Sachsen setzt auf Begabte

Sachsen setzt auf Begabte

Begabtenförderung ist seit Jahren eine der Stärken des sächsischen Schulsystems. Meist denkt man dabei zuerst an die Erfolge sächsischer Schüler bei den großen internationalen Olympiaden im Sport, in Mathematik oder in den Naturwissenschaften. Sachsens Schüler belegen hier immer wieder Spitzenplätze. Aber Begabtenförderung zeigt sich ganz besonders im schulischen Alltag.

So verfügt Sachsen über 24 Gymnasien mit vertiefter Ausbildung, an denen die Asse in der Musik, in den Fremdsprachen, im Sport und in den Naturwissenschaften besonders gefördert werden. Ebenso hat das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen, welches mehrfach Begabte und Hochbegabte fördert, einen weit über Sachsen begabung_32350020_408hinausreichenden Ruf.

GIFTed – Netzwerk für Begabte

Begabte Schüler und Schülerinnen gibt es aber auch an jedem anderen Gymnasium. Hier hatte sich von 2009 bis 2016 ein Netzwerk GIFTed (zu deutsch „Begabte“) von 21 Gymnasien gebildet, welches Wege und Methoden entwickelt hat, um integrativ Begabte im Regelschulbetrieb zu fördern. Damit wurde dem schulpolitischen Leitsatz von Kultusministerin Kurth „Jeder zählt!“ entsprochen. Lehrerinnen und Lehrer der GIFTed-Gymnasien erhielten in diesem Zeitraum spezielle Fortbildungen und machten sich für den begabtengerechten Unterricht fit. Schließlich muss sich ein modernes Schulsystem auch daran messen lassen, wie es seine Talente optimal fördert. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Karg-Stiftung konzipiert, von ihr begleitet und mit insgesamt 248.000 Euro gefördert. 2016 wird das Projekt nun planmäßig beendet.

Nun heißt es Bilanz zu ziehen, aber eben auch Wege zu finden, die Ergebnisse und Erkenntnisse, die in den zurückliegenden acht Jahren gewonnen wurden, in die sächsische Bildungslandschaft zu integrieren. So soll künftig eine Netzwerk von Konsultationsschulen und Kompetenzzentren die Nachhaltigkeit des Projektes sichern. Mit diesem Ziel wird am 30. und 31. August 2016 in Meißen das Abschlusskolloquium des Netzwerkes GIFTed durchgeführt. Zu Beginn der Veranstaltung, bei der auch der Abschlussbericht präsentiert wird, werden der Vorstand der KARG—Stiftung und Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus die beteiligten Schulen ehren.

Das Kultusministerium wird sich auch künftig vom bewährten Grundsatz leiten lassen: „Jeder zählt!“– auch das begabte Kind. Gleichbehandlung von Ungleichen kann nicht der Anspruch eines modernen Bildungssystems sein. Unter der sächsischen Präsidentschaft im vergangenen Jahr, hatte die Kultusministerkonferenz übrigens eine Förderstrategie für leistungsstarke Schüler verabschiedet. Warum diese Förderstrategie so wichtig ist, erklärt unser Blogbeitrag vom Dezember.

Förderstrategie der KMK für leistungsstarke Schüler und Schülerinnen vom Juni 2015

 

Beteiligte Gymnasien am Netzwerk GIFTed

Seit 2009 :

  • Goethe-Gymnasium Auerbach/Vogtland,
  • Gymnasium Dresden-Bühlau,
  • Humboldt-Gymnasium Radeberg,
  • Goethe-Gymnasium Bischofswerda,
  • Lessing-Gymnasium Hoyerswerda,
  • Immanuel-Kant-Schule – Gymnasium Leipzig,
  • Reclam-Gymnasium Leipzig,
  • Gymnasium Franziskaneum Meißen,
  • Gymnasium Dresden-Plauen,
  • Sportgymnasium Dresden,
  • Landesgymnasium St. Afra zu Meißen,
  • Léon-Foucault-Gymn. Hoyerswerda,
  • Marie-Curie-Gymnasium Dresden,
  • Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau,
  • Wiprecht-Gymnasium Groitzsch,
  • Thomas-Mann-Gymnasium Oschatz

Seit  2011:

  • Martin Andersen Nexö Gymnasium Dresden,
  • Landesgymnasium für Musik Carl –Maria v. Weber,
  • Wilhelm Oswald Gymnasium Leipzig,
  • Romain Rolland Gymnasium Dresden,
  • Gymnasium St. Augustin Grimma
Dr. Rainer Heinrich, Referatsleiter Gymnasien, Abendgymnasien, Kollegs im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

2 Kommentare

  1. Mutter 6 Jahren vor

    Gleich beim ersten Satz stellen sich mir die Nackenhaare auf. Welch schamlose Verherrlichung.

    Gefördert werden in Sachsen nicht die intellektuell begabten Kinder, sondern die Hochleister. Das so genannte “Sächsische Landesgymnasium für Hochbegabungsförderung St. Afra” nimmt seit jeher nur begabte Spitzenschüler an.

    Trotz Einrichtung der Beratungsstelle für Begabtenförderung und neuerdings der Kompetenzzentren, die die Begabtenförderung flächendeckend in Sachsen gewährleisten sollen, fällt das immense Potential der Underachiever noch immer durch das System. So gehören dem Netzwerk GIFTed beispielsweise 21 Gymnasien an. Was jedoch ist mit unseren intellektuell hochbegabten Schülern an Oberschulen? Was ist mit hochbegabten Schülern, die den Schulbesuch eingestellt haben? Wie gesagt wird hier bereits vorhandene Spitzenleistung gefördert nicht intellektuelles Potential. Und Underachievement hat seinen Ursprung in fehlender Begabungsförderung im Elementarbereich.

    Die Förderung von Hochbegabten im Grundschulalter ist Aufgabe einer jeden Grundschule, nur sind die allerwenigsten darauf ausgerichtet. Es reicht einfach nicht, hochbegabten Kindern einen extra Aufgabenzettel zu geben, wenn sie als erstes fertig sind. Von Ausgrenzung aufgrund ihrer besonderen Persönlichkeitsmerkmale wie hoher Sensitivität, Sensibilität Intensität und asynchroner Entwicklung oft gepaart mit einem starken Willen ganz zu schweigen. Hier ist das Lehrpersonal oft stärker in die Ausgrenzung involviert als die anderen Kinder, ohne sich darüber auch nur bewusst zu sein. Dieses Phänomen lässt sich darüber hinaus schon im Kindergarten beobachten.

    Von unerkannten begabten Kindern, die keinerlei Förderung erfahren, möchte ich gar nicht erst anfangen. Diese Kinder kommen in einen Teufelskreis von defizitorientierter Förderung aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten und Asynchronie oder sie verkümmern still und heimlich.

    Solange echte differenzierte Förderung nicht schon im Kindergarten- und Grundschulalter zur Tagesordnung gehört, werden weiterhin intelligente Kinder sozialen und emotionalen Schaden nehmen.

    Meiner Meinung nach ist es ein Versagen der Schule, wenn ein intelligentes Kind keinen Schulabschluss erwirbt oder seine Noten weit hinter seinen Möglichkeiten bleiben. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen: Es grenzt an eine Verletzung des Kindeswohls seitens des Staates.

    (Der letzte Absatz bezieht sich in gleichem Maße auf Kinder mit anderen besonderen Lernbedürfnissen, wo immer diesen nicht entsprochen wird: neben LRS, ADHS, Autismus-Spektrum, Wahrnehmungsstörungen auch schon angefangen bei kinästhetischen Lernern, Linkshändern, besonders schnellen Lernern, besonders langsamen Lernern, und vielen anderen mehr. Zusammen genommen sind das eine ganze Menge Kinder, die vom zu wenig differenzierten Unterricht an Sachsens Grundschulen Schaden nehmen.)

    • Bianca Schulz - SMK 6 Jahren vor

      Sehr geehrte „Mutter“,
      vielen Dank für Ihren kritischen Kommentar, den wir sehr ernst nehmen. Allerdings kann ich Ihre Bedenken nicht in dieser Absolutheit mittragen und stehe zum ersten Satz in unserem Beitrag ausdrücklich. Begabtenförderung ist seit Jahren eine der Stärken des sächsischen Schulsystems.

      Dies liegt sowohl am systemischen Ansatz (Sankt Afra, §4-Gymnasien, Netzwerk GIFTed, Netzwerk Grundschulen, Beratungsstelle zur Begabtenförderung (BzB), Kompetenzzentren und Konsultationsschulen) als auch an der Gesamtstrategie der Begabungs- und Begabtenförderung in Sachsen.

      Diese beginnt eben nicht erst am Gymnasium sondern in der Tat in den Kitas (z.B. Haus der Kleinen Forscher) und in den Grundschulen. Seit vielen Jahren wurde und wird eine hohe Zahl von Lehrkräften systematisch fortgebildet, um einen begabungsförderlichen Unterricht durchzuführen und Ausprägungen wie Underachiever zu erkennen und zu fördern. Sicherlich gibt es Reserven und es mag immer noch Schüler geben, bei denen die (Hoch-) Begabung nicht festgestellt wird und die damit ihr Potenzial nicht entfalten können.

      Die Chance, dass Underachiever als solche erkannt werden, ist aber in Sachsen aufgrund des Systems der Begabtenförderung schon jetzt deutlich höher als in manch anderem Land. Letztlich sollen die Kompetenzzentren und Konsultationsschulen hier als weiteres Element zur Optimierung beitragen. Lehrer dieser Schulen erhalten dazu umfangreiche Fortbildungen bzw. haben solche zusätzliche Qualifizierungen bereits erhalten. Die Zentren sind dabei nicht nur Ansprechpartner für Gymnasien sondern für alle Schularten.

      Bedenken Sie bitte auch, dass an der BzB inzwischen Fallzahlen im vierstelligen Bereich auflaufen – die meisten betreffen übrigens Vorschulkinder und Grundschüler.
      Auch an den Oberschulen gibt es Möglichkeiten der Begabtenförderung, etwa durch die Teilnahme an Wettbewerben oder gezielte Förderung an Sportoberschulen, der Palucca-Schule usw. Bei einigen Oberschülern, bei denen besondere Begabungen diagnostiziert werden, empfiehlt die BzB dann allerdings einen gut vorbereiteten Übergang an das Gymnasium. Auch deshalb sind die Fallzahlen der BzB von Schülern der Oberschulen geringer.

      Daher bleibe ich dabei: Sachsen ist bei der Begabtenförderung auf einem guten Weg und wird diesen fortsetzen, damit die Fälle unerkannter Begabungen möglichst vermieden werden.

      Mit freundlichen Grüßen
      Bianca Schulz