Hohes Interesse beim Dialogstart zur Schulgesetznovelle – Sachsens Kultusministerin startet per Bürgerforum ein Experiment als Marathon

Hohes Interesse beim Dialogstart zur Schulgesetznovelle – Sachsens Kultusministerin startet per Bürgerforum ein Experiment als Marathon

Frankenberg. Sachsens erster Bürgerdialog zur Schulgesetznovelle ist eine echte Premiere: Noch nie wurde ein Gesetzesnovelle im Freistaat schon direkt nach der ersten Kabinettslesung so offen und direkt mit den Betroffenen vor Ort diskutiert. Doch Kultusministerin Brunhild Kurth, selbst diplomierte Biologie- und Chemielehrerin und nach der Wende elf Jahre Schulleiterin am Gymnasium Burgstädt, wollte unbedingt die „Bürgerwerkstatt Schulgesetzänderung“ – und zwar in ganz Sachsen, direkt in den Schulen, auch auf dem Land.

Das ist nicht nur neu, sondern auch ein Kraftakt als Marathon über neun Stationen. Denn schon im Mai, so erklärte sie in Frankenberg ihren Zeitplan, soll die zweite Kabinettsfassung zur ersten Lesung in den Landtag – vier Landtagsabgeordnete informierten sich bereits in Frankenberg vor Ort über die Stimmung dazu im Lande. Gleich zu Beginn – Kurth kam direkt von der Kultusministerkonferenz aus Berlin, wo sie den Staffelstab des Vorsitzes plangemäß nach Bremen weiterreichte – gestand sie ihre Aufregung vor dem Experiment, denn es sei nicht leicht gefallen, ihre Ministerialbürokratie von den abendlichen Diskussionsrunden zu überzeugen. Der Grund dafür: „Ich wünsche mir eine offene, breit geführte Diskussion mit allen Beteiligten und Interessierten.“ Dafür sollen ihre Experten, die im Haus die Novelle bearbeiten, einerseits ihre Arbeit erklären, andererseits auch Anregungen und Kritik von außen aufnehmen.

 

Lernmittel mit Eigenanteil

Über neunzig Interessierte nahmen die Einladung an die Astrid-Lindgren-Grundschule an, die meisten als Lehrer, viele als Eltern, etliche Schuldirektoren. Auch der Landes- und der Stadtelternrat von Frankenberg beteiligten sich lebhaft. Moderator Markus Füller erklärte anfangs die Form des auf zwei Stunden angelegten Dialoges: Die Teilnehmer konnten schon bei der Anmeldung im Netz unter vier Schwerpunkten wählen: „Inklusion an sächsischen Schulen“ ist am begehrtesten, die „Eigenverantwortung von Schulen“ zog vor allem Leitungskräfte in den vollen Musikraum, „Schulstandorte im ländlichen Raum“ waren in Frankenberg weniger gefragt, die rund 15 Interessenten hatten daher – genau wie bei „Ausstattung von Schulen“ – die meiste persönliche Redezeit. In dieser Runde punkteten auch die beiden anwesenden Schüler: So mit der Einsicht, dass ein moderater Eigenanteil an Lernmitteln diese sicher besser schütze. Die Form der moderierten Werkstatt hat gegenüber der frontalen Podiumsdiskussion den Vorteil, dass sowohl der Moderator als auch der jeweilige Experte, die sich Ergebnisse notieren, sich gegenseitig entlasten, währenddessen die Ministerin zwischen den Räumen wechseln und sich zeitweise an allen Runden beteiligen kann. Die Moderatoren fassen dann zum Schluss vor allen Teilnehmern die wichtigsten Ergebnisse ihrer Runden zusammen.

 

Thema Ressourcen ist Brennpunkt

Dabei war Gegenwind – auch seitens der ortsansässigen Schuldirektorinnen – zu erwarten, die verschiedenen Diskussionen kamen immer wieder auf den Punkt Ressourcen: also Lehrerstellen und deren Besetzung. Es werden von allen mehr und vor allem jüngere Lehrerinnen und Lehrer gefordert. Ministerin Kurth hört meist zu, erklärt aber auch das akute Problem: Der Markt für Lehrkräfte ist angespannt – und die meisten jungen Leute wollen nach dem Studium in den Städten bleiben. Das neue Sachsenstipendium sei ein Anfang, um Referendare aufs Land zu bringen. Nach zwei Stunden konzentrierter Diskussion in sachlich-akademischer Atmosphäre fiel das Fazit der Ministerin positiv aus: „Eigentlich müsste ich noch zwei Stunden sitzen bleiben und über alle Anregungen sinnieren“, dankte Kurth dem Auditorium und erklärte zum Abschluss ihren Zeitplan. Spätestens im Januar 2017 soll das neue Gesetz im Landtag beschlossen werden: „Mein Ziel ist, dass die Schulgesetznovelle schon im Schuljahr 2017/2018 wirkt!“ Auch Peter Lorenz, Vorsitzender des Landeselternrat Sachsen hob im Anschluss den Daumen, lobte die Organisation und versprach, an weiteren Diskussionen teilzunehmen.

 

Weitere Bürgerdialoge folgen

Dazu ist bald Gelegenheit, denn die nächsten Termine folgen rasch: Schon am 26. Januar wird der Bürgerdialog in Pirna (18 Uhr, Friedrich-Schiller-Gymnasium) fortgesetzt, am 27. Januar folgt Meißen (18 Uhr, Franziskaneum), am 1. Februar dann Bautzen (18 Uhr, Schiller-Gymnasium). Die zweite Runde erfolgt dann sofort nach den Winterferien. Insgesamt werden bis zum 1. März neun Veranstaltungen in ganz Sachsen angeboten, um eine Anmeldung wird aus Planungsgründen gebeten.
Anmeldung und alle Dialogtermine: Schulgesetz- Beteiligung vor Ort.
Der Gesetzesentwurf plus Synopse zum Vergleich: www.schulgesetz.sachsen.de

0 Kommentare