»Schulen sind und werden nicht die Brutstätten der Infektionen sein«
Steigende Corona-Infektionen in Deutschland sorgen den Infektiologen Prof. Reinhard Berner. Im Interview beklagt er eine »gewisse Lässigkeit der Bevölkerung« im Umgang mit der Pandemie. Das wird auch Folgen für den Schulbetrieb haben.
Mitte Mai öffnete Sachsen unter Hygieneauflagen als erstes Bundesland wieder die Grundschulen. Damals prägten Sie den Satz »Infektionsschutzmaßnahmen an Schulen sind wichtig, aber viel wichtiger ist, was außerhalb der Schulen passiert«. Gilt für Sie der Satz auch heute noch?
Der Satz ist genauso wahr wie im Mai. Was wir im Moment beobachten, erinnert sehr an die Ereignisse im Frühjahr. Damals wie heute steigen die Infektionszahlen, was sicher auch auf eine gewisse Lässigkeit der Bevölkerung im Umgang mit der Infektion zurückzuführen ist. Man hält sich nur zum Teil an Regeln oder auch gar nicht. Wir haben immer gesagt, dass das dazu führen wird, dass der Eintrag in Schulen oder Kitas auch nicht ausbleiben wird. Wenn wir ein höheres Infektionsgeschehen in der Population haben, dann werden wir eben auch Infektionsfälle in Schulen haben. Die Schulereignisse werden dann in der Öffentlichkeit sehr stark wahrgenommen und gewinnen eine überhöhte Bedeutung, die nicht gerechtfertigt, sondern auf das Gesamtgeschehen zurückzuführen ist.
Im Rahmen einer Corona-Schulstudie führen Sie gerade die zweite Testrunde durch. Beobachten Sie eine Zunahme der Corona-Infektionen?
Wir sind noch mitten in der zweiten Runde, insofern kann ich nur über etwa die Hälfte der Untersuchungen und nur vorläufig berichten. Bisher sehen wir keine Zunahme der Infektion. Wobei ich immer wieder betonen muss, dass wir bei unseren Untersuchungen einen Blick zurück in die Vergangenheit werfen. Das heißt, wenn wir heute an Schulen Blutproben nehmen und nach Antikörpern suchen, dann stellen wir fest, ob bei Schülern zwischen Mai/Juni und heute Infektionen stattgefunden haben. Was aber in den vergangenen zwei oder drei Wochen passiert ist, in denen wir bundesweit einen sehr deutlichen Anstieg der Corona-Infektionen beobachten, darüber geben unsere Untersuchungen keinen konkreten Aufschluss.
Seit diesem Schuljahr herrscht Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen an Schulen. Für Schüler gilt Schulbesuchspflicht und Beachtung von Hygieneauflagen. Sind Schulen zwischenzeitlich zu Corona-Hotspots geworden?
Nein, definitiv nicht. Ich glaube, das kann man heute mit ziemlicher Sicherheit sagen. Natürlich kommt es auch zu Infektionen unter Schülern oder von Lehrern zu Schülern und umgekehrt. Aber es ist nicht zu beobachten, dass die Infektion bisher von Schulen in relevanter Weise nach außen getragen wird. Das würde ich auch in Zukunft nicht erwarten. Wir können davon ausgehen, Schulen sind und werden nicht die Brutstätten der Infektionen sein, aber sie werden auch nicht davon ausgenommen sein.
Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Entscheidung des Kultusministeriums, zunächst schrittweise und dann nach den Sommerferien vollständig im Regelbetrieb die Schulen zu öffnen, richtig gewesen ist. Natürlich gibt es vereinzelte Ereignisse, aber insgesamt keine relevante Zunahme an durchgemachten Infektionen. Das ist mir ein sehr wichtiger Punkt. Das heißt mitnichten, dass es so bleiben wird. Wenn Infektionszahlen ansteigen und wir insgesamt in der Bevölkerung nun kurz vor und dann nach den Herbstferien deutlich mehr Infektionszahlen haben werden, muss man sich darauf einstellen, dass dies auch die Schulen erreichen wird und der Regelbetrieb vielleicht nicht aufrechterhalten werden kann. Aber dass wir den Schülern diese Wochen des Schulbetriebs ermöglichen konnten, das ist nach meiner Überzeugung ein großer Gewinn und Segen für die Schüler.
Man gewinnt den Eindruck, dass aktuelle Corona-Infektionen in die Schulen hineingetragen werden und weniger in der Einrichtung passieren.
Genau, davon kann man im Moment ausgehen. Aber auch das wird sich natürlich ändern, wenn die Infektionszahlen weiter steigen. Dann wird auch das Risiko größer, dass Kinder Infektionen aus der Familie oder dem Umfeld in die Schulen tragen und dort natürlich die Infektion auch weitergeben können. Die Frage ist aber, ob ein Schüler nur einen oder zwei oder aber 30 andere Schüler ansteckt, wie man es ja im März befürchtet hatte. Damit würde ich weiterhin nicht rechnen. Es wird zur Weiterverbreitung kommen, das ist zu erwarten, aber die Annahme, dass Kinder nicht in überdurchschnittlichem Umfang oder sogar weniger zur Multiplikation beitragen, dafür sprechen viele Befunde auch aus anderen Ländern und daran würde ich im Moment weiter festhalten.
Spielen Jugendliche eine größere Rolle im Infektionsgeschehen, weil sie sozial stärker verknüpft sind?
Studien belegen, dass es schon einen Unterschied zwischen Kindern kleiner als 10 Jahre und Jugendlichen gibt. In unserer Schulstudie haben wir uns auch genau deshalb auf die Schüler der achten bis elften Klassen an weiterführenden Schulen konzentriert. Vorbehaltlich noch möglicher Änderungen bis zum Abschluss der zweiten Untersuchungsrunde kann man aber jetzt schon sehen, dass es auch in dieser Gruppe nicht zu einer starken Zunahme der Infektionszahlen gekommen ist. Aber auch das steht unter dem wirklich wichtigen Vorbehalt, dass Sachsen eben glücklicherweise bislang insgesamt niedrige Infektionszahlen hatte.
Zur Person:
Professor Dr. med. Reinhard Berner ist ausgewiesener Experte für Infektionskrankheiten von Kindern. Er ist Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden. Der Infektiologe berät das Kultusministerium wie zuletzt beim Schnupfenplan.
18 Kommentare
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Hallo Frau Winkler,
die Diskussionen zur Thematik und zum Einhalten der RKI Empfehlungen sind doch mehr als berechtigt. Warum können die Anfragen nicht so bearbeitet werden, wie es wünschenswert wäre. Mit konkreten Lösungsvorschlägen?
Warum werden RKI Empfehlungen ignoriert?
Verweise auf….kann jeder Blog Nutzer selbst durchführen. Hier im Blog melden sich doch größtenteils die Menschen, die sich damit bereits im Vorfeld beschäftigt haben! Und die sich SORGEN!
Kant zu zitieren ist absolut unpassend!
Jeder, der in einer GS oder Kita arbeitet, geht aktuell mit gemischten Gefühlen täglich zur Arbeit.
Außer Händewaschen und Lüften äuft doch nicht wirklich ein achtsames Hygienekonzept.
Die Gruppen sind durchmischt, GTAs finden mit externen Kräften statt, Elterngespräche…
Maskenpflicht nur bei Betreten des Schulhauses für Externe. Kinder haben die Maske im Grundschulalltag Null in Gebrauch. Die Entscheidungen den Schulleitern aufzuerlegen, ist Verantwortung vom Tisch fegen.Bitte äußern Sie sich, warum die AHA Regeln und die 3 G vom RKI in Sachsens Schulen keine Umsetzung finden, bitte ohne Verweis auf die 0,2 Prozent….Danke!
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Autor
Sehr geehrte Frau „GS L ü50“,
für Ihren Kommentar danke ich Ihnen. Seien Sie versichert, dass auch wir uns angesichts steigender Infektionszahlen im Freistaat sorgen. Auch wir gehen jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit und bewegen uns mit Bauchgrimmen im öffentlichen Raum. Gleichwohl versuchen wir seit Beginn der Pandemie wochen- wie feiertags bestmögliche und transparente Kommunikationsarbeit zu leisten und das nicht nur im Blog, sondern auch mit Pressearbeit und Kommunikation auf den sozialen/asozialen Medienkanälen. Wir werden spitzfindig provoziert, beschimpft, als Mörder verunglimpft oder uns werden völlig überflüssige Infektionsschutzmaßnahmen vorgeworfen. Von Beginn an galt für uns der Satz „Wie man’s macht, macht man’s falsch.“Wie Sie in Ihren Kommentar treffend formulieren, gibt das RKI Empfehlungen raus. Das RKI erlässt keine Gesetze oder Gebote. Die Empfehlungen können, aber müssen nicht buchstabengetreu vor Ort umgesetzt werden. Das gilt umso mehr, als dass das regionale Infektionsgeschehen selbst innerhalb des Freistaates deutliche Unterschiede aufweist. Ebenso sind die örtlichen, räumlichen, sachlichen und personellen Gegebenheiten an den Schulen vielfältig. Keine Schulart, keine Schule ist wie die andere. Aus guten Gründen können daher die staatlich vorgegebenen Infektionsschutzmaßnahmen vor Ort konkretisiert und auch verschärft werden. Wie uns unlängst Vertreterinnen und Vertreter aller Schularten bei einem Austausch im Ministerium versichert haben, ist die Schulpraxis dankbar für die Möglichkeit, eigenver-antwortliche Entscheidungen treffen zu können. So verlangen etwa viele Schulen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Schulgebäude, andere wiederum nicht, weil die Gänge ausreichend breit sind und Einbahnstraßensysteme umgesetzt werden können. Insofern ist das Zitat von Kant nicht unpassend, sondern absolut zutreffend.
Auch wenn es Sie vermutlich nicht beruhigen wird, möchte ich Sie dennoch auf einige Aussagen aus den aktuellen Empfehlungen des RKI vom 12. Oktober aufmerksam machen. Darin stellt das RKI fest, dass Schülerinnen und Schüler (SuS) zwar prinzipiell empfänglich für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind und andere infizieren können. Das RKI stellt aber auch fest, dass Kinder und jüngere Jugendliche jedoch seltener betroffen sind als Erwachsene und nicht Treiber der Pandemie sind. Ausbrüche würden in Schulen nach Wiedereröffnung der Bildungseinrichtungen in zunehmendem Ausmaß beobachtet. Sie könnten bislang gut kontrolliert werden, so das RKI. Oftmals erfolge der Eintrag in Schulen über Erwachsene. Das RKI bekennt sich zur Aufrechterhaltung eines regulären, zuverlässigen, kontinuierlichen Unterrichtsangebots als Präsenzunterricht. Komplette und präventive oder reaktive Schulschließungen müssten vermieden werden. Auch sollte ein Großteil des pädagogischen Personals und der SuS mit Vorerkrankungen ohne erhöhtes COVID-19-Risiko am Unterricht teilnehmen können, so das RKI.
Abschließend möchte ich Sie noch auf eine aktuelle Studie des Bonner Institute of Labor Economics (IZA) aufmerksam machen. Die Wiederöffnung der Schulen nach den Sommerferien habe das Infektionsgeschehen nicht angeheizt, schreiben die Forscher. Im Gegenteil: Die Öffnung der Schulen habe den Anstieg der Neuinfektionen sogar abgebremst. Die Autoren liefern dafür mehrere mögliche Erklärungen. Zunächst fiel das Ende der Sommerferien in eine Phase mit insgesamt niedrigen Infektionsraten. Außerdem wendeten die Schulen strikte Hygienemaßnahmen an. Hinzu komme, dass viele Eltern nach den Erfahrungen mit dem „Homeschooling“ besondere Vorsicht walten ließen, um keinen erneuten Betreuungsengpass zu riskieren.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund.
Viele Grüße
Dirk Reelfs
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Mein Eindruck ist ,dass in den Antwortbeiträgen alle Sorgen runtergespielt und kleingeredet werden, teilweise auf arrogante Art und Weise(Verweis auf Kant).Kann man ja auch gut vom sicherem Schreibtisch aus…
Mit freundlichen Grüßen
Lehrerin Oberschule 36.Dienstjahr-
Liebe Carolin Kötter,
vielen Dank für Ihre Meinung. Es ist sehr schade, dass Sie diesen Eindruck gewinnen.
Herzliche Grüße
Lynn Winkler
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Hallo,
vom RKI gibt es seit 12.10. eine Empfehlung zu „Präventionsmaßnahmen in Schulen während der COVID-19-Pandemie“. Darin wird u. a. eine Klassen-/ Gruppentrennung und tragen eines MNB bei Durchmischung von Gruppen und gleichzeitiger Unterschreitung des 1,5m-Abstandes empfohlen – alles, was es vor den Sommerferien in Grundschulen in Sachsen gab.
Leider wurden die Konzepte nach den Sommerferien an (einigen) GS aufgehoben mit dem Hinweis, jeder Schulleiter darf selbst entscheiden. Also komplette Durchmischung und keinerlei Masken (auch nicht auf Gängen).
Wieso werden solche Maßnahmen nicht verpflichtend den Schulleitern wieder vorgegeben? Gerade in Hinblick, dass es doch nun vermehrt zu (Einzel-)Fällen in Schulen kommt und damit viele Kinder in Sicherheitsquarantäne müssen. Gäbe es die o. g. Maßnahmen, würde die Sicherheitsquarantäne nur einen Teil der Schüler betreffen und der Präsenzunterricht könnte für viele weitergehen. -
Es ist so lächerlich, natürlich werden die Viren in die Schule hineingetragen, können ja von sichaus dort wohl kaum existieren. Aber wie ist es mit den Angehörigen? Die Schüler werden sich sicherlich draußen angesteckt haben, wenn dann das entsprechende Kind zu Hause bleibt und eventl. noch die Klasse ich Quarantäne ist. Was passiert aber mit Geschwisterkindern in anderen Schulen? Diese gehen lustig weiter in die Schule, passiert in Sachsenanhalt. Es gilt nur für die Schule mit dem kranken Kind, aber nicht füe die Kinder aus der anderen Schule, obwohl sie in einem Haushalt leben. Es ist schon lustig, wie hier einem ein Konzept vorgespielt wird, das gar nicht bis zm Schluss durchdacht ist.
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In unserer Grundschule kam die Mutter eines Schülers in Quarantäne nachdem Sie am Arbeitsplatz einem unmittelbaren Kontakt mit einem COVID19 Fall hatte. Der Sohn besuchte allerdings während der gesamten Dauer der Quarantäne der Mutter die Schule und die kleine Schwester weiterhin die Kita. Im Haushalt war die Familie weiterhin zusammen, die Mutter konnte sich natürlich nicht von ihren Kindern isolieren. Das Gesundheitsamt hat nur für die Mutter Quarantäne angeordnet. Wir verstehen diese Regeln nicht. Damit ist das Eintragen der Infektion in die Klassen doch vorprogrammiert. Es fehlen verbindliche Regeln für den Umgang mit Schülern, die in einem Haushalt leben, in dem sich ein Elternteil in Quarantäne befindet. Diese Kinder besuchen momentan weiterhin die Schule in der keine Abstandsregeln gelten!
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Ich kann für viele Eltern mit Kindern in Kita und Grundschule sprechen, dass wir uns Sorgen darum machen, dass in den Kitas und Grundschulen nicht gelüftet wird, weil dies allein aus baulichen Gegebenheiten nicht mglich ist. Unsere Kinder in der Grundschule schwitzen im Sommer, weil der Bau keinen Durchzug ermöglicht und nun sind auch die diffusen Vorgaben bzgl. der Eindämmung der Aerosole durch Lüften nicht umsetzbar, weil Fenster teilweise nur kippbar sind und so angeordnet, dass kein Durchzug entstehen kann. Ebenso gibt es in der Kita keine Fenster, die gefföffnet werden können. (Mir ist klar, dass Sie nicht für Kitas zuständig sind, dennoch sind die Hygieneregeln in Grundschule und Kita gleich und ich erlaube mir, deshalb hier in diesem Kommentar auch über Kitas zu sprechen) Wir haben Angst um unsere Großeltern, die in vielen Familien stark in den Alltag von Bringen und Abholen eingebunden sind, die in den Ferien besucht werden und die eigentlich besonders geschützt werden sollten. Die Ausbreitung des Virus durch Eintragung und Weiterverbreitung in den Schulen und Kitas besorgt uns sehr und mann kann sich im Alltag noch so gut schützen, wenn es die Kinder dann aus der Einrichtung mitbringen und die Großeltern anstecken. Warum werden beispielsweise keine Lüftungsanlagen in die Schulen eingebaut oder Abstandsregeln und Masken empfohlen? Wir sehen unsere Einrichtungen als überhaupt nicht vorbereitet. Familien mit Kindern werden momentan zu potentiell hoch gefährdeten Bevölkerungsgruppen und ich kenne viele Famillien in Mehrgenerationenhaushalten die sich durch den engen Kontakt zu Kindern, die ungeschützt permanent in Cluster-Situationen den Tag verbringen, ernstahft Sorgen machen.
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Frau Winkler,
es wurde nach Lüften bei sehr kaltem Wetter gefragt. Wie lange bzw. zu welchen Temperaturen Unterricht zumutbar ist.
Wie sollen Räume auf eine Temperatur kommen, um Stillsitzen und Schreiben zu können?
Eben nicht mit eiskalten Händen?
Mit Handschuhen?Diese Frage haben Sie nicht beantwortet .
Mit freundlichen Grüßen
aus Leipzig-
Liebe Leipzigerin59,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Allerdings bin ich doch sehr irritiert, dass, trotz der bereits getanen Aussagen, das Thema Lüften noch immer Fragen aufwirft. Deswegen gestatten Sie mir bitte, dass ich vor meiner Antwort ein passendes Zitat von Immanuel Kant voranstelle und es wirken lasse: „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Im Übrigen ist das Lüften kein neues Phänomen, das gab es schon vor Corona. Es gab tatsächlich Schulen, die auch im Winter – ohne Corona-Hintergrund – während des Unterrichts gelüftet haben. Für alle Verdutzten, für die das Thema Lüften im Winter völlig neu ist, hier noch einmal die klaren harten Fakten:
1. Spätestens nach 30 Minuten sollte gelüftet werden. Es handelt sich um ein Stoßlüften und nicht um ein Lüften, das komplett den Raum auf Minusgrade herunterkühlt.
2. Zum Lüften kann auch eine Pause eingelegt werden, sodass die Schülerinnen und Schüler bei der Lüftung nicht bibbernd am Fenster sitzen müssen.
3. Es gibt – wie auch im Sommer beim Thema „Hitze im Klassenzimmer“ – keine klare Temperaturdefinition. Hier verweise ich auf das oben genannte Zitat.Herzliche Grüße
Lynn Winkler
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Ob Schulen Brutstätten sind kann man meiner Meinung nach ganz gut beurteilen, wenn man das Infektionsgeschehen in den Schulen mit dem in ganz Sachsen vergleicht. Da muss man sich dann auch nicht auf sein Gefühl verlassen. Insofern bin ich sehr dankbar, dass jetzt die Infektionszahlen in Schulen veröffentlicht werden.
Am Freitag der 41. KW lag die Inzidenz in ganz Sachsen bei 16, bei den Schülern bei 11 (Punkt für Prof. Berner) und bei den Lehrern bei 45 (Risikoberuf).
Ich hoffe sehr, dass Prof. Berner mit seiner Prognose Recht behält, erkenne aber die Grundlage für seine Behauptungen nicht. Er selbst ist als Infektiologe kein Experte für diese Fragen und bei den Experten (Virologen) ist mir keiner bekannt, der das so hoffnungsfroh wie Prof. Berner ausdrückt. Ich empfinde die Wir-wissen-was-wir-tun-Attitüde als etwas arrogant und habe auch schon viele Wissenschaftler erlebt, die ganz offen sagen, dass wir uns teilweise im experimentellen Bereich bewegen. Damit kann ich besser umgehen.
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Vielen Dank, T. Land, für diesen Kommentar. Die Inzidenz müsste m.E. bei der wöchentlichen Veröffentlichung der Zahlen von infizierten Schülern und Lehrern mit veröffentlicht werden- nicht jeder wird sich das selbst ausrechnen können.
Dann wird man sehen, ob sich die Prognosen von Prof. Berner halten lassen. Ein Schutz gegen die Infektion muss auch für Lehrer möglich sein, angesichts voller Klassenräume und der Aussetzung der Abstandsregeln in der Schule ist dies jedoch momentan nicht umsetzbar.
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Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich kenne die Allgemeinverfügung und die Regelungen zum Lüften.
Auf meine Fragen sind Sie leider nicht eingegangen. Ist es zumutbar, dass Schüler/innen und Lehrer/innen in völlig unterkühlten Räumen sind und dadurch häufig erkältet? Ab welcher Raumtemperatur ist Unterricht nicht mehr zumutbar?-
Bitte im Blick behalten: Darin steht nicht, dass während der gesamten Unterrichtsstunde gelüftet werden muss. Außerdem steht darin, dass entsprechend der Gegebenheiten (z. B. bei niedriger Außentemperatur) für das Lüften eine Pause stattfinden kann, die Schülerinnen und Schüler also nicht bibbernd vor dem offenen Fenster sitzen müssen. Eine konkrete Raumtemperaturangabe gibt es nicht – wie es auch bei „Hitzefrei“ keine konkrete Nennung gibt. Hier entscheidet die Schulleitung entsprechend den Gegebenheiten vor Ort. Wir stehen im Übrigen im engen Kontakt mit den Schulleiterinnen und Schulleitern (erst letzte Woche gab es wieder ein Treffen), um die Corona-Maßnahmen an Schulen stetig zu reflektieren. Beim Thema Lüften sahen die Schulleiterinnen und Schulleiter keine Probleme.
Herzliche Grüße
Lynn Winkler
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Sehr geehrter Herr Prof. Berner, sehr geehrter Herr Reelfs,
wie bewerten Sie denn auf Grundlage Ihrer Studienergebnisse das Infektionsgeschehen an Schulen mit gehäuften Fällen, z.B. das „Glückauf“- Gymnasium Altenberg mit momentan 18 positiv getesteten SuS und 2 Lehrkräften?
Schulen „werden nicht Brutstätten der Infektionen sein“?Freundliche Grüße,
Herr Z.-
Lieber Herr Z.,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Dazu möchte ich Sie gern auf die Antwort zu Frage 1 hinweisen:
„Was wir im Moment beobachten, erinnert sehr an die Ereignisse im Frühjahr. Damals wie heute steigen die Infektionszahlen, was sicher auch auf eine gewisse Lässigkeit der Bevölkerung im Umgang mit der Infektion zurückzuführen ist. Man hält sich nur zum Teil an Regeln oder auch gar nicht. Wir haben immer gesagt, dass das dazu führen wird, dass der Eintrag in Schulen oder Kitas auch nicht ausbleiben wird. Wenn wir ein höheres Infektionsgeschehen in der Population haben, dann werden wir eben auch Infektionsfälle in Schulen haben. Die Schulereignisse werden dann in der Öffentlichkeit sehr stark wahrgenommen und gewinnen eine überhöhte Bedeutung, die nicht gerechtfertigt, sondern auf das Gesamtgeschehen zurückzuführen ist.“
Herzliche Grüße
Lynn Winkler
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Ich bin Lehrerin und unterrichte an einer weiterführenden Schule. Wir lüften in den Unterrichtsräumen wie empfohlen. Das führt dazu, dass immer mehr Schüler/innen und Lehrer/innen erkältet sind. Was wird, wenn die Temperaturen noch weiter zurückgehen. Es ist schon jetzt in den Klassenräumen (trotz dicker Kleidung) unangenehm kalt. Ab welcher Raumtemperatur ist Unterricht nicht mehr zumutbar?
Danke-
Hallo Berit,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Wer Fragen zum Lüften im Klassenzimmer hat, kann gern die Details in der Allgemeinverfügung (2.9.) nachlesen: https://www.coronavirus.sachsen.de/download/SMS-Allgemeinverfuegung-Schulen-Kitas-2020-08-13.pdf.
„… sämtliche genutzte Räumlichkeiten sind täglich mehrfach gründlich zu lüften. Unterrichtsräume sollen darüber hinaus mindestens einmal während der Unterrichtsstunde, spätestens dreißig Minuten nach deren Beginn, gründlich gelüftet werden.“
Und weiter im Begründungsteil (Zu 2.2.bis 2.11.), Seite 8:
„Um eine Konzentration von Aerosolen zu vermeiden, sollen die Unterrichtsräume auch während einer Unterrichtsstunde mindestens einmal gelüftet werden. Davon kann abgesehen werden, wenn dies z.B. wegen einer laufenden Klassenarbeit nicht möglich ist, ohne dass Schüler die Arbeit unterbrechen müssten. Ob das Lüften während der Unterrichtsstunde mit einer kurzen Pause verbunden sein muss, ist von den örtlichen Gegebenheiten und der Witterung abhängig.“
Herzliche Grüße
Lynn Winkler
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