Kurth beruft Expertengremium für politische Bildung

Kurth beruft Expertengremium für politische Bildung

Mit dem Ziel, die politische Bildung und Demokratieerziehung an Sachsens Schulen zu stärken, hat Kultusministerin Brunhild Kurth heute ein Expertengremium berufen. Das Gremium soll dazu bis zum Sommer dieses Jahres ein Handlungskonzept erstellen.

„Erziehung für die Demokratie ist eine zentrale Aufgabe für Schule. Kinder und Jugendliche müssen Demokratie und demokratisches Handeln erlernen. Sie sollen die Vorzüge, Leistungen und Chancen der Demokratie erfahren und erkennen. Demokratische Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sowie Toleranz dürfen niemals zur Disposition stehen. Diese Werte muss Schule Kindern und Jugendlichen vermitteln“, so Kultusministerin Brunhild Kurth.

Mit der Initiative reagiert Kultusministerin Kurth auf Ergebnisse aus dem Sachsen-Monitor. Bei der repräsentativen Umfrage zeigte ein relativ hoher Anteil der jungen Generation menschenfeindliche oder gar rechtsradikale Einstellungen. Die Ministerin richtete den Blick aber auch über die Schule hinaus. „Unsere demokratischen Werte zu leben und zu verteidigen ist nicht allein Aufgabe von Schule. Alle gesellschaftlichen Kräfte, die in Vereinen, Verbänden, Kirchen, Wirtschaft und Politik Verantwortung tragen, haben eine Vorbildfunktion und tragen damit Verantwortung für eine demokratische, tolerante und solidarische Gesellschaft. Die Sozialisation vor dem Schulbesuch und das soziale Umfeld außerhalb von Schule prägen junge Menschen fast noch stärker als politische Bildung und eine demokratische Schulkultur“, so Kultusministerin Brunhild Kurth.

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Das von der Ministerin berufene Gremium setzt sich zusammen aus Vertretern der Wissenschaft, Schulverwaltung und -praxis, des Landeselternrates und Landesschülerrates sowie aus der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und des Sächsischen Bildungsinstitutes.

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oben v.l.n.r. Werner Rellecke, Friedrich Roderfeld, Bela Beláfi, Ralf Seifert, Marion Reimann, Anja Neubert (i.V. von Prof. Dr. Alfons Kenkmann), Michaela Bausch, Dr. Frank Pfeil, Winfried Kühner, Alexander Ahrens, Brunhild Kurth, Prof. Dr. Anja Besand.

Mitglieder des Expertengremiums:

  •       Prof. Dr. Anja Besand, Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der TU Dresden
  •       Michaela Bausch, Referentin für politische Bildung in der Sächsischen Bildungsagentur,
  •       Michael Becker, Vorsitzender Landeselternrat Sachsen,
  •       Béla Belafi, Direktor Sächsische Bildungsagentur,
  •       Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Professor für Geschichtsdidaktik an der Universität Leipzig,
  •       Winfried Kühner, Abteilungsleiter im Kultusministerium,
  •       Peter Müller, Lehrer und Fachberater für Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft,
  •       Thomas Paul, Lehrer und Fachberater für Geschichte,
  •       Marion Reimann, Sächsisches Bildungsinstitut, Expertin für Qualitätsentwicklung an Schulen,
  •       Werner Rellecke, stellv. Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung,
  •       Friedrich Roderfeld, Vorsitzender Landesschülerrat Sachsen
  •       Ralf Seifert, Moderator

Bei der Berufung auch dabei – aber nicht Mitglied im Gremium – ist der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (erste Reihe, Zweiter von links). Als Mitglied im Beirat zum Sachsen-Monitor hielt er einen Impulsvortrag.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

10 Kommentare

  1. Gabriele 7 Jahren vor

    Gabriele
    Februar 8, 2017
    Hallo, ich bin Lehrerin seit 40 Jahren und werde im März 63 Jahre alt. Per 1.4.2016 könnte ich mit Abschlag in Rente gehen. Ich arbeite aber freiwillig bis 2019 weiter.
    Nun heißt es, dass nur die Lehrer eine finanzielle Zuwendung bekommen, die bereits gekündigt oder den Arbeitsvertrag aufgehoben haben und nun überzeugt werden sollen, weiter zu arbeiten. Die anderen bekommen die Zuwendung nicht, ich zum Beispiel. Ist das nicht in höchstem Grade ungerecht?Denn auch ich und andere Kollegen ab 63 stellen doch ihre Kraft zur Verfügung.

    • Manja Kelch - SMK 7 Jahren vor

      Hallo Gabriele,

      bitte wenden Sie sich mit diesem Anliegen vertrauensvoll an Ihre zuständige Regionalstelle der Sächsischen Bildungsagentur. Diese entscheidet über die Bindungszulage ab 63.

      Viele Grüße

  2. Freilerner 7 Jahren vor

    Lehrer: „Heute beginne ich mit der Einführung in die Demokratie.“
    Schüler: „Lassen Sie uns darüber abstimmen!“
    Lehrer: „Das ist im Lehrplan nicht vorgesehen.“
    Merke: Diese Initiative geht nicht auf Schüler zurück, die Demokratie erlernen wollen, sondern auf die Obrigkeit, die einer Umfrage entnommen hat, dass die jungen Menschen nicht so denken, wie das die Politiker gerne hätten. Also setzen sich jetzt Experten zusammen, um ein Konzept auszuarbeiten, darüber wie man den Heranwachsenden zwangsweise beibiegt, was man für richtig hält. Das ist zum Glück überhaupt nicht überheblich oder menschenfeindlich oder gar rechtsradikal (die gleiche herablassende Einstellung zum Jungvolk hatten die Nazis ja auch).
    Ich glaube, am besten lernen Menschen Demokratie, indem Politiker Demokratie ernst nehmen und vorleben. Ich meine, wer war es denn, der unzählige Einsprüche von Bürgern zum neuen sächsischen Schulgesetz in den Papierkorb befördert hat? Aber anderen Leuten Demokratie beibringen wollen!

    • Autor
      Dirk Reelfs - SMK 7 Jahren vor

      Sehr geehrter „Freilerner“,
      Ihre letzte Aussagen will ich nicht unkommentiert lassen. Die Dialogforen zum Entwurf des Schulgesetzes haben eines auch deutlich zutage treten lassen. Die Kenntnis über den aufwendigen Weg eines Gesetzesverfahrens, war vielen Teilnehmern nicht bekannt. Das zeigte sich unter anderem am enormen Interesse an der grafischen Darstellung eines Gesetzgebungsprozesses. Die Poster (http://www.schule.sachsen.de/download/download_bildung/sgn_klasse_18_01_2016_infografik.pdf) mussten nachgedruckt werden, weil vielen Diskussionsteilnehmer gar nicht bewusst war, wie viele an dem Prozess mitwirken und Einfluss nehmen können und wie langwierig so ein Prozess ist. Und noch ein wichtiger Aspekt wurde deutlich: Das Poster offenbarte, dass wir in einer parlamentarischen Demokratie und nicht in einer Basisdemokratie leben. Gesetze werden demzufolge nicht basisdemokratisch erstellt und entschieden, sondern von den vom Volk gewählten Vertretern. Dieses hätten wir, die wir im Kultusministerium die Dialogforen organisierten, vermutlich noch viel deutlicher machen müssen. Im Machhinein bedauere ich den Fehler sehr.
      Viele Grüße

  3. Josi 7 Jahren vor

    Vielleicht würde es erstmal helfen, die Schule an sich demokratischer zu gestalten. Zum Beispiel ohne Anwesenheitszwang, mit Selbstbestimmung und direkter Mitbestimmung. Ich denke da an die Konzepte der freien demokratischen Schulen, die sind reine Lehrstücke der Demokratie, Toleranz und Selbstbestimmung, wie es eben im Sinne der Schulpflicht überhaupt möglich ist.
    Was soll man auch von jungen Leuten erwarten, die ständig alles vorgegeben bekommen, was sie tun und denken sollen? Was soll man auch erwarten von Kindern, die gezwungen werden jahrelang eine bestimmte Einrichtung zu besuchen ohne die Chance diese verlassen zu können, wenn es sich für sie falsch anfühlt? Der Zwang, nun auch noch ordentliche Demokratie in Form eines weiteren Unterrichtsfaches beigebracht zu bekommen, kann doch nicht wirklich Verbesserung bewirken. Was soll ein Kind denken, wenn der Lehrer vorgibt, was demokratisch und tolerant ist ohne praktischen Bezug (denn wenn eine Obrigkeit wie ein Lehrer mir vorgibt, was richtig ist, ist das eben keine gelebte Demokratie)? Im Übrigen müssen die Kinder ja dann an der Unterrichtsstunde teilnehmen im Rahmen der Schulpflicht, was auch wieder undemokratisch ist.

  4. Sandra Hofmann 7 Jahren vor

    Grundsätzlich kann man dem Gremium in soweit Recht geben, dass unsere Kinder und Jugendlichen die Demokratie und demokratisches Handeln erlernen. ABER, und hier fängt es an, es darf eben nicht nur auf die Bekämpfung rechter Gesinnung geschaut werden, sondern auf jegliche Demokratie gefährdende Einstellung, also auch die von links und religiös motiviert. Ich finde es unerträglich, wenn einerseits Politiker die Werte der Demokratie hochhalten wollen und andererseits mit linksextremen Gewalttätern gemeinsam demonstrieren gehen und sich selbst auf Ansprache nicht distanzieren. Ich finde es unerträglich, wie sich Menschen aufgrund einer Meinung dazu hinreißen lassen, Arbeitgeber zur jeweiligen Meinung zu verständigen, einen Shitstorm auslösen und konservativen Blogs die Einnahmequellen zunichte gemacht werden. Oder wie linksextreme z.B. das Ballhaus Watzke angreifen, nur weil sie einer demokratischen Partei Räume vermietet hat. All das und mehr sind für mich Zeichen, dass die Demokratie und unsere Meinungsfreiheit und unsere Meinungsvielfalt nicht nur von rechts in Gefahr ist, sondern auch von links. Und das darf bei der Diskussion nicht vergessen werden. Die Kinder und Jugendlichen sollten so erzogen werden, dass sie in der Lage sind sich aufgrund von Fakten (und nicht aufgrund einer Ideologie) eine Meinung zu bilden und diese ohne Gewalt und Ressentiment wiederum Fakten basierend zu verteidigen und niemanden aufgrund seiner Meinung zu verurteilen oder ein ideologisches Etikett aufzukleben. Freies Denken, freie Diskussion, freie Meinungsbildung für alle. Und leider sehe ich in Ihrem Statement wiedermal nur die Gefahr von Rechts erwähnt und daher kann ich das in Gänze nur ablehnen. Ungleichgewichtung oder gar das Veleugnen anderer Gefahren sind Teil der Spaltung der Gesellschaft und dürfen nicht in die Köpfe der Kinder gepflanzt werden.

    • Autor
      Dirk Reelfs - SMK 7 Jahren vor

      Sehr geehrte Frau Hofmann,
      Grundlage der politischen Bildung an Schulen, aber auch der Ausbildung von Lehrern, ist der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Er formuliert drei ganz wesentliche didaktische Leitgedanken für die politische Bildung von Schülern. Die erste Vorgabe für den Unterricht von Lehrern ist das Überwältigungsverbot. Es ist Lehrern nicht erlaubt, Schüler mit erwünschten Meinungen oder Sichtweisen zu überrumpeln. Schüler sollen vielmehr in die Lage versetzt werden, sich selbst ein Urteil zu bilden. Hier genau verläuft nämlich die Grenze zwischen politischer Bildung und Indoktrination oder gar Umerziehung, wie manch einer den Schulen unterstellt. Indoktrination ist unvereinbar mit der Rolle des Lehrers in einer demokratischen Gesellschaft. Das Ziel der politischen Bildung muss immer ein mündiger Schüler sein. Politiklehrer müssen sich davor hüten, Schüler zu moralisieren oder gar zu missionieren. Der Beutelsbacher Konsens fordert von Pädagogen auch, dass sie politische Problemstellungen kontrovers behandeln. Das Kontroversitätsgebot ist der zweite didaktische Leitgedanke. Wenn etwa die Flüchtlingskrise im Unterricht thematisiert wird, dann müssen sowohl Chancen als auch Risiken von Zuwanderung klar benannt und im besten Fall diskutiert werden. Wenn im Unterricht die Gefahren des Rechtsextremismus behandelt werden, dann müssen sich Schüler zwangsläufig auch mit der linksterroristischen Gewalt beschäftigen. Einen Unterricht, der sich nicht mit Gegenpositionen auseinandersetzt, darf es nicht geben. Unterschiedliche Standpunkte dürfen nicht unter den Tisch fallen, Optionen und Alternativen müssen erörtert werden. Die dritte Vorgabe für den Unterricht ist die Schülerorientierung. Dieses Prinzip soll den Schüler in die Lage versetzen, die politische Situation der Gesellschaft und seine eigene Position zu analysieren und sich aktiv am politischen Prozess zu beteiligen.
      Insofern möchte ich Sie beruhigen und bedauere, dass Sie mit der Bezugnahme auf die Ergebnisse des Sachsen-Monitor, den Eindruck bekommen haben, es ginge nur um die Bekämpfung von rechtsextremer Gesinnung. Das ist mitnichten so gemeint. Schule muss Schüler in die Lage versetzen, ihr Leben im demokratischen Miteinander selbständig zu meistern. Schüler sollen lernen, so wie Sie schreiben, frei zu denken, frei zu diskutieren und sich frei eine Meinung bilden können – und das immer auf der Basis der demokratischen Verfassung und universeller Werte, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität sowie Toleranz und die Achtung der Menschenwürde. Demokratie muss schon allein deshalb auf Zwangsinstrumente verzichten, wenn es um Gesinnungen und Einstellungen geht. Sie darf mit Optimismus darauf vertrauen, dass sich die Kraft der guten Idee, die in der Praxis erfahrbar wird, gleichsam von alleine durchsetzt.
      Viele Grüße

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