Neues Schuljahr startet – die Fakten

Neues Schuljahr startet – die Fakten

Für rund 502.000 Schülerinnen und Schüler beginnt am 29. August ein neues Schuljahr.

„Wir starten ganz normal in das neue Schuljahr. Der Schulbetrieb wird ohne coronabedingte Einschränkungen stattfinden“,

freute sich Kultusminister Christian Piwarz. Der Minister verwies auf den Herbstplan, der einen Basisschutz vor Corona und anderen Atemwegserkrankungen vorsieht. Neben den bekannten Hygieneregeln sollen bis zum Ende der Oktoberferien alle Unterrichträume mit Co2-Ampeln für rund 10 Millionen Euro ausgestattet werden. Sachsen folgt hier den Empfehlungen des Expertenrates der Bundesregierung.

„Natürlich werden wir das Infektionsgeschehen an Schulen weiter sorgsam verfolgen. Sollte sich das Pandemiegeschehen verstärken, wird mit Augenmaß und nach Abwägung aller pädagogischen und infektiologischen Gesichtspunkte über weitere Schutzmaßnahmen entschieden“,

machte der Minister deutlich.

1.024 neu eingestellte Lehrer

In Vorbereitung des Schuljahresstarts sind insgesamt 1.024 neue Lehrkräfte eingestellt worden. Die meisten Einstellungen gab es für Gymnasien (306) und Grundschulen (299), gefolgt von Oberschulen (186), Förderschulen (143) und Berufsbildenden Schulen (90).

„Trotz schwieriger Bewerbersituation konnten wir über 1.000 Einstellungen erreichen“,

so Piwarz, der zugleich darauf hinwies:

„Wir hätten uns noch mehr neue Lehrerinnen und Lehrer gewünscht, aber die in den vergangenen Jahren erhöhten Studienkapazitäten von 1.000 auf 2.700 Plätze spiegeln sich noch nicht in den Bewerberzahlen wider. Insgesamt bleibt damit die Lage bei der Unterrichtsversorgung angespannt.“

Erfreulich sei, dass die Zahl der grundständig ausgebildeten Lehrkräfte nahezu stabil geblieben ist und die Quote der Seiteneinsteiger weiter sinkt. Aktuell liegt der Anteil der Seiteneinsteiger bei rund 12 Prozent. Vor Jahren betrug dieser Wert noch über 30 Prozent. Hinter den 1.024 eingestellten Personen stehen insgesamt 903 grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer und pädagogische Fachkräfte (davon 60). Zu den grundständig ausgebildeten Lehrkräften kommen noch 121 Seiteneinsteiger hinzu, die sich seit dem 1. Mai in der Einstiegsqualifizierung befinden und nun anfangen vor der Klasse zu unterrichten.

Dass die Maßnahmen zur Lehrergewinnung wirken, zeigt auch, dass unter den 1.024 Lehrkräften 151 Lehrerinnen und Lehrer (Vorjahr: 151) eingestellt wurden, die ihre Ausbildung in einem anderen Bundesland absolviert haben. Außerdem befinden sich unter den 1.024 weitere 35 Neueinstellungen von Lehrkräften, die aus anderen Bundesländern im Tauschverfahren nach Sachsen gekommen. Im Gegenzug verließen 21 Lehrerinnen und Lehrer den Freistaat. Im Saldo konnten so zusätzlich 14 Lehrerinnen und Lehrer gewonnen werden.

„Das zeigt, die Verbeamtung hat den negativen Trend der Abwanderung gestoppt“,

stellte Piwarz klar. Vor der Verbeamtung sei das Saldo immer negativ für Sachsen ausgefallen.

Der Minister zeigte sich mit Blick auf die weiteren Einstellungen positiv:

„Im Laufe des Schuljahres werden wir bestehende Lücken noch reduzieren können. So werden voraussichtlich im Februar rund 700 sächsische Referendare ihre Lehrerausbildung abschließen, die dann für die Einstellungen zum 1.2.2023 zur Verfügung stehen“.

Auch für den Seiteneinstieg im zweiten Halbjahr haben sich bereits 462 Personen beworben. Um die sächsischen Lehrkräfte darüber hinaus zu entlasten, stehen den Schulen weiterhin 453 Assistenzkräfte zur Verfügung, die mit dem Doppelhaushalt 2023/2024 entfristet werden sollen.

Im Vorfeld des Schuljahres hatten sich 890 vollständig grundständig ausgebildete Lehrkräfte beworben, mit 401 Bewerbern die meisten für die Schulart Gymnasium und insgesamt rund 69 Prozent für die Ballungsräume Dresden und Leipzig. Um möglichst viele der ausgebildeten Lehrkräfte binden zu können, hatte das Kultusministerium dem Landesamt für Schule und Bildung ermöglicht, 1.500 Stellen zu besetzen.

Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber sowie Anzahl der geplanten und realisierten Einstellungen  im Schuljahr 2022/2023 (Tabellarische Darstellung)

Aufholen nach Corona

Bis Ende des Schuljahres 2022/2023 stehen aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ rund 30 Millionen Euro für unterrichtsergänzende und unterrichtsintegrierte Förder- und Nachhilfeangebote zur Verfügung. Allein im letzten Schuljahr haben die Schulen 9.000 bestätigte Dienstleistungsverträge mit einem gebundenen Volumen von reichlich 12,5 Millionen Euro geschlossen. Damit nutzen fast alle Schulen (1140 Schulen = 82 Prozent) das Programm, um ihre Schüler fit zu machen.

Herausforderungen im neuen Schuljahr

„Neben der Lehrkräftegewinnung, Unterrichtsversorgung und Corona stehen noch eine Reihe anderer Herausforderungen vor unseren Schulen“,

betonte Piwarz. So sei das System Schule bei der Aufnahme ukrainischer Schülerinnen und Schüler bereits jetzt über der Belastungsgrenze.

„Unser Ziel ist es, dass die ukrainischen Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache erlernen, um so die Integration zu ermöglichen. Unsere Schulen sind hier gut vorbereitet, aber wir werden auch flexibel handeln müssen“,

stellte Piwarz klar. Aktuell gibt es knapp 10.000 Anmeldungen, davon sind knapp 9.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler an den Schulen angekommen (zusätzlich 600 an freien Schulen). Für das Schuljahr 2022/2023 konnten dafür bisher 416 Personen eingestellt werden, davon 338 Lehrkräfte und 78 Schulassistentinnen und Schulassistenten. Die Einstellungen laufen weiter.

Der Ukraine-Krieg führt zudem zu einem angespannten Energiemarkt, der auch Kindertageseinrichtungen und Schulen betrifft. Der Minister machte hier deutlich:

„Kindertageseinrichtungen und Schulen sind nach dem Notfallplan Gas geschützt. Sie werden mit Priorität versorgt. Schulen bleiben offen und es wird kein Kind frieren müssen. Das muss bei allen Planungen das Ziel sein.“

Gleichzeitig sind auch Schulen und Einrichtungen der Kindertagesbetreuung aufgerufen, vorhandene Energiesparpotenziale zu nutzen. Jede Energiesparmaßnahme trägt dazu bei, den Eintritt einer Notfallsituation im kommenden Winter zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund befinden sich das Sächsische Staatsministerium für Kultus und die Kommunalen Spitzenverbände im Freistaat Sachsen im engen Austausch.

Zahlen

Im neuen Schuljahr 2022/2023 besuchen mehr Schülerinnen und Schüler die Schulen als im vorangegangenen Schuljahr. Nach vorläufigen Zahlen steigt die Schülerzahl von insgesamt 494.500 auf etwa 502.200 Schüler. Den größten Zuwachs haben mit ca. 422.400 Schülerinnen und Schülern (Vorjahr 416.164) die öffentlichen Schulen erfahren. Auch die Schülerzahl an Schulen in freier Trägerschaft ist leicht gestiegen von 77.886 auf aktuell 79.800.

Bei den Zahlen der öffentlichen und freien Schulen gab es weniger Bewegung. Während es im letzten Schuljahr insgesamt 1.377 Schulen in öffentlicher Trägerschaft gab, sind es im Schuljahr 2022/2023 1.381. Auch bei den freien Schulen bleiben die Zahlen mit 416 (Vorjahr 412) weitgehend stabil.

Dr. Susann Meerheim, stv. Pressesprecherin des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

11 Kommentare

  1. Ines Herrmann 2 Jahren vor

    Es kann kaum schulinterne Entlastungen für ältere Kollegen geben, denn es sind alle schon am Limit. Die logische Konsequenz ist die Rettung in die Teilzeit, bei der ich zwar weniger Stunden unterrichte, bei der Klassenleitertätigkeit gibt es natürlich keine Abstriche, weil ich die Arbeit ja nicht liegen lassen kann. Finanziell büße ich durch Teilzeit erheblich ein, ein weniger Arbeiten ist jedoch nicht spürbar. Meine Gesundheit ist das Wichtigste und meine Schüler benötigen eine fitte Lehrerin. Mit 55 und nach fast 35 Dienstjahren merke ich jedoch deutlich den Verschleiß. Leider ist die Unterstützung durch das Kultus und die Lasub kaum vorhanden. Die Fehlentwicklung hinsichtlich des Lehrermangels war schon vor Jahren deutlich erkennbar und frühzeitiges Reagieren hätte eine Milderung möglich machen können. Leider hat man zu oft beschwichtigt. Die Leidtragenden sind die Schüler.

  2. Jutta 2 Jahren vor

    Wie kann es sein, dass es jedes Jahr zum Beginn des Schuljahres immer nur für die ersten beiden Wochen in der Grundschule einen „provisorischen“ Stundenplan gibt, weil noch nicht feststeht, wo welcher und wie viele Lehrer zur Verfügung stehen. Das ist so verunsichernd für Eltern aber vor allem destruktiv für die Schüler, die gerade in diesem Alter eine Sicherheit im Tagesablauf benötigen.

    • Lynn Winkler - SMK 2 Jahren vor

      Liebe Jutta,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Gern ein paar Worte dazu: Richtig, in den ersten beiden Wochen finden meistens die Projektwochen statt und danach gibt es erst den Stundenplan. Das ist pädagogisch begründet. Die Kinder sollen erst einmal wieder langsam im Schullalltag ankommen. Für Erstklässlerinnen und Erstklässler ist ohnehin alles neu, aber auch für die 2. bis 4. Klassen gibt es nach den langen Sommerferien viel zu erzählen und Neues (neue Klasse, neue Klassenkonstellationen, neue Schüler, neue Fächer, neuer Ablauf usw.). In den zwei Projektwochen wird das alles aufgefangen und nicht direkt mit sechs Stunden gestartet. Für die Jüngsten ist es wichtig, sanft an den anstrengenden Schulalltag herangeführt zu werden.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  3. Anett Reinhold 2 Jahren vor

    Habe heute den Stundenplan meines Neutklässlers gesehen und frage mich ernsthaft, wie man den Stoff der Klasse 9 mit 6 Schulstunden täglich schaffen soll? Aber sind wir optimistisch, er hat ja noch 2 Schuljahre Zeit bis zur Prüfung und mit Ausfallstunden wegen Krankheit oder Prüfungsvorbereitung haben wir ja auch Erfahrung. Video schauen und spielen bildet ja auch irgendwie. Und was er aufgrund des Lehrermangels und Unvermögens in der Schule nicht lernt, können ja wir Eltern mit ihm pauken. Hauptsache der Abschluss stimmt und er kann eine Fachkraft im Handwerk werden, so wie er es möchte. Dieses Bildungssystem rettet in den 2 Jahren keiner. Für die nachfolgenden Schüler hoffe ich, dass man sich mal ernsthaft Gedanken macht und nicht nur Lösungen und Lehrer für’s Gymi findet.

    • Lynn Winkler - SMK 2 Jahren vor

      Liebe Anett Reinhold,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Es läuft nicht immer alles rund, das ist richtig. Bleiben wir dennoch optimistisch. Das Schuljahr hat gerade begonnen und ich versichere Ihnen, dass unsere Schulen ihr Bestes geben, um ihre Schützlinge auf ihrem Weg zu unterstützen. Wenn es mal hakt, sprechen Sie mit der Schule. Suchen Sie gemeinsam eine Lösung. Ziehen Sie Elternvertreter zurate oder das LaSuB. Zum Thema Lehrermangel beachten Sie gern meine Antwort an Vater.

      Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und einen guten Start ins neue Schuljahr.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  4. R. Kunzmann 2 Jahren vor

    Der gravierende Lehrermangel an den sächsischen Schulen könnte vielleicht etwas abgemildert werden, wenn es ein paar wesentliche Entlastungen für ältere Lehrer geben würde, z.B. keine Funktion als Klassenleiter, kleinere Klassen, ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement. Aber so, wie es jetzt ist, hören viele Lehrer mit 63 auf und arbeiten vorher möglichst in Teilzeit.
    Ich finde es wirklich traurig, dass das SMK fast nichts für die älteren Lehrer tut. Das bisschen Altersabminderung hilft nicht wirklich.

    • Ralf-Thomas Schiebel - SMK 2 Jahren vor

      Liebe Frau oder lieber Herr Kunzmann,
      Ihr Wunsch nach zusätzlichen Altersabminderungen ist nachvollziehbar. Seien Sie sicher, dass im Kultusministerium genau überlegt wird, wie sich das Arbeitsvermögen der Lehrkräfte optimal gestalten lässt.

      Neben allgemeinen Maßnahmen wie der Altersabminderung sind natürlich auch schulinterne Entscheidungen zur Entlastung denkbar (Klassenleiter). Ihr Wunsch nach kleineren Klassen ist zwar auch verständlich, jedoch würde das logischerweise den Lehrermangel zusätzlich verstärken.

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und einen guten Start ins neue Schuljahr!

      Viele Grüße
      Ralf-Thomas Schiebel

  5. Max 2 Jahren vor

    Klar! Alles normal bei uns.
    LernSax funktioniert ja auch ganz normal NICHT!

    • Ralf-Thomas Schiebel - SMK 2 Jahren vor

      Lieber Max,

      tatsächlich war durch eine massive Störung bei unserem Hosting-Dienstleister das Anmelden auf http://lernsax.de seit gestern Abend nicht möglich.

      Nach Behebung der Störungsursache ist lernsax.de seit 15:34 Uhr wieder normal nutzbar.

      Viele Grüße
      Ralf-Thomas Schiebel

  6. Gar Keiner 2 Jahren vor

    Kurze Faktenfrage: Wieviele Lehrkräfte VERLASSEN denn den Schuldienst? (gibt es eine Aufstellung der Gründe? vor allem „in Rente/Pension“) Wie hoch ist der Krankenstand/Arbeitsunfähigkeit im mittel? Wieviele Unterrichtsstunden werden vertreten in %? Wieviele fallen aus in %? Gibt es dazu einen Blogeintrag/eine öffentliche Datenquelle (die Daten liegen vor, die Schulleitungen müssen diese regelmäßig melden) ? Dann würde es ein wenig aufklärend wirken…
    Danke für eine kurze Info,

    • Lynn Winkler - SMK 2 Jahren vor

      Hallo Gar Keiner,

      vielen Dank für Ihre Fragen.
      1) Pro Kalenderjahr verlassen rund 1.500 bis 2.000 Lehrkräfte den Schuldienst, die Gründe dafür werden nicht erfasst (i.d.R. aufgrund der Pensionierung bzw. des Renteneintritts).
      2) Für das Kalenderjahr 2021 lagen die Ausfalltage bei Lehrkräften (wegen Krankheit, Kur und Krankheit von Kindern) bei 6,6 Prozent pro Person (ein ähnliches Bild zeichnen die Vorjahre).
      3) Zum Thema Unterrichtsausfall kann ich Ihnen nur bedingt Auskunft geben, da für die vergangenen Schuljahre eine vergleichbare Auswertung des Unterrichtsausfalls aufgrund des eingeschränkten Schulbetriebs wegen des Pandemiefalls nicht vorliegt. Für das 1. Schulhalbjahr 2019/2020 lag der Wert bei 5,2 Prozent. Auch die Werte der Vorjahre bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau (um 5 Prozent).

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler