Wie lernen Kinder in Zukunft?

Wie lernen Kinder in Zukunft?

Am 21. April hat Kultusminister Christian Piwarz den offiziellen Auftrag erteilt, um die Schule der Zukunft vorzubereiten: Seitdem diskutieren vier Expertenräte in den Bereichen Lernen, Steuerung, Professionalisierung und Infrastruktur konkrete Handlungsempfehlungen an das Ministerium. In dieser Artikel-Serie stellen wir die vier Expertenräte vor.

Teil 1: Expertenrat »Lernen«

26 Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen hat das Sächsische Kultusministerium (SMK) für das Thema »Lernen« zusammengerufen. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich und bringen dabei ihre individuelle Expertise ein, um am Ende konkrete Handlungsempfehlungen zu formulieren (eine Übersicht über die Mitglieder finden Sie hier). Im Expertenrat »Lernen« treffen dabei Vertreterinnen und Vertreter von Landeselternrat und Landesschülerrat auf Lehrerinnen und Lehrer der unterschiedlichen Schularten. Aber auch Schulleiterinnen und Schulleiter, Schulträger, künftige Arbeitgeber, gemeinnützige Organisationen aus dem Bildungssektor sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen sind in dem Expertengremium vertreten.

Zwei Treffen haben bereits stattgefunden: Über drei Stunden dauerte die zweite Sitzung am 11. Mai. Moderatorin Melanie Hörenz begleitet das Gremium dabei, die eigene Arbeit zu organisieren und zu den im Vorfeld erarbeiteten strategischen Zielen frei zu diskutieren. Die Arbeit des Gremiums ist dabei über eine interne digitale Plattform organisiert, die eigens für das Projekt entwickelt worden ist. Der Expertenrat »Lernen« hatte sich schon bei der Konstituierung am 21. April darauf verständigt, die Themen zunächst in Kleingruppen zu bearbeiten, um sie später mit der ganzen Gruppe zu diskutieren. »Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sehr wertschätzend, produktiv und konstruktiv miteinander gearbeitet«, berichtet Hörenz von der ersten Sitzung. »Sie sind sich ihrer Aufgabe und Verantwortung bewusst.«

Handlungsempfehlungen für die Zukunft

Foto: Ralf Menzel

Die Handlungsempfehlungen, die der Expertenrat im Laufe von vier Sitzungen erarbeiten wird, sollen Ende Juni an die fünf regionalen Bildungsforen weitergegeben werden. Dort können sie dann von sächsischen Bürgerinnen und Bürgern aus dem gesamten Schulkosmos hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit beraten und kommentiert werden (Hinweis: Noch bis 10. Juni ist es allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern möglich, sich für die regionalen Bildungsforen zu bewerben).

In der Folge werden die Handlungsempfehlungen wie auch die Kommentierungen im Ministerium zu einem realisierbaren Konzept verarbeitet, das ab 2024 in die praktische Umsetzung gehen soll. »Für uns ist wichtig, dass am Ende des Prozesses ein schlüssiges Gesamtkonzept mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen steht«, erklärt Dr. Georg Ronny Müller vom Sächsischen Kultusministerium das Verfahren. Er ist als zuständiger Referent im SMK Teil der Projektleitung und für die Gesamtkoordination des Projektes »Bildungsland Sachsen 2030« verantwortlich.

Müller hat gleichzeitig innerhalb der achtköpfigen Projektgruppe das Handlungsfeld »Lernen« mit vorbereitet. »Als Ausgangspunkt stand natürlich die Frage, welche Herausforderungen Schülerinnen und Schüler in Zukunft bewältigen müssen, wenn sie Schule hinter sich lassen und erfolgreich ins Leben starten wollen?«, beschreibt er die Vorgehensweise der Projektgruppe. Die große Themensammlung zu »Lernen« ist dabei unter anderem über ein umfangreiches internes Beteiligungsverfahren innerhalb der sächsischen Bildungsstrukturen zustande gekommen. Daraus hatte die Projektgruppe schließlich 16 strategische Ziele mit zahlreichen detaillierten Fragestellungen entwickelt.

Die möglichen Ziele reichen von der »Berücksichtigung der Bedürfnisse und Ressourcen aller schulischen Akteure«, dem Verhältnis von Fachunterricht und fächerverbindendem Lernen, den Umgang mit der Digitalisierung bis zur angemessenen Leistungsbewertung, sprich: der Benotung (alle Ziele finden Sie hier).

Reizthemen wie Benotung und Prüfungsformate

Foto: Ralf Menzel

Gerade die wachsende Komplexität der Gesellschaft und der Arbeitswelt der Zukunft sei eine der zentralen Herausforderungen für das Bildungssystem, erklärt Martina Adler. Sie ist Leiterin des Referats »Qualitätsentwicklung an allgemeinbildenden Schulen« des Landesamts für Schule und Bildung am Standort Radebeul und ebenfalls Teil der Projektgruppe. »Uns war es im Rahmen des Projektes sehr wichtig, die Perspektiven von außen zu bekommen, wie sie nur die Experten einbringen können«, erklärt sie die Funktion der Expertenräte. »Wenn wir die Themen nur innerhalb des Ministeriums gedacht hätten, hätten wir vermutlich gar nicht alle Aspekte berücksichtigt«, so Adler weiter. Sie sieht die im Vorfeld erfolgte Strukturierung der Themen als »Diskussions-Leitplanken«.

Dass dabei auch Reizthemen wie Benotung, Prüfungsformate oder Zeitkontingente enthalten sind, ist Martina Adler wie auch Georg Ronny Müller sehr bewusst. Und macht den Prozess für beide besonders spannend: »Im Einzelfall könnten auch unterschiedliche Empfehlungen nebeneinanderstehen, sollten sich die Experten nicht verständigen können«, erklärt Adler. Auch, wenn sich die beiden natürlich größtmögliche Einigkeit wünschen, um später mit klaren Empfehlungen weiterarbeiten zu können.

 

Text: Peter Stawowy

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

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