Ein Jahr Ukraine-Krieg: So sieht es in Sachsens Schulen und Kitas aus

Ein Jahr Ukraine-Krieg: So sieht es in Sachsens Schulen und Kitas aus

Am 24. Februar jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine. In Folge des seither andauernden Krieges ergriffen zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer die Flucht, darunter auch viele Familien mit Kindern und Jugendlichen.

Autorin: Laurén Haziak

Auf so eine Situation ist kein Schulsystem vorbereitet. Innerhalb kürzester Zeit mussten Sachsens Kindertageseinrichtungen und -pflegestellen sowie Schulen reagieren und ukrainische Kinder und Jugendliche aufnehmen. Wie sich die Situation in Sachsens Kitas und Schulen nach einem Jahr Krieg gestaltet – dazu ein Überblick.

Der aktuelle Stand in Sachsens Schulen

Nach einem rasanten Anstieg der aufgenommenen Geflüchteten an öffentlichen Schulen in Sachsen von 653 im April 2022 auf 9.301 Schülerinnen und Schüler im Oktober 2022, stagniert die Anzahl seither bei rund 9.500. Derzeit werden 9.626 Ukrainerinnen und Ukrainer an den öffentlichen Schulen Sachsens unterrichtet (Stand 22. Februar 2023).

Dabei wurden in den Ballungszentren Chemnitz, Dresden und Leipzig mit insgesamt 7.127 die meisten Schülerinnen und Schüler aufgenommen, wobei sich diese Zahl relativ gleichmäßig auf die drei Großstädte aufteilt.

Neben der Aufnahme durch öffentliche Bildungseinrichtungen können auch an den freien Schulen Sachsens bisher 613 Geflüchtete am Unterricht teilnehmen. Davon werden mit 430 Ukrainerinnen und Ukrainer (Stand 22. Februar 2023) mehr als zwei Drittel in Dresden und Leipzig unterrichtet.

4.032 und damit ein Großteil der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf Grundschulen. Auch an sächsischen Oberschulen wurden mit rund 3.000 eine Vielzahl an Geflüchteten aufgenommen. Die Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler an Gymnasien liegt derzeit bei rund 1.800. Berufsbildende Schulen und Förderschulen verzeichnen den geringsten Anteil an ukrainischen Flüchtlingen (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1

Unter den Schutzsuchenden befinden sich zudem einige Ukrainerinnen und Ukrainer, deren Weg zum Schulabschluss durch den Krieg unterbrochen wurde.

Um diesen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, ihren ukrainischen Abschluss in ukrainischer Sprache möglichst nahtlos zu absolvieren, wurden Angebote zur Nutzung des staatlichen Online-Unterrichts der Ukraine bereitgestellt.

Diese Möglichkeit nutzen derzeit 185 Absolventen und Absolventinnen.

Um die Aufnahme und anschließende Integration der Ukrainerinnen und Ukrainer in den Unterricht zu ermöglichen, braucht es zusätzliches Personal. Neben 530 eingestellten Lehrkräften sorgen auch 155 Schulassistentinnen und -assistenten (Stand 22. Februar 2023) dafür, dass die Eingliederung der Kriegsflüchtlinge in den Schulalltag strukturiert und angemessen ablaufen kann. Gemessen an der Zahl der aufgenommenen ukrainischen Schülerinnen und Schüler hat kein Bundesland so viele zusätzliche Pädagogen eingestellt wie Sachsen. Etwa 70 Prozent davon sind selbst Geflüchtete.

Die Lage in Sachsens Kitas

Die sächsischen Kommunen haben allen ankommenden Kindern im Kita-Alter einen Platz im Regelsystem angeboten. Damit nahm Sachsen bundesweit eine Vorreiterrolle ein.

Zum 1. Januar 2023 bestanden insgesamt 4.114 Betreuungsverträge für kriegsbedingt aus der Ukraine geflüchtete Kinder. Insgesamt zeigte sich über das zurückliegende Jahr eine ähnliche Dynamik wie im Schulbereich, mit einem starken Anstieg von April 2022 bis Oktober 2022 und einer danach relativ gleichbleibenden Anzahl von rund 4.000.

In den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig werden deutlich mehr ukrainische Kinder betreut als in Chemnitz und den Landkreisen.

Insgesamt wurde in Sachsen ein Großteil der Kinder im Hort aufgenommen (1.966), gefolgt von Kindergartenkindern (1.728) und Kindern in Krippen (381). Die Kinder in der Kindertagespflege machen lediglich eine kleine Anzahl aus (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2

Um diesem Anstieg Rechnung zu tragen, hat der Freistaat Sachsen ein Interessensbekundungsportal eingerichtet, welches ukrainische Fachkräfte nutzen konnten, um eine erste Prüfung ihrer Abschlüsse vornehmen zu lassen, was letztlich zu einem Einsatz in der Kindertagesbetreuung führen kann. Hier sind bislang 120 Interessensbekundungen eingegangen.

Für die pädagogische Praxis wurden auf dem Kita-Bildungsserver umfangreiche Informationen, Materialien und Fortbildungsangebote zum Thema Krieg, Flucht und Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen veröffentlicht. Diese wurden intensiv genutzt.

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

2 Kommentare

  1. Thomas Brewig 1 Jahr vor

    Es stellt sich die Frage, wie der Unterricht der ukrainischen Kinder funktionieren soll, wenn die Kinder ab dem Schuljahr 2023/24 nach dem sächsischen Lehrplan unterrichtet werden sollen. Die 530 eingestellten Lehrkräften und 155 Schulassistentinnen und -assistenten sprechen sicherlich ukrainische oder russisch, aber wohl nur zu einem kleinen Teil Deutsch mit Sprachniveau C1.
    Die Klassen mit sächsischen Lehrpan an den Schulen sind voll und Ausfallstunden sowie gekürzte Stundentafeln sind die Regel. Wie soll das funktionieren?