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SMK-Blog

#usethenews begeistert Jugend für Nachrichten und Demokratie

#usethenews begeistert Jugend für Nachrichten und Demokratie

Das Projekt #usethenews sucht Antworten auf die Frage, wie junge Menschen besser mit journalistischen Nachrichten zu erreichen sind. Im Interview erklärt Geschäftsführer Meinolf Ellers, wie #usethenews Schülerinnen und Schüler für Journalismus begeistert, was das mit Demokratieförderung zu tun hat und was er sich von den Schulen in Sachsen wünscht.

#usethenews versteht sich als »die Allianz für Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter«. Was heißt das konkret?

#usethenews ist ein Projekt der Deutschen Presse-Agentur, kurz dpa, das wir zusammen mit vielen weiteren Partnern umsetzen. Wir sind 2020 ursprünglich mit der Motivation gestartet, viele Medienpartner zusammenzubringen. Dazu muss man wissen, dass die dpa eine Genossenschaft der deutschen Informationsmedien ist. Das bedeutet, sie ist die einzige Plattform, an der sowohl alle Zeitungsverlage Deutschlands als auch alle Radio- und Fernsehsender, egal ob öffentlich oder privat, beteiligt sind. Es ist wichtig zu verstehen, mit welchem Mandat und welcher Mission wir uns solchen Themen widmen. Wir versuchen, große Plattformen oder Allianzen zu schaffen, um gemeinsam Herausforderungen zu adressieren, die für einzelne Akteure zu groß wären. Ursprünglich war unser Hauptziel, die nächste Generation als Nutzerinnen und Nutzer der Nachrichtenmedien nicht zu verlieren. Doch bald wurde uns klar, dass unser Projekt weit mehr ist: #usethenews ist ein Bildungsprojekt und ein Beitrag zur Demokratieförderung.

Denn wir haben erkannt, dass es eine klare Wirkungskette gibt: Nachrichtenkompetenz und Nachrichtennutzung sind Voraussetzungen für Informiertheit. Informiertheit und faktenbasierte Meinungsbildung sind wiederum die Grundlage für demokratischen Diskurs und Handlungsfähigkeit. Mit anderen Worten: Man kann kein mündiger Bürger in einer Demokratie werden, wenn man keinen Zugang zu gesicherten, nachrichtenbasierten Informationen hat. Diese Zusammenhänge zu verstehen, zu untersuchen und gleichzeitig Gegenmaßnahmen zu entwickeln, ist das Feld, auf dem wir uns bewegen.

Welche Herausforderungen, die für einzelne Akteure zu groß wären, meinen Sie?

Vorweg möchte ich sagen, dass unsere Arbeit bei #usethenews auf erstklassiger wissenschaftlicher Forschung basiert. Dafür haben wir einen der führenden wissenschaftlichen Partner in Deutschland an Bord geholt, das Leibniz-Institut für Medienforschung. Zu Beginn des Projekts haben wir eine umfangreiche Grundlagenstudie durchgeführt, die den Stand der Nachrichtenkompetenz und -nutzung bei 14- bis 24-Jährigen in Deutschland untersucht hat. Diese Studie basiert auf 1000 persönlichen Interviews in dieser Altersgruppe – also keine Online-Umfragen oder Telefonbefragungen, sondern echte Face-to-Face-Interviews.

Die Studie hat uns schnell gezeigt, dass es nicht »die Jugendlichen« oder »die Jugend« gibt. Vielmehr gibt es eine extrem große Spreizung innerhalb dieser Altersgruppe. Die Forscher haben vier Nutzungstypen definiert, von denen zwei besonders hervorstechen. Zum einen gibt es die Gruppe der journalistisch Informationsorientierten – eine Art Elite, die aus Familien stammt, in denen Nachrichten und Medien intensiv genutzt werden. Diese Kompetenz überträgt sich auch auf ihr Nachrichtennutzungsverhalten im Social Web. Auf der anderen Seite gibt es jedoch ein gutes Drittel der Altersgruppe, das die Forscher als »gering Informationsorientierte« bezeichnen. Diese Gruppe hat nicht nur kein Verständnis von Nachrichten, sondern versteht auch nicht, was Journalismus überhaupt ist. Ein Schlüsselsatz einer Sechzehnjährigen bringt das auf den Punkt: »Ich weiß gar nicht, warum Nachrichten wichtig für mein Leben sind.« Diese Entfremdung und Entkopplung sind gravierend und nehmen rasant zu, angeheizt durch die intensive Nutzung von Social Media, insbesondere TikTok.

Wie gehen Sie damit um, dass genau diese Jugendlichen so stark in den sozialen Medien aktiv sind? Wie begegnen Sie diesem veränderten Mediennutzungsverhalten?

Das ist genau der Punkt, an dem #usethenews ansetzt. Wir konzentrieren uns auf die Schnittstelle zwischen Journalismus und Bildung. Wir gehen nicht in die Schulen, um den Kindern zu sagen: »Hier ist die gedruckte Zeitung von heute, das muss euch jetzt gefallen.« Stattdessen versuchen wir, die Bedingungen zu verstehen, unter denen Jugendliche heute Medien nutzen, und darauf basierend zu agieren.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit ist der sogenannte Social News Desk, bei dem ein Team von jungen Creatorn und Journalisten auf TikTok, YouTube und Instagram Nachrichten-Themen so aufbereitet, dass sie für Jugendliche verständlich und relevant sind. Wir agieren ein Stück weit wie Streetworker: Wir sind uns bewusst, dass wir uns in einem kritischen Umfeld befinden, aber wir wollen direkt bei den Jugendlichen sein, sie ansprechen und von ihnen lernen.

Was ist Ihre goldene Regel, um Schülerinnen und Schüler wieder für Journalismus zu begeistern?

Erstens: Alles, was wir tun, muss gemeinsam mit den Jugendlichen geschehen – nicht über sie, neben ihnen oder gegen sie. Partizipation, Einbindung und Beteiligung sind zentrale Schlüssel. Zweitens: Journalismus muss als transparentes, offenes Handwerk gezeigt werden. Journalismus sollte sich nicht zu wichtig nehmen, sondern Angebote machen und die Menschen aktiv einbeziehen. Am Ende sind wir nicht mehr als ein professionelles Handwerk.

In welchem Umfang nehmen Schulen in Sachsen an den Angeboten von #usethenews teil?

Ich wünschte, es wären mehr. In Thüringen sind wir beispielsweise gut vernetzt über die Landesmedienanstalt, die Landeszentrale für politische Bildung, die Mediengruppe Thüringen und den MDR. In Sachsen läuft es leider noch nicht so gut, obwohl wir auch dort mit dem MDR unterwegs sind. Ein weiterer Schlüsselpartner in Sachsen ist für uns zum Beispiel die tolle Initiative spreuXweizen. Dabei gibt es noch viel mehr gute Angebote im Freistaat. Ich würde mir hier eine stärkere Vernetzung wünschen. Wir sind offen für verschiedene Formen der Kooperation.

Nicht zuletzt fordern wir, dass Medienkompetenz und Nachrichtenkompetenz verbindlich in die Schulen einziehen. Aber wir belassen es nicht dabei: Wir sagen auch, dass die Rolle der Medienpädagogen deutlich gestärkt werden muss. Sie sind aus unserer Sicht das entscheidende Bindeglied, um Journalismus in die Schulen zu bringen und Lehrkräfte zu unterstützen. Wann immer wir Medienpädagogen als Brücke zwischen Journalismus und Schule einsetzen, erreichen wir großartige Ergebnisse.

 

Text: Antje Tiefenthal

Grafik: #usethenews

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