Im Bildungsland Sachsen 2030 geht es voran. Nach den Herbstferien verabschieden sich elf öffentliche Schulen teilweise von Noten und erproben im Rahmen eines Schulversuches alternative Bewertungsformen.
Als im Zuge des Projektes »Bildungsland Sachsen 2030« Kultusminister Christian Piwarz Expertenräte berief, schlugen diese nach umfangreichen Beratungen vor, Noten durch alternative Rückmeldeformate zur Leistungsbewertung zu ersetzen. Im anschließenden Praxischeck in Bürgerforen wurde die Empfehlung sehr kontrovers diskutiert. Es gab sowohl Befürworter als auch Gegner der Idee. Aus dem Kreis der Schulen kam allerdings verstärkt der Wunsch auf, andere Methoden der Bewertung von Schülerleistungen zumindest zu ermöglichen.
Genau dies sieht die aus dem öffentlichen Beratungsprozess entwickelte Gesamtstrategie des Kultusministeriums vor. Sachsens Schulen sollen die Möglichkeit bekommen, alternative Systeme der Leistungsbewertung zu erproben, wenn sie eine differenziertere und objektive Einschätzung der Schülerinnen und Schüler ohne Mehraufwand für Lehrkräfte entwickeln wollen, heißt es im Strategiepapier des Kultusministeriums. In Grundschulen kann dies in Abstimmung mit der Schulaufsicht erfolgen, wenn sich Schulkonferenzen, also Schüler, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam dafür entscheiden. Ziffernnoten in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht gibt es jedoch weiterhin.
Was bislang nur auf dem Papier stand, wird nun Realität. Zehn öffentliche Grundschulen und eine lernzielgleiche Förderschule werden nach den Herbstferien alternative Wege der Leistungsbewertung im Rahmen eines Schulversuchs erproben. Auf Grundlage eigens entwickelter Konzepte erhalten Schülerinnen und Schüler dieser Schulen damit keine Noten mehr in den Fächern Musik, Kunst, Werken, Sport, Ethik/Religion und Englisch. Aber nicht alle Schulen starten sofort in allen Fächern mit alternativen Bewertungen.
Die Schulen hatten sich zuvor um eine Teilnahme beworben. Der Schulversuch erstreckt sich über vier Jahre und wird von der TU Dresden wissenschaftlich begleitet.
»Ob mit Noten oder ohne – alles hat seine Vor- und Nachteile. Der Schulversuch soll mehr Klarheit und Sicherheit in der Bewertung von Schülerleistungen bringen«, so Kultusminister Christian Piwarz. So ist es auch Ziel des Schulversuches, neue pädagogische Ansätze zur Stärkung einer entwicklungsförderlichen Feedbackkultur zu erproben. Dabei sollen zum Beispiel eine Materialsammlung für fachspezifische Bewertungsmöglichkeiten, Empfehlungen zum Umgang mit unterschiedlichen Formen der Leistungseinschätzung von Schülern und zur Kommunikation mit Eltern erarbeitet werden.
Diese Schulen nehmen am Schulversuch teil
Region Bautzen
- Grundschule Beiersdorf
- Grundschule »Emil Ufer« Olbersdorf*
- Grundschule »Am Gickelsberg« Kamenz
- Grundschule Großpostwitz
Region Chemnitz
- Rudolfschule Grundschule Chemnitz
- Förderzentrum »Erich Kästner«
Region Dresden
- 6. Grundschule »Am Großen Garten« Dresden
- Grundschule Schönfeld
- Grundschule Radeburg
- Arita-Grundschule Meißen
- Johannesschule-Grundschule Meißen
*Korrektur: Im Text hatte sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Statt »Obersdorf« muss es »Olbersdorf« heißen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen und danken dem Hinweisgeber.
Es gibt doch bereits alternative Schulen,die völlig problemlos ohne Noten auskommen. Und zwar ohne,dass die Schülerinnen und Schüler das Arbeiten einstellen. Warum fragt man die nicht nach ihren Erfahrungen?
Ich denke hierbei geht es darum, dass die TUD den Versuch „wissenschaftlich begleitet“. Das gab es an den anderen Versuchsschulen oder Freien Schulen bislang so noch nicht. Man hätte das Geld für die Studie jedoch m. E. nach wirklich anders verwenden können, nämlich – wie Herr Bohn schrieb – , durch die Erfahrungswerte von vielen Freien Schulen Sachsens, die bereits seit zwei Jahrzehnten diesen Modus durchführen. Ich finde es schade, dass offensichtlich das Rad immer wieder neu erfunden werden muss. Oder gibt es Erklärung hierzu, weshalb man auf die jahrelangen Erfahrungen verzichtet?