Grüße aus dem Bildungsland

Grüße aus dem Bildungsland

Das Projekt Bildungsland Sachsen 2030 geht mit großen Schritten auf die Zielgerade zu. Seit Juni beraten die fünf regionalen Bildungsforen die 218 Empfehlungen der Expertenräte, die im ersten Teil der öffentlichen Beratungen entwickelt worden waren. Im November werden sie ihre Beratungsergebnisse dem Kultusminister übergeben.

Bildungsland Sachsen 2030 ist das größte Projekt dieser Art, das das sächsische Kultusministerium in den vergangenen Jahren gestartet hat. Dabei gilt es, konkrete Maßnahmen zu entwickeln, wie sich Schule auf aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen einstellen kann. Die öffentliche Beratung ist in zwei Teile geteilt: In der ersten Jahreshälfte hatten zunächst Expertinnen und Experten insgesamt 218 Handlungsempfehlungen entwickelt.

Im zweiten Schritt werden diese Vorschläge nun von Lehrerinnen und Lehrern, Schulleiterinnen und Schulleitern, Schülerinnen und Schülern, aber auch Eltern sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und bewertet.

Ringen um Formulierungen

Die regionalen Bildungsforen in Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau kommen nach den Oktoberferien nun bereits zum dritten Treffen zusammen. »Es ist ein sehr engagiertes Arbeiten und Austauschen und Ringen um Formulierungen«, berichtet Melanie Hörenz, die das Bildungsforum Bautzen moderiert.

»Unkompliziert, fokussiert, einander stärkend und stützend«, beschreibt auch Christian Kurzke, Moderator des Dresdner Bildungsforums, das Arbeiten in seiner Gruppe. Und fügt an: »Was mich sehr beeindruckt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben alle den Kalender voll, sind mit Ehrenamt und Beruf gut beschäftigt, und bringen sich hier trotzdem voll ein. Davor ziehe ich den Hut!«

Die Foren bestehen aus jeweils rund 40 Personen. Sie hatten ab Juni zunächst die Möglichkeit, die Experten-Empfehlungen in einer eigens entwickelten Online-Plattform zu bewerten. »Zustimmung«, »Ablehnung« und »Enthaltung« waren die Wahlmöglichkeiten. In den insgesamt drei Sitzungen befassen sie sich nun besonders mit jenen Handlungsempfehlungen, die bei der Abstimmung die größten Ablehnungen und Kontroversen hervorgerufen haben.

»Bei uns wirklich heiß diskutierte Themen sind der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitalen Geräten in der Grundschule«, sagt Moderator Kurzke. »Da gibt es die eine Seite, die dafür plädiert, diese Möglichkeiten zu nutzen. Demgegenüber steht die Gruppe, die jegliche Digitalisierung in der Grundschule ablehnt«, sagt er.

Pro- und Contra-Argumente

Die Bildungsforen sind dabei nicht verpflichtet, sich auf einen konkreten Wortlaut einer Stellungnahme zu verständigen. Auch wenn das für die Projektgruppe im Ministerium, die das Projekt entwickelt hat und für die Durchführung zuständig ist, natürlich ausgesprochen wünschenswert wäre. Vielmehr diskutieren die Foren die Handlungsempfehlung zunächst in Kleingruppen, versehen diese mit Pro- und Contra-Argumenten, um sich abschließend in der großen Gruppe noch einmal abzustimmen. Am Ende soll ein möglichst kurzer Text von maximal 800 Zeichen stehen.

Der wird der Projektgruppe im Ministerium dabei helfen, aus allen Inputs im Rahmen des Prozesses ganz konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Da wird einiges zusammenkommen: Denn außer den Expertenräten und den Bildungsforen kommen noch weitere Konsultationen zu den Handlungsempfehlungen etwa mit Schulleitungen und den Kommunen als Träger dazu.

»Der Erwartungsdruck bei den Teilnehmenden der Bildungsforen ist erfreulich hoch«, beschreibt Tobias Heinemann, der das Bildungsforum Leipzig moderiert, die Stimmung. Zudem betreut erim Auftrag des Kultusministeriums die inhaltliche und praktische Abwicklung des gesamten öffentlichen Beratungsprozesses, war schon bei den Expertenräten dabei und hat einen Überblick über alle fünf Bildungsforen.

»Die Teilnehmenden hatten am Anfang schon damit zu tun, dass sie ›nur‹ die Empfehlungen von Expertinnen und Experten diskutieren dürfen«, berichtet er. »Auf der anderen Seite gibt es aber auch Verständnis und Akzeptanz dafür, dass sich das Ministerium für diesen Weg entschieden hat«, sagt er. Schließlich sind gerade im Bildungsbereich die Vorstellungen häufig doch fundamental verschieden.

Leistungsbewertungen, Digitalisierung, Inklusion

Alle drei Moderatoren nennen ähnliche Themen, die in den Bildungsforen kontrovers diskutiert werden: Inklusion, Leistungsbewertungen, Digitalisierung, neue Lernmethoden, Schulwege und immer wieder auch Unterrichtsabdeckung, Fachkräfte-Mangel und Arbeitsplatzsituation von Lehrerinnen und Lehrern.

»Es wird schon immer wieder die Hoffnung geäußert, dass es nicht nur darum geht, das Thema Lehrkräftemangel zu bewältigen«, sagt Melanie Hörenz. Das hat auch der sächsische Kultusminister von vornherein deutlich gemacht. Er hatte die gegenwärtige Situation auch als Chance bezeichnet, den Blick nach vorn zu richten.

Im November werden die fünf Bildungsforen letztmalig zusammentreten und ihre Ergebnisse dem Kultusminister persönlich übergeben. In der Folge wird das Ministerium alle Ergebnisse auf der Projektseite öffentlich zugänglich machen.

Mit einer Gesamtstrategie und konkreten Maßnahmen in Form eines Umsetzungskonzeptes ist im Frühjahr 2024 zu rechnen. Dieses soll dann auch zügig in die Umsetzung gehen. Immer mit dem Ziel vor Augen, Kinder und Jugendliche optimal auf ihr Leben und die Gesellschaft von morgen vorzubereiten.

 

Text: Peter Stawowy

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

0 Kommentare