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Kultusministerium schließt umfassende Arbeitszeituntersuchung ab

Kultusministerium schließt umfassende Arbeitszeituntersuchung ab

Im Frühjahr 2024 beauftragte das Sächsische Staatsministerium für Kultus die Prognos AG mit einer groß angelegten Arbeitszeituntersuchung unter sächsischen Lehrkräften. Jetzt liegt der Abschlussbericht vor.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die vollständige Erfassung und Quantifizierung aller arbeitszeitrelevanten Tätigkeiten von Lehrkräften und Schulleitungen – sowohl im Unterricht als auch bei außerunterrichtlichen Aufgaben – über den Verlauf eines gesamten Schuljahres hinweg. Ziel war es, eine belastbare Datengrundlage zu schaffen, um die Unterrichtsversorgung und -qualität im Freistaat langfristig zu sichern.

Kultusminister Conrad Clemens: »Diese Arbeitszeituntersuchung setzt mit ihrer Detailtiefe neue Maßstäbe. Erstmals liegt uns ein umfassendes und vor allem repräsentatives Bild der Arbeitszeit von Lehrkräften und Schulleitungen vor. Ein Expertengremium wird die Ergebnisse in den kommenden Monaten auswerten und Empfehlungen erarbeiten. Eine Schlussfolgerung zeichnet sich schon jetzt ab: Lehrkräfte, die mehr arbeiten wollen, sollen das langfristig nutzen können. Deshalb werden wir freiwillige Arbeitszeitkonten einführen, mit denen Lehrkräfte ihre Unterrichtsverpflichtung für drei Jahre freiwillig erhöhen und nach einem Wartejahr für drei Schuljahre im gleichen Umfang wieder reduzieren können.«

Details zur Arbeitszeituntersuchung

Insgesamt nahmen 3.772 Lehrkräfte und 386 Schulleitungen an der Untersuchung teil. Das entspricht etwa 14 Prozent aller sächsischen Lehrkräfte und rund 19 Prozent der Schulleitungen – womit eine solide Datengrundlage für verallgemeinerbare Aussagen geschaffen werden konnte. Die Teilnahme der per Zufallsstichprobe ausgewählten Personen war verpflichtend.

Die ausgewählten Lehrkräfte und Schulleitungen erfassten ihre Arbeitszeiten und Tätigkeiten eigenständig über ein gesamtes Schuljahr hinweg in einem webbasierten Zeiterfassungstool. Ergänzend zur Zeiterfassung wurden zu mehreren Zeitpunkten im Schuljahr Befragungen zum subjektiven Belastungsempfinden durchgeführt.

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit

Die Ergebnisse variierten je nach Untersuchungsgruppe. Vollzeitlehrkräfte arbeiteten laut eigenen Angaben im Verlauf eines Jahres durchschnittlich -0,6 Prozent unter ihrem individuellen Soll, Teilzeitlehrkräfte durchschnittlich 5,8 Prozent darüber. Schulleitungen arbeiteten laut eigenen Angaben im Durchschnitt 7,8 Prozent über ihrem individuellen Soll. Das entspricht einer durchschnittlichen Mehrarbeit von 2,6 Stunden pro Woche. Bei den Vollzeitlehrkräften glich sich die Mehr- und Minderarbeit über das Jahr hinweg fast aus, Teilzeitlehrkräfte leisteten im Durchschnitt eine wöchentliche Mehrarbeit von 1,4 Stunden.

Die individuellen Arbeitszeiten der Lehrkräfte wiesen große Spannweiten auf: im Minimum 15 Stunden Minderarbeit pro Woche, im Maximum bis zu 25 Stunden Mehrarbeit. Bei den Vollzeitarbeitskräften lag damit zwischen dem unteren und dem oberen Viertel der Lehrkräfte ein Unterschied von fast acht Stunden pro Woche.

Im Verlauf des Schuljahres stieg die Belastung der Lehrkräfte an, mit den Sommerferien fiel sie deutlich ab. Das subjektive Belastungsempfinden der Lehrkräfte wurde vor allem von strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen geprägt. Die höchste subjektive Belastung entstand weniger durch didaktisch-pädagogische Kernaufgaben, sondern vor allem durch organisatorische Anforderungen, Ressourcenmangel, unklare Prozesse oder zusätzlich anfallende Aufgaben.

Ergebnisse der Lehrkräfte

– Die Arbeitszeit der Lehrkräfte schwankte im Schuljahresverlauf deutlich: Zu Schuljahresbeginn waren die Arbeitszeiten am niedrigsten und stiegen dann bis zu den Winterferien und zum Schuljahresende an. Belastungsspitzen traten an allen Schularten kurz vor Halbjahresende und Zeugnisausgabe auf. An weiterführenden Schulen waren diese Spitzen eng an Prüfungsphasen gebunden. In Grund- und Förderschulen verlief die Arbeitszeit gleichmäßiger mit einem kontinuierlichen Anstieg bis zum Schuljahresende.

– Unterricht machte auf das ganze Schuljahr gerechnet über 30 Prozent der Arbeitszeit aus, ein Viertel der Arbeitszeit entfiel auf Unterrichtsvor- und -nachbereitung, ca. 10 Prozent auf weitere unterrichtsnahe Aufgaben, wie Korrekturen an weiterführenden Schulen oder Unterstützung & Begleitung an Förderschulen. In den Ferien dominierten Unterrichtsvor- und -nachbereitung sowie organisatorische Aufgaben.

– Grundschullehrkräfte investierten anteilig mehr Zeit in Unterricht, Gymnasiallehrkräfte mehr in Korrekturen. Förderschullehrkräfte widmeten sich verstärkt der individuellen Unterstützung ihrer Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen verbrachten mehr Zeit mit organisatorischen Aufgaben.

Ist-Soll-Analyse für die Vollzeitlehrkräfte

Ist-Soll-Analyse für die Teilzeitlehrkräfte

– In Schulwochen arbeiteten Vollzeitlehrkräfte durchschnittlich über 40 Stunden pro Woche, Teilzeitlehrkräfte etwa 34 Stunden. Die durchschnittliche Ist-Soll-Differenz lag bei Vollzeitlehrkräften bei +2,4 Stunden, bei Teilzeitlehrkräften bei +3,8 Stunden pro Woche. In unterrichtsfreien Wochen sank die Arbeitszeit auf unter 10 Stunden ab.

– Damit überschritten 69 Prozent der Vollzeitlehrkräfte und fast drei Viertel der Teilzeitlehrkräfte ihr Soll in Schulwochen – viele auch deutlich. Auf der anderen Seite blieben auch in Schulwochen gut 31 Prozent der Vollzeitlehrkräfte sowie ein Viertel der Teilzeitlehrkräfte unter ihrem vorgesehenen Soll.

– Knapp 30 Prozent der Vollzeitlehrkräfte arbeiteten zwischen 40 und 44 Stunden pro Schulwoche, weitere knapp 30 Prozent lagen über 44 Stunden, rund 12 Prozent überschritten sogar die Marke von 48 Stunden. Bei Teilzeitlehrkräften lagen etwa 27 Prozent über 36 Stunden und 8 Prozent über der 48 Stunden-Grenze.

– Während sich bei Vollzeitlehrkräften Mehr- und Minderarbeit über das Schuljahr fast ausglich, leisteten Teilzeitlehrkräfte häufiger und in höherem Umfang Mehrarbeit, im Durchschnitt wöchentlich 1,4 Stunden.

– Ein zentrales Ergebnis waren die großen Unterschiede zwischen den Arbeitszeiten der einzelnen Lehrkräfte. Bei gleicher Soll-Vorgabe lagen 25 Prozent der Vollzeitlehrkräfte mit ihrer wöchentlichen Durchschnittsarbeitszeit in Schulwochen unter 37,3 Stunden, weitere 25 Prozent hingegen über 45 Stunden. Die verbleibende Hälfte lag innerhalb dieser Spanne von fast acht Stunden. Bei den Teilzeitlehrkräften war die Streuung noch größer, wobei die Beschäftigungsumfänge variierten.

– Entsprechend war auch bei den Ist-Soll-Differenzen die Streuung der individuellen Werte hoch und reichte von wöchentlich 15 Stunden Minderarbeit bis zu 25 Stunden Mehrarbeit.

– Gymnasiallehrkräfte überschritten ihr Soll häufiger und in höherem Ausmaß als andere. Bei Lehrkräften berufsbildender Schulen und Förderschulen waren Arbeitszeitbilanzen ausgeglichener und unterschieden sich weniger zwischen den einzelnen Lehrkräften.

– Die wichtigsten Faktoren zur Erklärung der Unterschiede in der Arbeitsbelastung waren der Beschäftigungsumfang und die Schulart.

– Daneben zeigten sich bei einzelnen berufs- oder schulbezogenen Faktoren, wie zum Beispiel die Ausübung einer Klassenleitung oder der Unterricht in den Fächern Deutsch oder MINT signifikante Zusammenhänge mit höherer Mehrarbeit. Persönliche Merkmale spielten lediglich eine untergeordnete Rolle.

TOP 5 zeitaufwändigste Tätigkeiten nach subjektiver Bewertung

– Insgesamt konnten keine strukturellen Faktoren zur Erklärung der großen individuellen Unterschiede in den Arbeitsbelastungen der Lehrkräfte gefunden werden.

Ergebnisse der Schulleitungen

– Schulleitungen arbeiteten in vollen Schulwochen nahezu durchgängig 45 Stunden oder mehr pro Woche, in unterrichtsfreien Wochen waren es im Schnitt noch 5 bis 10 Stunden mit Spitzen von über 25 Stunden zu Beginn und Ende der Sommerferien.

– Über die Hälfte der Arbeitszeit entfiel auf die Aufgabenkategorie »Koordinierung & Führung«, danach folgten mit deutlichem Abstand Unterricht und unterrichtsnahe Aufgaben, wobei Schulleitungen an Grundschulen mehr Zeit in Unterricht und unterrichtsnahe Aufgaben und weniger in Koordinierung & Führung investierten.

– Über das gesamte Jahr leisteten Schulleitungen durchschnittlich 2,6 Stunden Mehrarbeit pro Woche, in Schulwochen sogar 4,8 Stunden. Insgesamt fast drei Viertel der Schulleitungen arbeiteten über das Jahr hinweg mehr als ihr Soll, entsprechend lag ein Viertel unter seiner vorgesehenen Soll-Arbeitszeit. In Schulwochen arbeitete die Hälfte der Schulleitungen durchschnittlich zwischen 40 und 44 Stunden, 17 Prozent sogar mehr als 48 Stunden mit hohen Belastungsspitzen am Schuljahresende.

Ist-Soll-Analyse für die Schulleitungen

– Schulleitungen an Grundschulen wiesen etwas weniger Mehrarbeit auf als Schulleitungen an anderen Schularten. Mit steigender Anzahl von Klassen, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften stieg die Mehrarbeit leicht an, mit zunehmender Berufserfahrung und Alter nahm die Mehrarbeit ab. Jüngere und weniger erfahrene Schulleitungen wiesen tendenziell höhere Ist-Soll-Differenzen auf. Alle Zusammenhänge sind signifikant aber eher schwach ausgeprägt.

– Nahezu alle befragten Schulleitungen empfanden die fehlende Planbarkeit des Arbeitsalltags, das Nachholen von Aufgaben außerhalb der regulären Arbeitszeit und die Bewältigung von Krisen als besonders belastend in ihrem Arbeitsalltag. Gleiches gilt in etwas geringerem Umfang für die Bearbeitung weiterer Aufgaben, die über das originäre Leitungsprofil hinausgehen.

– Weniger als die Hälfte der Befragten der Schulleitungen gaben an, ausreichend Zeit für Führungs- und Koordinierungsaufgaben zu haben; nur knapp ein Fünftel bewerteten die verfügbare Zeit für Personalführung als ausreichend. Dabei gab es einen Zusammenhang zwischen diesen organisatorischen Rahmenbedingungen und Minder- bzw. Mehrarbeit.

Weitere Ergebnisse können dem Abschlussbericht der Prognos AG entnommen werden: www.smk.sachsen.de/arbeitszeituntersuchung-4456.html


11 Kommentare zu “Kultusministerium schließt umfassende Arbeitszeituntersuchung ab

  1. Der Abschlussbericht – Wer es glaubt mag selig werden,
    denn es gilt auch hier: traue nur deinen eigen Zahlen.

    Liest man den ausführlichen Untersuchungsbericht, dann wird schnell klar, dass die Soll-Stunden auf die reinen Schultage 192 (+ 30 Arbeitstage in den Ferien) reduziert wurden, mit insgesamt „1.776 Stunden“; ohne Arbeitszeit an den Wochenenden (siehe unten). Dann muss man wissen, dass einige entweder die Zeiterfassung nicht mitgemacht haben, mit der Erfassung nicht nachgekommen sind oder vergessen haben die Krankheitstage anzugeben, sodass viele Stunden bei der Zwischen- oder Endspeicherung nicht erfasst wurden. Hinzu kommt noch der
    Verlust oder sogar die kurzzeitige Verdopplung an Stunden durch technische Probleme.

    Nimmt man den Arbeitsvertrag als Grundlage, mit 40 Stunden / Woche, mit den gesetzlich bezahlten Urlaubs-, Feier- und Ferientagen, dann kommt man auf 2120 Soll-Stunden. Ich bin mit all den Tagen auf 2685 Stunden gekommen. Zieht man spaßeshalber all die Tage wieder ab, dann sind es immer noch 2133 Stunden. Da mir aber der Urlaub zusteht, müssen die Urlaubstage wieder drauf, also sind es faktisch 2373 Std, ein Plus von 312 unbezahlten Überstunden.
    … so geht auch rechnen ;-).
    KL – FS
    ______________________
    Auszug aus dem Bericht:
    Soll-Arbeitszeit von Vollzeitlehrkräften im Untersuchungszeitraum Im Untersuchungszeitraum lagen 53 Untersuchungswochen mit 265 Werktagen, davon fielen 13 auf Feiertage. Insgesamt lagen im Untersuchungszeitraum 60 Ferientage in 13 Wochen und 192 Schultage in 40 Wochen. Für die der Veranschaulichung dienende Beispielsrechnung wird zudem von einem Urlaubsanspruch von 30 Tagen im Untersuchungszeitraum ausgegangen, der nur in den Ferien in Anspruch genommen werden konnte. Das heißt, über den Schuljahresverlauf waren 30 von den 60 Ferientagen sowie alle 192 Schultage Arbeitstage. An jedem Arbeitstag fallen acht Arbeitsstunden an. Damit ergibt sich eine gesamte Soll-Arbeitszeit von 1.776 Stunden im Untersuchungszeitraum, verteilt auf 53 Wochen.
    Quelle: file:///D:/Download/AZU_Abschlussbericht_mit_Anlagen.pdf

  2. Ich habe als Grundschullehrerin ebenfalls an dieser Erfassung teilgenommen. Oftmals musste ich wirklich jeden Tag noch einmal Revue passieren lassen, damit ich auch nichts vergessen habe. Dazu gehörten alle Unterbrechungen eines Schultages: Pausenaufsicht, Elterngespräche, kranke Kinder, Unterrichtsvertretungen für kranke Kollegen…..An einer kleinen Grundschule sind wir Arroundtalente und das ganze Drumherum hört nach dem Unterricht nicht auf. Ich bin total enttäuscht von dieser Statistik. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten bereits am Limit. Wo bleibt die Fürsorgepflicht?

  3. Ich bin seit vielen Jahren Teilzeitlehrkraft, damit ich „nur“ 40 Stunden pro Woche arbeiten muss. In den Ferien arbeite ich auch, wenn ich auf Klassenfahrt bin, mach ich sowieso viele unbezahlte Überstunden.
    Zudem kommt die hohe Belastung durch das Beschaffen von Arbeitsmitteln und Technik auf eigene Kosten, das Nichtfunktionieren der vorhandenen Technik, der hohe Verwaltungsaufwand, Elternkontakt, Diagnostikverfahren, Zusammenarbeit mit Jugendamt, kein angemessener Arbeitplatz in der Schule (und zu Hause werde ich ständig unterbrochen), schwierige Kinder, die viel Energie kosten und ich könnte das noch fortsetzen. Ich liebe meinen Beruf, aber die Bedingungen, unter denen wir arbeiten müssen, sind hart und zum Teil unzumutbar. Die Studie scheint all das nur unzureichend zu berücksichtigen. Ich sehe mich nicht repräsentiert.

  4. „Vollzeitlehrkräfte arbeiteten laut eigenen Angaben im Verlauf eines Jahres durchschnittlich -0,6 Prozent unter ihrem individuellen Soll“
    Na, dann kann man denen ja noch ein paar Aufgaben drauf drücken. Wie wurden eigentlich die planmäßigen Überstunden verrechnet?

  5. Für den Sächsischen Lehrerverband ergibt sich aus den Studienergebnissen eine klare Schlussfolgerung: Das vom Minister vorgelegte Maßnahmenpaket verschärft die Situation weiter und muss zurückgenommen werden. „Der Arbeitgeber hat eine Schutzfunktion und eine Fürsorgepflicht. Diese Pflicht verletzt er, wenn er trotz klarer Daten die Belastungen noch weiter erhöht. Lehrkräfte und Schulleitungen brauchen echte Entlastung — nicht neue Aufgaben. Deshalb fordern wir, dass Assistenz- und Verwaltungsstellen dauerhaft finanziert und unbefristet besetzt werden“, so René Michel, 1. stv. Landesvorsitzender.

    1. Die absurdeste Entscheidung des Ministers: Inklusionsassistenzen an Förderschulen streichen, wenn eindeutig hervorgeht, dass Lehrkräfte an Förderschulen ihre Mehrarbeit auf Individuelle Unterstützung verwenden. Einfach nur absurd.

  6. Da ich selbst an der Studie beteiligt war, habe ich heute mit großer Spannung die Ergebnisse gelesen.
    Leider blieb das Kopfschütteln wieder nicht aus. Erste Schlussfolgerungen für Lehrkräfte: Angebot mehr zu arbeiten. Das heißt mehr Stunden am Kind und dann erst die viele Zusatzarbeit, die genau die Mehrarbeit verursacht hat. Ist das Ihr Ernst? Meine Lehrer wünschen sich mehr wertschätzende Schlussfolgerungen. Wie wäre es mit Zurücknahme bestimmter Maßnahmen wie: Altersermäßigung wieder ab 58, schulrechnungsbezogene Stunden wieder erhöhen, Anfangsunterrichtsstunden wieder einführen, Stundensoll bei Grundschullehrern um eine Stunde verringern usw.
    Welche Schlussfolgerungen gibt es für SL? Ich möchte auch hier gerne helfen: Um eine Schule gut führen zu können, ohne ständige Überstunden, müssen die Abrechnungsstunden erhöht werden. Dann kann ich auch ohne Überstunden und gesund zu Hause ankommen. Es fehlen in vielen Schulen Schulleitungen, aber ohne Veränderungen werden wir weiter Schulen ohne Schulleitung oder Schulleitungen haben, die zwei Schulen führen müssen….ich wünsche mir einen Arbeitgeber,der auf die Gesundheit seiner Lehrer achtet. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen,denn das hat mich jeden Tag positiv gestimmt, die zusätzliche Zeit für die Studie zu erfüllen, damit etwas Gewinnbringendes herauskommt.
    SL – GS

  7. Ich habe 42 Jahre im Schuldienst gearbeitet, davon 35 als Schulleiter. Sicherlich sagen die Aussagen von fast 4000 Kollegen viel aus. Dennoch bleiben viele subjektive Faktoren die nicht verglichen werden können. Fächerkombinationen zum Beispiel. Das besonders an sorbischen Oberschulen. Da unterrichten Kollegen zum Teil Sorbisch und Deutsch.
    Schulleitungen wurden über Jahre mit immer mehr Aufgaben belastet. Zum Teil Leitung von zwei Schulen, kein Stellvertreter, kein Schulleiter….der Weg der Analyse ist der richtige…

  8. Was die Studie leider nicht abdeckt ist die Arbeitsintensität. Dann,wenn mehrere Aufgaben gleichzeitig anstehen, wenn es Ärger mit Eltern und Schüler*innen gibt, wenn Pausen unterbrochen werden oder die technische Ausstattung wieder mal streikt. Interessant wären echte Entlastungen und keine Entlastungen auf dem Papier. So gesehen hätte man auch das Maßnahmenpaket nicht durchführen dürfen-zumindest da nicht,wo es zu Lasten der Lehrerinnen und Lehrer geht.

  9. Wenn das Unterrichten nur ca. 30 Prozent der Arbeitszeit der Lehrkräfte ausgemacht hat – ist das dann als Anteil der tatsächlichen Arbeitszeit zu sehen (also ohne Urlaub, Feiertage, Krankheit) oder als Anteil einer fiktiven Maximal-Arbeitszeit mit 52 kompletten Arbeitswochen? Mich überrascht diese niedrige Prozentzahl, wenn andererseits im Durchschnitt nur ganz wenig Mehrarbeit zu verzeichnen war. In einer regulären Schul- und Arbeitswoche machen die 26 Unterrichtsstunden einer Vollzeit-Lehrkraft ja schließlich mit umgerechnet 19,5 Zeitstunden ca. 50 Prozent der Soll-Arbeitszeit aus.

  10. Als Lehrer i.R. ist mir äußerst unklar, wer eine solch umfängliche und sicher auch kostenintensive Analyse benötigt. Seit Jahrzehnten ist das Ergebnis eigentlich bekannt und jeder tätige und bereits in Rente befindliche Lehrer weiß, dass die Belastungen schwanken und in Schuljahresspitzenzeiten (wie Prüfungs- und Zeugniszeiten) besonders hoch sind. Es ist auch nicht der Fakt ersichtlich, dass es fächerabhängig unterschiedliche Belastungen mit häuslicher Korrekturzeit gibt. Ein Deutschlehrer sitzt wesentlich länger in seiner unterrichtsfreien Zeit an Korrekturen als ein Sportlehrer. Außerdem kannte und kenne ich Lehrer, die ihre Unterrichtsvorbereitung seeehr ernst und zeitaufwendig betreiben. Andere hingegen getrauen sich über Jahre mit einer Handtasche und dem Lehrbuch und Arbeitsheft aus der Lehrertischschublade ins Klassenzimmer und keinen interessiert das Unterrichtsniveau. Mit solchen Studien „organisiert“ man sich im System nur noch mehr Gleichgültigkeit, denn wenn die Belastung gar nicht sooo schlimm ist, wie sie verantwortungsvolle Pädagogen empfinden, dann passt man sich irgendwann dem Durchschnitt an und lässt es so laufen wie beim Kollegen X im Nachbarzimmer, der ja das selbe Geld bekommt wie derjenige, der mit viiiel Mehrarbeit und damit Zeitaufwand noch auf Qualität in seinem Unterricht Wert legt/legte. Die Studie ist lächerlich in den Augen derjenigen, die bisher gute Arbeit geleistet haben und oft nicht auf die Mehrarbeitszeit schauten. Außerdem untergräbt die Studie das Ansehen einer ganzen Berufsgruppe, die es aus Sicht des Kultusministeriums notwendig hatte, dass ihr Arbeitsbelastung überprüft werden musste. Es ist nur zu hoffen, dass Gleiches demnächst auch mit ministerialen Berufsgruppen und Beamten passiert. Es ist traurig, dass man die Leistungen der Lehrer/-innen unseres Freistaates mit einer Zeitstudie einzuschätzen glaubt, anstatt ihnen tatsächliche Hilfe und materielle/finanzielle Anerkennung für qualitativ gute Arbeit und Mehrarbeit zukommen zu lassen. Dem Abwärtstrend im Bildungswesen sollten endlich echte Hilfen entgegenwirken, ohne teuer bezahlte, langwierige Studien zur Arbeitszeiterfassung. Der Blick für die Realität an Schule reicht und sinnlose Steuergeldausgaben können gespart werden. Das Studienergebnis hätte ich mit 40-jähriger Berufserfahrung, wohlgemerkt mit mehreren Funktionsaufgaben und sehr viel unbezahlter Mehrarbeit, in 10 Sätzen dem Kultusministerium (unbezahlt) aufschreiben können. Es sind keinerlei neue Erkenntnisse darin zutage gekommen, die nicht längst bekannt waren! Nur das Misstrauen in eine ganze Berufsgruppe ist erkennbar geworden. Sehr beschämend!


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