Schulen sollten agil und flexibel sein

Schulen sollten agil und flexibel sein

Bis 28. Juni 2023 haben die vier Expertenräte im Projekt »Bildungsland Sachsen 2030« Zeit, Handlungsempfehlungen für die Themengebiete »Lernen«, »Professionalisierung«, »Steuerung« und »Infrastruktur« zu entwickeln. Dann übergeben sie ihre Empfehlungen an die kommunalen Bildungsräte, in der zweiten Etappe des öffentlichen Beratungsverfahrens. In dieser Artikelserie stellen wir die vier Expertenräte und ihre Themen näher vor.

Teil 3: Expertenrat »Infrastruktur«

Foto: Ralf Menzel

Wie sieht das nachhaltige Schulgebäude der Zukunft aus? Welche technische Infrastruktur ist vorhanden und wie ist die digitale Ausstattung der einzelnen Räume? Und was muss passieren, damit die am Bildungsweg beteiligten Akteure gut zusammenarbeiten und Schulen nicht nachmittags zugesperrt werden, sondern Teil einer regionalen Bildungslandschaft sein könnten? Wie können Hort und Schule zusammenarbeiten? Der Expertenrat »Infrastruktur« hat zwar »nur« drei Ziele, für die er konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten soll, aber die haben es durchaus in sich (eine Übersicht über die Ziele finden sie hier).

»Wir haben hier besonders Themenaufgenommen, die Vernetzung und Infrastruktur betreffen. Da sind sowohl sachliche und technische, als auch institutionelle und immaterielle Fragen betroffen«, erklärt Katrin Reichel-Wehnert, Referentin für Grund- und Förderschulen im Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SMK) und Mitglied der achtköpfigen Projektgruppe im SMK (hier stellen wir die Projektgruppe vor).

Heterogenität berücksichtigen

Foto: Ralf Menzel

»Der Expertenrat hat bei seiner Arbeit die Herausforderung, dass die Landschaft der sächsischen Schulen ausgesprochen heterogen ist«, sagt Martin Arndt, Leiter des Referats »Medienbildung und Digitalisierung« im Landesamt für Schule und Bildung und ebenfalls Teil der Projektgruppe. Denn es gibt in Sachsen die kleine Grundschule mit 35 Schülerinnen und Schülern, die jahrgangsübergreifend lernen. Und es gibt große Schulen mit 500 oder mehr Schülern, die fünf- und sechszügig sind und ganz andere Herausforderungen haben. »Die Heterogenität spiegelt sich auch in der Trägerlandschaft wieder: Von kleinen Kommunen, über die Landkreise bis zu den drei großen sächsischen Städten reicht hier die Bandbreite«, so Arndt.

Und hier zeigt das Projekt „Bildungsland Sachsen 2030« seine große Stärke: Denn die Zusammensetzung der Expertinnen und Experten spiegelt diese Heterogenität wieder. Da treffen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die vor allem theoretisch zum Thema arbeiten, auf kommunale Träger, die etwa für den Schulbau zuständig sind. Aktive Bildungsakteure aus dem Bereich Schule und aus dem außerschulischen Bereich sind ebenso am Tisch wie Vertreterinnen und Vertreter von Landesschülerrat und Landeselternrat. »Die Empfehlungen sollten sich in einem Rahmen bewegen, der Verlässlichkeit und eine gewisse Vergleichbarkeit und Kontinuität sichert«, sagt Arndt zu den Herausforderungen des Expertenrats, »und gleichzeitig den nötigen Spielraum lassen.«

Nutzung auch am Abend

In Ziel 1 geht es zum Beispiel um das Thema Schulinfrastruktur, wozu Schulgebäude und Schul-Campus gehören. »Wir haben in unserer ersten Sitzung die Frage diskutiert, ob Grundschule und Hort bei gemeinsamer Nutzung nicht gleichberechtigt an Planungen beteiligt sein sollten«, berichtet Jan Witza, der den Expertenrat moderiert. »Wir haben aber auch darüber gesprochen, ob Schulen nicht auch Treffpunkt für andere Interessengruppen und für Fortbildungen oder Weiterbildungen seien könnten«, berichtet er. Aus Sicht der Projektgruppe wäre tatsächlich vorstellbar, dass Schulen sich noch weiter öffnen und mit Volkshochschulen, Kunst- oder Musikschulen Sportvereinen und lokalen Bildungspartnern zusammenarbeiten, bestätigt Katrin Reichel-Wehnert.

In allen Infrastruktur-Themen gilt es, die Inklusion angemessen zu berücksichtigen. Gerade da gebe es aber inzwischen schon einige gute Erfahrung, wie Katrin Reichel-Wehnert betont, etwa durch die Arbeit in den Kooperationsverbünden, die unterschiedliche Akteure vernetzt.

Zweites großes Thema des Handlungsfeldes ist die digitale Infrastruktur. Konkrete Empfehlungen für Geräte erwartet hier vom Expertenrat niemand – die wären ja vermutlich nach zwei oder drei Jahren wieder überholt. Die Frage aber, wie etwa die Technik-Anschaffung vereinfacht werden könnte, ist für sächsische Schulen nach wie vor höchst relevant. Das betrifft zum Beispiel Software oder auch Datenschutz-Fragen: Hier haben Schulleitungen häufig Klärungsbedarf, der viel Zeit frisst und der schneller und effektiver als bisher bedient werden könnte. Es wäre ja aber auch durchaus denkbar, so Arndt, dass das Kultusministerium eines Tages eine eigene künstliche Intelligenz einsetzt – etwa um genau diese Beratung von Schulleitungen oder die Suchen in der oftmals doch komplexen Informations- und Dokumentenlage zu unterstützen.

Gleichzeitig geht es aber auch um sehr konkrete Fragestellungen: „Schulen müssen heutzutage einfach bestimmte Strukturen haben, um mit digitaler Technik zu arbeiten«, sagt Martin Arndt. »Gleichzeitig ist ja völlig offen, was beispielsweise in naher Zukunft noch auf uns zukommt.« Die Strukturen müssen hier also agil und flexibel genug sein, auf kurzfristige Veränderungen einzugehen. »Das ist eine Kompetenz, die wir auch allgemein in der Gesellschaft brauchen«, sagt er. »Und die Schule den Schülerinnen und Schülern künftig auch gern vorleben darf«, schiebt er mit Blick auf das Thema Berufsorientierung hinterher, das in Ziel 3 benannt ist.

 

Text: Peter Stawowy

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

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