Kamera läuft, Ton läuft – Film ab: Medienkompetenz praktisch vermittelt

Kamera läuft, Ton läuft – Film ab: Medienkompetenz praktisch vermittelt

Legetricktechnik? Editieren? „Explainity-Films“? Für Neuntklässler des Lichtensteiner Gymnasiums keine Fremdworte mehr nach ihrer fächerverbindenden Projektwoche vor den Sommerferien. Die Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle (SAEK) sind in jedem Jahr Partner der Projektwoche – wie bei über 650 Projekten sachsenweit.

Das Prof. Dr. Max Schneider-Gymnasium in Lichtenstein arbeitet seit vielen Jahren mit den Medienkompetenzstandorten der SAEK Chemnitz und Zwickau zusammen. „Wir sind froh und stolz diese Partner zu haben.“, sagt Gritt Oertel-Sperling, Lehrerin am Gymnasium Lichtenstein. Sie nahm mit Referendaren an Lehrerfortbildungen der SAEK zum Thema Erklärfilme teil und brachte die Idee der Projektwoche ein.

Über Erklärfilme Filme erklären

© SAEK: Schüler des „Prof. Dr. Max Schneider“- Gymnasiums während der Projektwoche

Die Studioleiterin des Chemnitzer SAEK, Susann Arnold, führt die Jugendlichen in die Geheimnisse eines Erklärfilms (deutsch für „Explainity-Film“) ein. Was ist das? Wie funktioniert er? Wie wird ein Erklärfilm produziert? Die Unterrichtswoche ist aber vor allem praktisch ausgelegt: Die Schüler erarbeiten in Gruppen die Inhalte ihres Beitrages, gestalten die Grafikelemente selbst und proben, wie diese bei der Filmaufnahme gelegt und bewegt werden. Natürlich darf auch Ton nicht fehlen und der abschließende Videoschnitt. Am Ende des viertägigen Projektes sind vier Filme entstanden, deren Inhalte sich die Schüler während der Projektwoche gemeinsam in Kleingruppen überlegt haben. Ein Film erklärt dabei wie man einen Erklärfilm macht – ein sehr hilfreiches Werkzeug für alle, die es nachmachen möchten. Die drei anderen Filme erklären die Entstehung eines Tornados, geben Tipps beim Motorradkauf oder helfen bei der Vorbereitung für das anstehende Bewerbungsgespräch.

Heidi von Schmidsfeld, Referentin im Bereich Medienkompetenz der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), erzählt, dass die Schüler vor allem an den produktionstechnischen Möglichkeiten von Film und Schnitt interessiert sind und die Wissens- und Bewertungskompetenz indirekt durch die Medienpädagogen vermittelt werden. Die Schüler lernen, Medien und ihre Angebote zielgerichtet und angemessen zu nutzen und diese als Ausdruck ihrer Persönlichkeit, Interessen und Anliegen aktiv zu gestalten. Die Jugendlichen sollen bei der Produktion selbst Schlüsse ziehen und diese in der abschließenden Auswertung darstellen.

Projekte umfassen gesamte Bandbreite der Medienkompetenz

Vor 20 Jahren wurden die SAEK von der SLM gegründet mit zunächst vier Studios. Im Mittelpunkt stand damals vor allem, Rundfunkinteressierten allen Alters unter medienpädagogischer Anleitung den eigenständigen und verantwortungsvollen Medienumgang zu vermitteln. Mit dem Medienwandel hat sich die Arbeit der mittlerweile neun SAEK-Standorte weiterentwickelt.

Über 70 Prozent der SAEK-Projekte werden an Schulen umgesetzt, aber auch Vereine und Kindergärten nutzen das Angebot. Die immer schneller voranschreitende Digitalisierung erfordert eine früher beginnende, altersgerechte und professionelle Begleitung.

© SAEK: Schüler des „Prof. Dr. Max Schneider“- Gymnasiums während der Projektwoche

Die mögliche Zusammenarbeit mit der SAEK ist breit aufgestellt: Von eintägigen Projekten, über Projektwochen oder regelmäßigen Radiosendungen bis hin zu schuljahresbegleitenden  Neigungskursen, wie am Johann-Walter-Gymnasium in Torgau durch den dortigen SAEK umgesetzt. Die Projektinhalte sind so vielgestaltig, wie die Projektformen. An den Schulen ist die Arbeit stets am Lehrplan ausgerichtet und widmet sich der gesamten Bandbreite der Medienkompetenz: Da geht es in den jüngeren Klassenstufen um die Produktion von Hörspielen und Märchenfilmen bis hin zum Umgang mit Werbung und Sozialen Medien in den höheren Jahrgangsstufen. Auch neue Technologien, wie Augmented Reality, werden in Schulprojekten ausprobiert, so beispielsweise mit dem Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz mit der Erstellung einer eigenen App zur Industriegeschichte der Stadt.

Grenzen der Privatsphäre auszuloten lernen

Zunehmend stehen ethische Aspekte der Mediennutzung im Mittelpunkt: Fake-News, soziale Netzwerke, Urheberrecht und die Frage der Netiquette. Dabei wird den Schülern auch gezeigt, wo ihre ganz persönliche öffentlich-private Grenze verläuft. Wo beginnt meine eigene Privatsphäre? Wo beginnt die Privatsphäre des anderen?

„Es ist wichtig, die Inhalte und Kompetenzen praktisch und über aktive Medienarbeit zu transportieren.“, sagt Heidi von Schmidsfeld. Neben Medienkompetenz werden so auch Kompetenzen wie Zeitmanagement und Teamarbeit erworben.

„Medienpädagogen müssen heute Allrounder sein – von Audio und Print über Clouds und Networking bis zu Gaming und künstlicher Intelligenz ist alles gefragt. Den klassischen Radiomacher, der wöchentlich seine Sendung fährt, gibt es so kaum mehr.“ erklärt von Schmidsfeld. Während noch vor wenigen Jahren in die Rubriken Audio, Video, Online unterteilt wurde, müsse heute alles miteinander verbunden werden.

Die Schülergeneration sei allerdings heute bereits von vornherein sensibilisierter, was ihre Mediennutzung betreffe. Dennoch müssen die jungen Nutzer weiter im Umgang mit Daten und der kritischen Prüfung von Inhalten geschult werden.

Lehrerfortbildungen neu strukturiert

Die SAEK bieten zudem unter anderem Fortbildungen für Lehrer, Erzieher und pädagogische Fachkräfte an. Die Kurse sind ebenso praktisch und inhaltlich zweigeteilt wie die schulischen Projekte. Dabei geht es zum einen um die Nutzung der Medientechnik und das Produzieren, zum anderen beispielsweise um Jugendschutz, Medienpädagogik und journalistische Fertigkeiten. Ab dem nächsten Schuljahr wollen die SAEK ihr Angebot anpassen und im Segment „Medienwerkstatt“ auch kürzere und inhaltlich breiter aufgestellte Informationsangebote für Erwachsene anbieten.

Unter dem Motto „Wir machen Sachsen stark für das digitale Jahrtausend“ feiern die SAEK im September ihr Jubiläum und wollen weiterhin als Partner allen Interessierten zur Seite stehen, denn:

„Medienkompetent sein ist keine Stufe, die irgendwann erreicht ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Auseinandersetzung mit Medien.“

PD Dr. Uta Corsa, SAEK-Geschäftsführerin

 

Die Produkte vieler Projekte können auf den YouTube-Kanälen der SAEK-Regionalstandorte angesehen werden.

 

Bianca Schulz, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

0 Kommentare