Große Lücken zwischen geplanten Einstellungen und Bewerberzahl

Große Lücken zwischen geplanten Einstellungen und Bewerberzahl

1.500 Lehrerstellen sind zum neuen Schuljahr 2022/2023 ausgeschrieben. Doch die Zahl der grundständig ausgebildeten Bewerber fällt deutlich geringer aus.

Das Einstellungsverfahren läuft noch bis zum Start des neuen Schuljahres. Insgesamt 1.500 Stellen sollen besetzt werden. Gesucht werden 475 Lehrerinnen und Lehrer für Gymnasien, 411 für Grundschulen, 329 für Oberschulen, 174 für Förderschulen und 111 für Berufsbildende Schulen.

Beworben haben sich lediglich 890 grundständig ausgebildete Lehrkräfte. Darunter sind 401 Bewerber für Gymnasien, 279 Grundschullehrkräfte, 104 Bewerber für Oberschulen, 54 für Förderschulen und 52 Berufsschullehrer. Unter den grundständig ausgebildeten Bewerberinnen und Bewerbern sind auch 212 aus anderen Bundesländern.

Hinzukommen 33 nicht vollständig ausgebildete Bewerber. Dabei handelt es sich meist um Personen, die zwar einen Lehramtsabschluss haben, aber kein Referendariat absolvierten. Auch einige Bewerber mit nicht vollständig anerkannten ausländischen Lehramtsabschlüssen sind darunter. Zudem liegen 462 Bewerbungen von Seiteneinsteigern vor.

Die Gründe für die geringe Zahl an vollständig ausgebildeten Bewerbern können vielfältig sein. In erster Linie können sich die gestiegenen Zahlen an Studienanfängern von rund 2.000 im Wintersemester 2016/2017 auf 2.500 im Wintersemester 2017/2018 mit Blick auf die Dauer des Lehramtsstudiums noch nicht auf den Bewerbermarkt auswirken. Aber auch die Corona-Sonderregelungen zur Studiendauer an den Hochschulen könnten dazu geführt haben, dass sich aktuell weniger Lehramtsstudierende für den Vorbereitungsdienst bewerben und erfolgreich abschließen. Zum Ausbildungsabschluss im Juli 2022 werden knapp 600 Absolventen des Vorbereitungsdienstes erwartet. Im Juli 2021 waren es 733. Im Einstellungsverfahren zum Februar 2023 werden wieder mehr Absolventen aus dem Vorbereitungsdienst prognostiziert.

Unter den vollständig ausgebildeten Bewerbern wollen 399 nach Leipzig und 213 nach Dresden. 115 Lehrkräfte haben sich für die Region Chemnitz beworben, 93 für die Zwickauer Region und lediglich 70 für den ostsächsischen Raum.

Das Bewerberinteresse passt jedoch nicht zum Lehrerbedarf. Das wird besonders deutlich mit dem Blick nach Ostsachsen. Auf 70 Bewerber kommen 207 freie Stellen. Aber auch in anderen Regionen passen Bedarf und Bewerberinteresse nicht zusammen (s. Tabelle).

Datenquelle: Sächsisches Landesamt für Schule und Bildung

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

4 Kommentare

  1. Anna 2 Jahren vor

    Ich bin bereits dreimal als Seiteneinsteiger abgelehnt worden – ich wohne im letzten Zipfel des Leipziger Landes und Chemnitz ist für mich näher als Leipzig… Vielleicht sollte mal das Bewerbungsverfahren überdacht werden, denn sich in meiner Lage für einen Landkreis zu entscheiden ist schwierig, da man ja auch 10km weiterfahren würde für eine Anstellung im anderen Landkreis ?‍♀️
    Das entzieht sich leider meiner der Logik!

  2. Vater 2 Jahren vor

    Ursächlich für den Mangel an Lehrern ist nicht nur der geringe Zugang junger Kräfte sondern auch der starke Weggang aufgrund zB von Verrentung. Hier würde mich eine kritische und zu anderen Bundesländern vergleichende Analyse der Altersstruktur der sächsischen Lehrer interessieren. Ich will’s irgendwie nicht recht glauben dass wir hier jahrelang sehenden Auges in den Abgrund gewirtschaftet (geplant) haben, aber ganz offensichtlich muss es so sein, anders erklärt sich der riesige Bedarf doch nicht.

    • Lynn Winkler - SMK 2 Jahren vor

      Lieber Vater,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Die berechtigte Unzufriedenheit über nicht besetzbare Lehrerstellen verstehen wir gut. Gute Bildung ist ohne Lehrerinnen und Lehrer nicht möglich. Es ist richtig, dass auch altersbedingt Lehrkräfte aus dem Schuldienst ausscheiden und in Rente gehen. Zwangsläufig braucht es – gerade im Hinblick auf die wachsenden Schülerzahlen – den jungen Nachwuchs, der diese Stellen besetzt.

      Ich kann Ihnen versichern, dass wir als Kultusministerium unter unserem Kultusminister Christian Piwarz alle Möglichkeiten prüfen, um mehr junge Menschen für den sächsischen Schuldienst zu gewinnen. Ein Instrument, um das zu erreichen, ist zum Beispiel die Erhöhung der Studienplätze in der Lehramtsausbildung: So sind die Studienkapazitäten für das Lehramt von knapp 1.000 im Wintersemester 2011/2012 auf 2.700 ab dem Wintersemester 2021/22 erhöht worden. Ein anderes Werkzeug ist die diesjährige, neue Lehrergewinnungskampagne. Mit der Kampagne wollen wir zeigen, wie vielfältig und sinnvoll die Arbeit als Lehrkraft ist. Eine Arbeit, die jeden Tag anders ist, große Freude und viel Gestaltungsspielraum bietet – und damit das Image des Lehrerberufs verbessern.

      Zudem wurden in den letzten Jahren viele Maßnahmen umgesetzt, die den sächsischen Lehrerinnen und Lehrern zugutekommen und damit den Schuldienst in Sachsen insgesamt attraktiver machen. Dazu zählen etwa unterschiedliche Verbesserungen, die insbesondere unter Christian Piwarz umgesetzt wurden: Grundständig ausgebildete Grundschullehrerinnen und -lehrer werden in Sachsen seit dem 1. Januar 2019 nach E 13/A13 bezahlt. Seit Anfang 2019 gibt es außerdem eine neue Ämterstruktur für Schulleiter, die eine höhere Besoldung erlaubt. Lehrkräfte können zudem seit 2019 verbeamtet werden, die Maßnahme soll auch über die Frist von 2023 fortgeführt werden (https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2022/06/07/gutachter-empfehlen-fortsetzung-der-verbeamtung-von-lehrern/).

      Im vergangenen Jahr sind außerdem rund 1.000 Bindungs- und Gewinnungszulagen gezahlt worden. Bindungszulagen erhalten Lehrkräfte ab 63 Jahren, wenn sie bleiben, obwohl sie gehen wollten. Gewinnungszulagen bekommen angestellte Lehrerinnen und Lehrer, wenn sie in Bedarfsregionen gehen.

      Multiprofessionelle Teams entlasten zusätzlich Sachsens Schulen, die heterogener werden und damit unterschiedliche (neue) Herausforderungen für den Schulalltag bedeuten (https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2019/03/18/sachsen-macht-sich-fuer-multiprofessionelle-teams-an-schulen-stark/).

      Mehr zum Handlungsprogramm auch gern hier nachlesen: https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2018/03/09/handlungsprogramm/.

      Hinzu kommt, dass der Entwurf für den kommenden Doppelhaushalt für 2023/24 den größten Bildungsetat vorsieht, den es je gegeben hat. Die geplanten Ausgaben für Bildung sollen bei insgesamt zehn Milliarden Euro liegen (https://www.bildung.sachsen.de/blog/index.php/2022/06/16/geplante-ausgaben-fuer-bildung-so-hoch-wie-nie-zuvor/).

      Zusätzlich wird der Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer noch mehr Beachtung geschenkt. Zum Thema Gesundheitsmanagement gab es zu Beginn dieses Jahres eine breit angelegte Umfrage, an der sich die sächsischen Schulen beteiligen und ihre konkreten Ideen rund um das Thema Gesundheit einbringen und so zukünftige Gesundheitsangebote an Sachsens Schulen mitgestalten konnten.

      Fakt ist, dass diese Maßnahmen nicht von heute auf morgen greifen – das ist uns bewusst. Dennoch möchte an dieser Stelle gern noch einmal unterstreichen: Wir arbeiten für Bildung und setzen uns für mehr Lehrerinnen und Lehrer im sächsischen Schuldienst ein.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  3. Katja 2 Jahren vor

    Wenn Personen verbeamtet sind, kann man sie doch überall einsetzen und sie versetzen. Dafür ist ja das Beamtenverhältnis da, um die Leute bedarfsgerecht einzusetzen.