Wie erfolgreich ist das deutsch-sorbische Sprachkonzept »2plus«?
Eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Leipzig hat in den vergangenen zwei Schuljahren die Wirksamkeit des zweisprachigen Unterrichtskonzepts »2plus« überprüft. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Im Auftrag des Kultusministeriums führte die Universität Leipzig unter Leitung des Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Jonas Flöter in den Schuljahren 2022/2023 und 2023/2024 Befragungen durch. Ziel war es, herauszufinden, ob das Konzept »2plus – Unterricht nach dem schulartübergreifenden Konzept zweisprachige sorbisch-deutsche Schule im sorbischen Siedlungsgebiet des Freistaates Sachsen« (2plus) als wirksam und effizient für die Schülerinnen und Schüler der sechzehn teilnehmenden »2plus«-Schulen eingeschätzt werden kann.
Das sind die Ergebnisse
Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Mehrheit der Teilnehmenden das Konzept »2plus« akzeptiert und umsetzt. Die Ziele des Konzepts werden erreicht. So werden die Spracherwerbsprozesse, die eine balancierte Zweisprachigkeit und bildungssprachliche Kompetenz in beiden Sprachen hervorbringen, gesichert. Die Schulen, die nach dem Konzept »2plus« arbeiten, entwickeln sich zu Zentren eines sorbischen Sprach- und Bildungsraums.
Gleichzeitig bestehen in verschiedenen Bereichen Entwicklungspotentiale. Dazu zählen:
- Ausgestaltung der »2plus«-Schulprogrammarbeit
- Schärfung der Aufgabenbereiche der Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren
- Vervollkommnung zweisprachiger Unterrichts- und Arbeitsmaterialien
- Weiterentwicklung schulinterner und regionaler Fort- und Weiterbildungskonzepte
Zahlen und Fakten
An den schriftlichen Befragungen haben insgesamt 538 Personen teilgenommen. Darunter Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern, Schulleiterinnen und Schulleiter, Referentinnen und Referenten des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB), Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren, Fachberaterinnen und Fachberater sowie Leitungen von Kindertageseinrichtungen.
Darüber hinaus wurden mit Lehrkräften, Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren, Schulleiterinnen und Schulleitern sowie Vertreterinnen und Vertretern des LaSuB Leitfadeninterviews geführt.
Zu den Themenbereichen gehörten u.a.:
- Akzeptanz und Stellenwert der sorbischen Sprache
- Schulalltag und außerunterrichtliche Angebote
- Zweisprachiger Unterricht
- Digitale Lernprogramme
- außerunterrichtliche / außerschulische Angebote
- Zusammenarbeit Schule und Eltern
- Unterstützung der Eltern
Mehr Angebote für die Sorbischen Sprachschule
Entsprechend der gewonnenen Erkenntnisse werden die Sprach- und Fortbildungsangebote der Sorbischen Sprachschule erweitert. Neben den Sprachkursen Obersorbisch mit dem Ziel der Zertifizierung nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) sollen zukünftig
- Fortbildungsangebote zur Fachsprache für Lehrer, die im bilingualen Sachfachunterricht tätig sind
- Fortbildungsangebote zu sprachwissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Themen
- Fortbildungen zum Kennenlernen von Medien für den Unterricht
angeboten werden.
Hintergrund
Das Konzept »2plus – Unterricht nach dem schulartübergreifenden Konzept zweisprachige sorbisch-deutsche Schule im sorbischen Siedlungsgebiet des Freistaates Sachsen« wurde mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 regulär eingeführt.
Der Koalitionsvertrag für die Jahre 2020 bis 2024 weist aus, dass das Konzept »2plus« evaluiert werden soll. Die Evaluation sieht Befragungen sowie eine Sprachstandfeststellung aller Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 vor.