etwas Abhilfe im Anmeldeprozess für alle zugewanderten Schülerinnen und Schüler soll ein neues Anmeldeportal bringen. Bisher gab es ein Onlineportal nur für Ukrainer. Ende Februar wird das neue Online-Anmeldeportal starten. Damit soll das Anmeldeverfahren von zugewanderten Schülerinnen und Schüler vereinfacht und effizienter gestaltet werden.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

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