»Am meisten freuen wir uns, wenn uns die Schülerinnen und Schüler verlassen und keinen Förderbedarf Sprache mehr haben«

»Am meisten freuen wir uns, wenn uns die Schülerinnen und Schüler verlassen und keinen Förderbedarf Sprache mehr haben«

Das Förderzentrum »Schule im Albertpark« Dresden hilft Kindern und Jugendlichen, ihren Weg in die Sprache zu finden. Doch hier unterrichten nicht nur Sprachexperten, sondern vor allem ein Team mit viel Herz und Humor. Schulleiter Uwe Hempel und Stellvertreterin Antje Leisner erzählen von ihrer traumhaften Schule.

Schulleiter Uwe Hempel

Idyllisch im Grünen, inmitten der Dresdner Heide zwischen zahlreichen Bäumen und Vogelgezwitscher liegt das Förderzentrum »Schule im Albertpark« Dresden mit dem Förderschwerpunkt Sprache. »Wir befassen uns hier vor allem mit Kindern, die Schwierigkeiten beim Sprechen oder bei der Sprachentwicklung haben und mit allen Dingen, die mit Sprache insgesamt zu tun haben«, erklärt Schulleiter Uwe Hempel, der die Schule 1992 übernommen hat.

Antje Leisner, stellvertretende Schulleiterin

Am Stammhaus der Schule im Albertpark lernen rund 200 bis 220 Schülerinnen und Schüler. Hinzu kommen knapp 100 Kinder, die an den Grundschul-Außenstellen in Gorbitz (Klassenstufe 1 bis 4) und Prohlis (Klassenstufen 1 und 2) in kleineren Klassen mit maximal 12 Schülern betreut werden. »Für die Kinder, die etwas später zu uns gekommen sind oder die ein bisschen länger brauchen, haben wir eine Außenstelle für die Klassen 5 und 6 in Löbtau an der 36. Oberschule. Dort arbeiten die Kolleginnen und Kollegen seit mehr als 20 Jahren zusammen und wir finden in Klassenstufe 7, 8 und 9 immer doch recht gute Wege gemeinsam in die inklusive Betreuung der Schülerinnen und Schüler«, erzählt die stellvertretende Schulleiterin Antje Leisner.

Was macht eigentlich ein Förderzentrum für Sprache?

»Wir unterrichten wie an einer ganz normalen Grundschule bzw. Oberschule – allerdings unter sprachheilpädagogischem Aspekt. Das heißt: Wir beziehen die Problemlagen der Kinder im Unterricht von Anfang an mit ein. Wir schauen in besonderem Maße darauf, wie wir ihnen Lesen und Rechtschreiben beibringen können. Denn das ist ein elementarer Fakt im Leben von Menschen und damit haben sprachbehinderte Kinder ganz besondere Probleme«, so Hempel.

»Wir haben neben dem normalen Unterricht, wie er auch an Regelschulen abgehalten wird, zusätzlich sogenannte ›Förderstunden‹. Hier findet in erster Linie Muttersprachunterricht statt. Die Kinder bekommen, je nach ihrer Ausprägung der Sprachstörung, eine besondere Förderung in dem Bereich. So hoffen wir, dass sie unsere Schule bald wieder verlassen können. Denn wir sind eine ›Durchgangsschule‹. Hier kommt man nicht her, um ewig zu bleiben. Hier kommt man her, um durchzugehen und wieder in den Regelbereich zurückzukehren.«

Hier gibt es Kunsttherapie!

»Wir sind eine offene Schule und bieten unseren Kindern verschiedene GTA-Angebote. Dazu gehört neben anderen Therapieformen zum Beispiel die Kunsttherapie. Sie ist uns besonders ans Herz gewachsen«, berichtet Hempel freudig. »Der ›KunstRaum‹ ist hier entstanden. Das ist ein Angebot, das auf besondere Art und Weise kunsttherapeutisch mit Kindern arbeitet – und das gibt es inzwischen seit 2005.«

Umgesetzt wird das künstlerisch-therapeutische Angebot von der studierten Kunsttherapeutin Friedericke Altmann. »Ich bin vor knapp 20 Jahren mit meinem Konzept an der Schule gestartet. Denn ich war selbst einmal hier am Förderzentrum Schülerin. Ich habe gestottert.«

Was passiert im »KunstRaum?«

Der KunstRaum steht für einen Raum, der Kindern Platz, vielfältige Materialien und Hilfestellungen bietet. Gegenstände und Bilder werden anfass- und erlebbar. Im Vordergrund steht prozessbegleitendes Arbeiten mit Hilfe kreativer Methoden.

Antje Leisner und Kunsttherapeutin Friedericke Altmann

»Ich habe den KunstRaum mit unheimlich viel Unterstützung von der Schulleitung und den Kollegen, aber auch von außen, aufgebaut«, erzählt Altmann begeistert. »Bei meiner Arbeit ist es mir wichtig, den Lehrkräften Unterstützung zu bieten. Dafür stelle ich meinen breit aufgestellten Erfahrungsschatz zur Verfügung. Seit 20 Jahren arbeite ich mit Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren und bin mit den verschiedenen Entwicklungsschritten, aber auch Defiziten und Problemen, vertraut. Gleichzeitig schaue ich immer wieder, wo meine Kolleginnen und Kollegen in ihrem Bildungsauftrag gerade stehen und was ich zur Erfüllung dessen beitragen kann.«

»Den Kindern möchte ich im KunstRaum die Möglichkeit geben, sich in einer guten Form gehört und gesehen zu fühlen, ›überschwemmende‹ Emotionen in andere Kanäle zu lenken. Es ist gut, dass es Kunst und ihre kreativen Mittel dafür gibt.«

»Weil ich mit Kindern zu tun habe, die mit der Sprache zu wenig verbunden sind und Sinnzusammenhänge nicht verstehen können, gehe ich mit ihnen zunächst zurück in die Zeit des Kindergartens, also zu haptischen Sachen, etwa über Berührungen und ganz unterschiedliche Materialien. Ich muss wissen, welches Kind mit welchem Material besser zurechtkommt. Durch diese Art von ›Wiederentdeckung‹ des eigenen Körpers, des Hautkontakts, steuere ich die Impulse zu Sprache. Gleichzeitig kommen durch die genutzten Materialien Emotionen hoch. Diese braucht es, um das Kind, um die eigenen Gefühle zu verstehen, und zu lernen, sie zu artikulieren. Damit sind wir beim Auftrag der Schule: Die Kinder sollen lernen, über sich selbst zu sprechen.

Das sind die Grundsätze. Auf der einen Seite die Fein- und Grobmotorik – Berührungen, Haptik, Druck und Kraft – und auf der anderen Seite die Emotionalität, der soziale Bezug, das Einordnen vom Ich in die Gemeinschaft. Wenn Sprache nicht funktioniert, sind es oft diese wichtigen Säulen, die nicht funktionieren. Meine Aufgabe ist es, sie gemeinsam mit den Pädagogen wiederzufinden – über die Kreativität, über Kunstwerke oder theatralische Sachen. Wir versuchen gemeinsam, einen Weg zum Kind zu finden.«

Momente, die in Erinnerung bleiben

»Lehrer bzw. Schulleiter zu sein, macht Spaß. Die Arbeit mit Kindern hält jung. Es strengt manchmal mehr an als früher, trotzdem merke ich, es bereitet mir Freude mit Kindern zu arbeiten, ihnen zu helfen, sie vorwärts zu entwickeln«, resümiert Uwe Hempel mit strahlenden Augen. »Es ist eine ganz, ganz große Freude, nach zwei, drei, manchmal auch vier Jahren, die Schülerinnen und Schüler zu entlassen. Oft stehen sie mit ihren Eltern vor uns und haben Tränen in den Augen: ›Es hat wahnsinnig viel gebracht, hier gewesen zu sein. Wir sind so froh, dass wir das getan haben.‹ Das ist ein schöner Moment und ein Dankeschön, das zurückkommt und ich jedes Mal im Herzen spüre. Dafür lebe ich«, erzählt Uwe Hempel gerührt.

»Auch der Umzug 1999 von der Maxim-Gorki-Straße hierher in den Dresdner Albertpark ist mir als ein besonders schöner Moment im Gedächtnis geblieben. Die Natur und die Ruhe, die uns hier in Fülle umgeben, helfen den Kindern runterzukommen und anzukommen. Darüber hinaus blicken wir gern auf unsere Schulpartnerschaften mit Rostock und Balingen. Über viele Jahre haben wir mit den beiden Standorten sehr gut zusammengearbeitet und so übrigens auch die Grundsteine für eine bundeslandübergreifende Kooperation gelegt. Das hat uns viel gebracht«, ergänzt der Schulleiter.

Das Förderzentrum ist auch toll, weil …

»An unserer Schule schätze ich sehr, dass wir ein Kollegium mit vielen fortbildungsfreudigen Kolleginnen und Kollegen sind. Zudem arbeiten wir eng mit der Universität Leipzig zusammen, um ›up to date‹ zu bleiben, was die neuesten Erkenntnisse der Sprachheilpädagogik anbelangt. So gab es zum Beispiel ein Projekt der Leipziger Uni zum Thema Erstlesen. Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler unserer Schule untersucht, um festzustellen, wie die Leseleistungen sind und welche Leselehrgänge sich unter Umständen gut eignen oder sich im Unterricht im sprachbehinderten Kindern modifizieren lassen«, ergänzt Kollegin Antje Leisner. »Außerdem gibt es einen Lese- und Schreiblehrgang für die Klassenstufen 1, den zwei Kolleginnen unserer Schule selbst entwickelt haben.«

Kunst im Schulgelände

In Zusammenarbeit mit dem Künstler Rupprecht Matthies ist an unserer Schule zudem das Projekt »Worte zum Anlehnen« entstanden. »Die Kinder aller Klassenstufen haben ihre Lieblingswörter aufgeschrieben und dann sind diese projiziert worden – einige wollten Plastiken, andere sind als Schrift-Bilder an den Wänden unseres Förderzentrums zu finden«, berichtet Leisner.

Noch mehr zum Förderzentrum Sprache

Weitere Informationen stehen auf der Webseite des Förderzentrums bereit.

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

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