Lehrerarbeitszeit – Arbeitszeituntersuchung soll Licht ins Dunkel bringen

Lehrerarbeitszeit – Arbeitszeituntersuchung soll Licht ins Dunkel bringen

In einer repräsentativen Untersuchung wird in Sachsen ab dem kommenden Schuljahr 2024/2025 die Arbeitszeit von Lehrkräften erhoben. Über die bislang bundesweit einmalige Untersuchung informierte heute Kultusminister Christian Piwarz. Insgesamt 4.500 Personen, darunter 4.100 Lehrkräfte und 410 Schulleitungen, werden daran beteiligt sein. Die einer zufälligen Stichprobe entnommenen Teilnehmer wurden bereits per Post informiert.

Mit der Erfassung der Arbeitszeiten starten die Lehrkräfte im neuen Schuljahr 2024/2025 – eine Woche vor dem Schulstart. »Die Unterrichtszeit spiegelt nur den sichtbaren Teil der Arbeitszeit unserer Lehrerinnen und Lehrer wider. Der andere Teil liegt in einer Black Box verborgen. Wir müssen hier Licht ins Dunkel bringen«, erklärte Kultusminister Christian Piwarz. Das Ergebnis der Untersuchung soll Transparenz schaffen und dazu beitragen, zielgenauere Maßnahmen zur Unterrichtsabsicherung abzuleiten. »Es geht darum, die Arbeitsbelastung unserer Lehrkräfte genau zu ermitteln. Nur auf der Basis valider Daten können wir sehen, ob die Arbeitszeit der Lehrkräfte ausreicht, um den vielfältigen Tätigkeiten des Lehrerberufs nachzukommen.« Die Untersuchung bezieht sich auf die gesamten unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Tätigkeiten der Lehrkräfte, auch während der unterrichtsfreien Zeit. Eine erste Zwischenauswertung soll im ersten Schulhalbjahr 2025 vorliegen. Das Gesamtergebnis wird Ende des Schuljahres 2024/2025 ausgewertet.

Die Untersuchung wird von der Prognos AG durchgeführt und ausgewertet. Die Erfassung der Arbeitszeit läuft über ein komplettes Schuljahr, die Schulleitungen und Lehrkräfte werden gesondert betrachtet, es gibt eine konkrete Zeiterfassung über ein online Formular, wo die Lehrkräfte täglich ihre einzelnen Arbeitsstunden eintragen. Zusätzlich werden mehrere Interviews zur subjektiven Belastungswahrnehmung durchgeführt, speziell zu besonderen Zeitpunkten wie den Prüfungs- und Korrekturzeiten. Die Kosten für die Untersuchung und Auswertung liegen bei rund 540.000 Euro.

Die Untersuchung wird begleitet von einem Expertengremium. Neben Vertretern aus der Kultusverwaltung sind auch Arbeitsrechtswissenschaftler, Erziehungswissenschaftler, Vertreter des Lehrerhauptpersonalrats, des Sächsischen Schulleiterverbandes und des Landesamtes für Steuern und Finanzen sowie ein Vertreter des Niedersächsischen Kultusministeriums vertreten. Das Expertengremium gibt methodische Impulse für die Stichprobenziehung und Entwicklung der Untersuchungsinstrumente. Das Gremium wird im weiteren Verlauf ergebnisoffen die Erkenntnisse vertiefend erörtern und das Sächsische Staatsministerium für Kultus bei der Bewertung unterstützen.

Aktuelle Informationen zur Arbeitszeituntersuchung der sächsischen Lehrkräfte stehen hier bereit.

Hier geht es zur Präsentation.

Dr. Susann Meerheim, stv. Pressesprecherin des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

11 Kommentare

  1. Ute 4 Monaten vor

    Da ich bereits Rentner bin und nächstes Jahr nur wenige Stunden arbeite, alle meine bisherigen Funktionen abgegeben habe und so mein Berufleben nach 42 Jahren ausklingen lasse, halte ich meine Angaben im Rahmen der Studie nicht für aussagekräftig bzw. repräsentativ.
    Meine Fragen: Besteht ein Pflicht zur Teilnahme an dieser Studie?
    Welche Konsequenzen hat eine Nichtteilnahme?
    Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antwort.

  2. Kathlyn 4 Monaten vor

    Die Studie wirkt sehr sinnvoll und logisch aufgebaut. Allerdings mache ich mir Gedanken… Ich bin nicht die Teilnehmerin, aber ich bin mit einem Teilnehmer verwandt. Er ist ohnehin schon viel zu sehr von seinem Job gestresst und muss nun noch zusätzlich hier teilnehmen. Auf der einen Seite macht ihn das zu einem guten Probanden, auf der anderen Seite hoffe ich wirklich, dass der Mehraufwand kurz und knackig ist, ihm die zusätzliche Verpflichtung nicht noch mehr an die Psyche geht und man entsprechend entschädigt wird. Denn scheinbar kann man die Teilnahme nicht absagen…

  3. I. R. 5 Monaten vor

    Ich habe das „Glück“ zu den ausgewählten Lehrern zu gehören. Was passiert eigentlich, wenn ich nicht teilnehme? Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes dafür keine Zeit.

    • Lynn Winkler - SMK 4 Monaten vor

      Liebe I. R.,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Die engagierte Teilnahme auch dienstälterer Lehrkräfte ist von großer Bedeutung. Nur so kann die tatsächliche Arbeitsbelastung eines repräsentativen Querschnitts der sächsischen Lehrkräfte festgestellt werden. Nur auf der Basis valider Daten können zielgerichtete Maßnahmen auch zur Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern abgeleitet werden. Die Arbeitszeituntersuchung wird als Organisationsuntersuchung mit verpflichtender Teilnahme der mittels Zufallsstichprobe ermittelten Personen durchgeführt. Ein einseitiger Verzicht auf die Teilnahme ist daher nicht möglich.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  4. Katrin Naumann 5 Monaten vor

    „Zentrale Treiber der Mehrarbeit sind neue und zusätzliche Aufgaben. Im Ergebnis führt dies bei einem Teil hochbelasteter Lehrkräfte zu deutlich erhöhten Burnoutwerten mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken“
    Ich als „auserwählte“ Teilzeitlehrkraft im 31. Dienstjahr halte diese nicht auf Freiwilligkeit basierende und zur Dienstpflicht erhobene tägliche digitale Arbeitszeiterfassung für eine stark belastende Zusatzaufgabe.
    Ich finde das Vorgehen des SMK gegenüber angestellten Bestandslehrkräften in der derzeitigen Situation an sächsischen Schulen völlig kontraproduktiv und anmaßend.
    Eine Lehrkraft, welche physisch und psychisch durch die täglichen Herausforderungen des Lehrerberufes (in Teilzeit) voll ausgelastet ist, wird durch derartige „Dienstpflichten“ den Lehrermangel in Sachsen durch eine frühere Dienstuntauglichkeit weiter verstärken.

    Mit freundlichen Grüßen
    MINT-Lehrkraft im Angestelltenverhältnis in Sachsen

    • Lynn Winkler - SMK 4 Monaten vor

      Liebe Katrin Naumann,

      vielen Dank für Ihre Meinung. Erlauben Sie ein paar Worte dazu: Der Teilnehmendenkreis für die Arbeitszeituntersuchung bezieht sich nicht lediglich auf tarifbeschäftigte, sondern auch auf die verbeamteten Lehrkräfte. Ausgewählt wurden durch Zufallsstichprobe Personen mit heterogenen Merkmalen in den Schulstandorten, Lebensalter, Geschlecht oder den Einsatzfächern. Es sollen gerade nicht lediglich Freiwillige an der Untersuchung teilnehmen, sondern das gesamte Spektrum, was unsere sächsische Lehrerschaft abbildet und auch ausmacht. Ein Teil der Untersuchung werden freiwillige Befragungen zur subjektiven Beanspruchung der sächsischen Lehrkräfte darstellen. Dieser Teil der Untersuchung, welcher das Einverständnis der Teilnehmenden voraussetzt – im Gegensatz zur Zeit- und Tätigkeitenerfassung – soll dazu dienen, gerade solche Stressfaktoren, wie Sie sie beschreiben, zu verdeutlichen.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  5. Mathemensch 5 Monaten vor

    Soll es für diese verpflichtende Maßnahme Kompensationen geben?
    Laut Angaben der Prognos AG benötigt man für die Arbeitszeiterfassung pro Tag 5 bis 10 Minuten und Interviews soll es teilweise auch noch geben. Pro Woche wird das mindestens eine weitere Stunde sein, die man nicht mit schulischen Dingen beschäftigt sein wird und das ein komplettes Jahr lang.
    Des Weiteren halte ich es für eine gewagte These von Herrn Piwarz, dass sich „die Teilnahme an der Organisationsuntersuchung unmittelbar aus den Dienstpflichten als Lehrkraft ergibt“, da nur ein Teil der Lehrkräfte mit der Untersuchung de facto zur Mehrarbeit gezwungen werden.

    • Lynn Winkler - SMK 4 Monaten vor

      Lieber Mathemensch,

      vielen Dank für Ihre Gedanken. Erlauben Sie mir dazu, unseren Kultusminister Christian Piwarz zu zitieren: „Wir wollen die Lehrkräfte animieren, im eigenen Interesse daran teilzunehmen, weil es für ihren gesamten Berufsstand Vorteile bringt.“ Sehen wir das Positive, das allen Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat zugute kommt. Als Ergänzung beachten Sie auch gern die Aussage vom Vorsitzenden des Jungen SLV, René Michel: „Die Arbeitszeitstudie bietet die einmalige Chance, die tatsächliche Arbeitsbelastung der Lehrkräfte sichtbar zu machen.“

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  6. René Michel 5 Monaten vor

    Damit möglichst viele Lehrkräfte an der Befragung teilnehmen und diese bis zum Ende durchführen, muss das digitale Tool zur Erfassung der Arbeitszeit und der Aufgaben intuitiv und einfach zu bedienen sein. Die Arbeitszeiterfassung darf für die Teilnehmenden nicht zur Belastung werden. Im Gegenteil, diese verpflichtende Zusatzaufgabe muss anerkannt und angemessen entschädigt werden. Die Arbeitszeitstudie bietet die einmalige Chance, die tatsächliche Arbeitsbelastung der Lehrkräfte sichtbar zu machen. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag engagiert arbeiten, werden diese Chance nutzen. Sie setzen ihr Vertrauen in das Kultusministerium und erwarten zu Recht, dass nach der Studie spürbare Verbesserungen eintreten. Die Studie ist eine bundesweit einmalige Chance, mit Klischees aufzuräumen und zu zeigen, wie viel Lehrkräfte arbeiten und welche Belastungen im Schulalltag vorherrschen. Allerdings ist der Untersuchungszeitraum auf ein Jahr begrenzt und hat mit einer regelmäßigen Arbeitszeiterfassung nichts zu tun!

    • Lynn Winkler - SMK 5 Monaten vor

      Lieber René Michel,

      vielen Dank für Ihre Gedanken. Schauen Sie auch gern in die verlinkte Präsentation oder auf die Webseite für weitere Informationen, was etwa das Tool oder die Methodik anbelangt.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler