Unterrichtsversorgung gegenüber Vorjahr gesunken

Unterrichtsversorgung gegenüber Vorjahr gesunken

Immer mehr Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit. Gegenüber dem vergangenen Schuljahr ist die Unterrichtsversorgung gesunken. Das sind einige der Ergebnisse aus den sogenannten Kenndaten, die jetzt vorliegen.

Jedes Jahr müssen alle öffentlichen Schulen mehrere Wochen nach Start des Schuljahres zu einem bestimmten Stichtag eine Vielzahl von Daten erheben und der Kultusverwaltung anschließend melden. Die sogenannten Kenndaten geben unter anderem Aufschluss über die Zahl der Schüler und Lehrkräfte sowie die Unterrichtsversorgung.

Deutlicher Zuwachs an Schülern

Der nun vorliegenden Erhebung zufolge ist die Gesamtschülerzahl an den öffentlichen Schulen um etwa 13.000 Schüler auf rund 429.700 gestiegen. Im Wesentlichen ist der deutliche Anstieg auf die fast 9.500 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine zurückzuführen, die seit dem russischen Angriffskrieg von Schulen aufgenommen wurden. Der Schülerzahlzuwachs konzentriert sich vor allem auf die Ballungszentren Leipzig, Dresden und Chemnitz.

Zahl der Lehrkräfte steigt, mehr pädagogisches Unterstützungspersonal

Genau 34.349 Lehrkräfte und sonstige pädagogische Fachkräfte waren an Sachsens Schulen zum Stichtag tätig. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus von 219 Personen. Zudem ist an den Schulen mehr Unterstützungspersonal wie etwa Schulverwaltungsassistenten, Schulassistenten, Inklusionsbegleiter sowie Sprach- und Integrationsmittler tätig. Ihre Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr von 339 auf 668 Personen fast verdoppelt. In den Kenndaten nicht erfasst sind die rund 150 ukrainischen Assistenten, die befristet für den Unterricht ukrainischer Kinder und Jugendliche eingestellt worden sind.

Mehr Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit

Nicht alle Lehrkräfte stehen für den Unterricht voll zur Verfügung. So ist der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer, die in Teilzeit arbeiten von 34,5 Prozent im vergangenen Schuljahr auf 35,1 Prozent im aktuellen Schuljahr 2022/2023 gestiegen. Doch es gibt nicht nur mehr in Teilzeit arbeitende Lehrkräfte, sie arbeiten auch insgesamt weniger: Betrug die Teilzeitquote im Schuljahr 2021/2022 noch 92,1 Prozent, ist das Arbeitsvermögen je Lehrkraft im laufenden Schuljahr auf 87,6 Prozent gesunken. Dadurch sind rund 2.600 besetzte Stellen nicht unterrichtswirksam. Zudem gehen rund 171 Stellen für den Unterricht an allgemeinbildenden Gymnasien durch die sogenannte K6/K9-Ermäßigung* verloren. Weitere 755 Stellen sind aufgrund der Altersermäßigung** nicht unterrichtswirksam.

Unterrichtsabsicherung gesunken

Aus den Lehrerressourcen und den Vorgaben für die Klassenbildung ergeben sich die Zahlen für die Unterrichtsversorgung. Dabei wird unterschieden nach dem sogenannten Grundbereich (s. Tabelle 1), sprich die Absicherung der Stundentafeln und dem so genannten Ergänzungsbereich (s. Tabelle 2). Letzterer beschreibt die über die Unterrichtsabsicherung hinausgehenden Lehrerressourcen für zusätzliche Bildungsangebote wie Arbeitsgemeinschaften (z. B. Schulchöre, Theatergruppen). Danach war der Gesamtlehrerbedarf in allen Schularten am Stichtag lediglich zu 96 Prozent abgedeckt. Im Vorjahr war der Gesamtbedarf zu 97,5 Prozent gedeckt. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt ist die Unterrichtsversorgung aktuell zu 93 Prozent abgesichert.

Während sich bei den Grundschulen eine Trendwende in der Unterrichtsversorgung abzeichnet, bleibt die Unterrichtssituation an den Oberschulen und Förderschulen besonders angespannt. Um den Unterricht (Grundbereich) in allen Schularten vollständig abzusichern, müssten zusätzlich 1.220 Lehrkräfte in Vollzeit (Vollzeitäquivalente) arbeiten.

Schülerzahlen nach Schulart

Im laufenden Schuljahr 2022/2023 besuchten zum Stichtag 139.996 Schülerinnen und Schüler Grundschulen, 104.445 gingen auf Oberschulen, 95.386 auf Gymnasien, 69.391 auf berufsbildende Schulen, 17.918 besuchten Förderschulen, 1.750 sogenannte §63d-Schulen und 809 Gemeinschaftsschulen.

Die durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse ist an den Oberschulen von 24,3 auf 23,6 und den Gymnasien von 24,2 auf 23,6 leicht gesunken. An den anderen Schularten blieb die durchschnittliche Klassengröße (Förderschulen 9,7; Grundschulen 21,1; Berufsbildende Schulen 19,3) weitgehend unverändert. An den Gemeinschaftsschulen betrug die durchschnittliche Klassengröße 22,5 Schüler.

Im laufenden Schuljahr 2022/2023 gibt es im Freistaat Sachsen insgesamt 1.381 öffentliche Schulen, davon sind 753 Grundschulen, 286 Oberschulen, 140 Gymnasien, 136 Förderschulen, 60 Berufsschulzentren, vier §63d-Schulen und zwei Gemeinschaftsschulen.

Tabelle 1: Absicherung Grundbereich

Schulart Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2022/2023 Veränderung zum Vorjahr
Grundschule 98,2 % 98,2 % 0 %
Oberschule 96,2 % 93,5 % -2,7 %
Gymnasium 98,2 % 97,3 % -0,9 %
Förderschule 91,8 % 85,3 % -6,4 %
Berufsb. Schule 98,8 % 97,6 % -1,2 %

 

Tabelle 2: Absicherung Ergänzungsbereich

Schulart Schuljahr 2021/2022 Schuljahr 2022/2023 Veränderung zum Vorjahr
Grundschule 51 % 60 % 9 %
Oberschule 24 % 24 % 0 %
Gymnasium 56 % 54 % -1 %
Förderschule 13 % 14 % 1 %
Berufsb. Schule 59 % 54 % -5 %

 

*) K6/K9-Ermäßigung: Lehrkräften, die an allgemeinbildenden Gymnasien in der Sekundarstufe II sechs Unterrichtsstunden geben, wird die Unterrichtsverpflichtung (Regelstundenmaß) um eine Stunde gemindert, bei neun Unterrichtsstunden um zwei Stunden.

**) Altersermäßigung: Das Regelstundenmaß der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte aller Schularten ermäßigt sich zu Beginn des Schulhalbjahres, wenn sie das 58. Lebensjahr vollenden, um eine Wochenstunde, wenn sie das 60. Lebensjahr vollenden, um zwei Wochenstunden und um drei mit Vollendung des 61. Lebensjahres.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

4 Kommentare

  1. Jörn Bohn 1 Jahr vor

    Ich bin enttäuscht, dass dieser Blog kritische Stimmen gegenüber der Politik des Kultus ignoriert und ausblendet. Meines Erachtens ist das einer Demokratie unwürdig.

    Natürlich gibt es eine vehemente Opposition zu den Plänen des Kultus, Teilzeitanträge in Zukunft nach Möglichkeit abzulehnen. Das zeigt schon die Rückmeldung der Gewerkschaften. Und natürlich sollte sich der Kultus fragen, warum es so viele Anträge auf Teilzeit gibt. Könnte eben doch an der Arbeit selbst und deren Belastung liegen.
    Unterm Strich zeigt es sich erneut, woran es in Sachsen zwischen Kultus und Lehrerschaft am meisten mangelt: Vertrauen, Respekt und Wertschätzung. Werte, die in den Lehrerzimmern unter der Hand seit langer, langer Zeit angemahnt werden.

    • Lynn Winkler - SMK 1 Jahr vor

      Lieber Jörn Bohn,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Gern bringe ich etwas Licht ins Dunkel: Vermutlich sind Sie noch ein „junger“ Blog-Leser und verfolgen den Austausch in unserem Blog noch nicht sehr lang. Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass ein Austausch bzw. eine Diskussion auch kritische Beiträge berücksichtigen sollte. Dass wir dies auch in unserem Blog für wichtig erachten, können Sie gern den zahlreichen Kommentaren und Antworten, die zum Teil sehr umfangreich ausfallen, zu unterschiedlichsten, bereits veröffentlichten Blogbeiträgen entnehmen. Klar und transparent ist auch, dass die Moderation der Kommentare unserer Netiquette folgt.

      Schauen Sie auch gern einmal auf unsere Social-Media-Kanäle. Dort spielt Wertschätzung gegenüber unseren Lehrerinnen und Lehrern eine große Rolle. Zu den verschiedenen, konkreten Maßnahmen, die in den letzten Jahren umgesetzt worden sind und die den sächsischen Lehrerinnen und Lehrern zugutekommen und damit den Schuldienst in Sachsen insgesamt attraktiver machen und damit ebenfalls Wertschätzung für den so wichtigen Lehrerberuf zum Ausdruck bringen, verweise ich zudem gern auf einen aktuellen Blogbeitrag zum neuen Rekordhaushalt für Bildung und in diesem Zusammenhang gern auch auf eine Antwort, die ich hier im Blog vor einiger Zeit gegeben habe.

      Herzliche Grüße und alles Gute für das neue Jahr
      Lynn Winkler

  2. Engagierter Lehrer 1 Jahr vor

    „Zudem gehen rund 171 Stellen für den Unterricht an allgemeinbildenden Gymnasien durch die sogenannte K6/K9-Ermäßigung* verloren“ heißt es im Text. Das ist aus zwei Perspektiven interessant: Zum einen wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Denn die Kolleginnen und Kollegen an Beruflichen Gymnasien, die die GLEICHE Leistung erbringen, erhalten seit Jahrzehnten keine K6/K9-Stunden! Anders ausgedrückt: Lehrer/innen an allgemeinbildenden Gymnasien verdienen für weniger Leistung mehr Geld!!

    Zum anderen wird derzeit immer wieder betont, dass man daran nicht rütteln wird. Aber – auch vor dem Hintergrund des Berichts des Sächsischen Rechnungshofs – damit zementiert man diese absolute Ungerechtigkeit im sächsischen Bildungssystem zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen/Gymnasien und beraubt sich zugleich einer effizienten Entlastung beim Personalbedarf.
    Warum, Herr Reelfs?
    Ich freue mich auf Ihre Erklärung!
    Guten Rutsch!

    • Lynn Winkler - SMK 1 Jahr vor

      Lieber Engagierter Lehrer,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Vermutlich sind Sie an einem Beruflichen Gymnasium tätig; deshalb verstehe ich, dass Sie die Regelung als ungerecht empfinden. Die seit längerer Zeit bestehende Forderung nach einer vergleichbaren Regelung auch für die Beruflichen Gymnasien ist nachvollziehbar, wenngleich sie angesichts des Lehrermangels und der angespannten Bewerbersituation nicht möglich gemacht werden kann. Wie es zukünftig gelingen wird, eine „effiziente Entlastung“ beim Personalbedarf zu schaffen, bleibt abzuwarten.

      Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen alles Gute.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler