»Wir Schüler wollen Präsenzunterricht, wir wollen nicht zuhause hocken«

»Wir Schüler wollen Präsenzunterricht, wir wollen nicht zuhause hocken«

Trotz steigender Infektionszahlen spricht sich der Landesschülerrat Sachsen (LSR) für Präsenzunterricht an den Schulen und gegen Schichtbetrieb aus. Joanna Kesicka, Vorsitzende des LSR, nennt die Gründe.

Die Herbstferien sind vorüber. Wie ist der Schulbetrieb Ihrer Ansicht nach angelaufen?

Wir hatten schon einige Probleme gesehen. Die Infektionszahlen sind gestiegen, die Ängste haben zugenommen. Wir haben uns gefragt, wie das mit dem Schulbetrieb weitergeht. Aber wir im Landesschülerrat waren uns alle einig, dass wir den Präsenzunterricht beibehalten wollen. So sehr man die Ferien genossen hat, weiß doch jeder Schüler, dass es einen Bildungsauftrag zu erfüllen gibt. Gerade die prüfungsnahen Jahrgänge wissen, dass sie sich auf die Prüfungen vorbereiten müssen. Deswegen waren wir auch erleichtert, als wir gehört hatten, dass die Schulschließungen nicht eintreten werden und wir weiterhin in die Schule gehen können. Natürlich sind die einzelnen Maßnahmen für viele Schülerinnen und Schüler nicht erfreulich gewesen, was auch verständlich ist. Aber das grundsätzlich der Unterricht stattfinden kann, hat vor allem Schüler in den ländlichen Räumen gefreut.

Mit Ende der Herbstferien gilt für ältere Schüler Maskenpflicht im Unterricht. Ein Problem für Sie?

Wir Schülerinnen und Schüler haben keine Lust auf Masken. Das muss deutlich gesagt werden. Aber wenn es die Maßnahme ist, um Schulschließungen zu vermeiden, dann müssen wir uns alle im Klaren darüber sein, dass es der kritischen Maßnahme bedarf. Mit Schulschließungen würde auch die ganze Schulgemeinschaft kippen. Wir Schüler wollen nun mal Präsenzunterricht, wir wollen nicht zuhause hocken.

Der Landesschülerrat hat sich trotz steigender Infektionszahlen sehr deutlich für den Präsenzunterricht ausgesprochen. Warum?

Präsenzunterricht in der Schule ist für uns die einzige Möglichkeit, gerechte Bildung zu ermöglichen. Wir haben in der ersten Corona-Welle gesehen, online zu lernen ist zwar einigermaßen gut gelaufen, aber auf jeden Fall ist das keine Dauerlösung. Wir haben gerade in den ländlichen Räumen enorme Probleme mit dem Internet. Stabile Internetverbindungen fehlen häufig. Oft fehlen sogar jetzt noch in privaten Haushalten technische Geräte. Klar, wir haben Schulen aufgerüstet. Wir haben jetzt LernSax in fast allen Schulen installiert. Trotzdem ist es überzogen zu glauben, dass innerhalb weniger Monate so riesige Schritte erfolgt sind, dass onlinelernen den Präsenzunterricht ersetzen kann. Deshalb ist es für uns enorm wichtig, dass er weiterhin stattfinden muss.

Dennoch fordern Gesundheitspolitiker, der Bundeselternrat oder auch der Deutsche Lehrerverband immer wieder Unterricht im Schichtbetrieb oder in Wechselmodellen. Ist das aus Ihrer Sicht keine Alternative?

Unsere Forderung bleibt der Präsenzunterricht. Schichtbetrieb bringt natürlich Nachteile mit. Wir haben es vor den Sommerferien erlebt, wo Lerngruppen eingeteilt wurden, wo Schüler in Schichten an Schulen unterrichtet wurden. Diese Modelle bedeuten immer eine Reduzierung des Präsenzunterrichts. Es gibt weniger Austausch mit Lehrerinnen und Lehrer und wir haben weiterhin die geschilderten Probleme, des Online-Unterrichts im Homeoffice. Besonders für ältere Schüler, die vor den Prüfungen stehen und auf Konsultationen angewiesen sind, ist dies sehr schwierig, weil die Lehrer ihre Aufmerksamkeit teilen müssen. Aus diesen Gründen ist Schichtbetrieb für uns keine Lösung. Präsenzunterricht muss weiterhin beibehalten werden. Aber damit der funktionieren kann, muss es natürlich auch verschärfte Hygienemaßnahmen geben.

Es ist in den vergangenen Monaten einiges für digitalen Fernunterricht getan worden. Kann aus Ihrer Sicht Online-Unterricht den Präsenzunterricht ersetzen?

Auf gar keinen Fall. Wir haben oft gesehen, selbst in einem modernen Unterricht oder einer modernen Schule muss Präsenzunterricht weiterhin Teil des Schulalltages sein. Das geht gar nicht ohne. Wir sind definitiv noch nicht auf dem Stand, wo wir Schulen einfach nur online oder komplett digital umstellen können. Auch die hybride Variante bringt sehr viele Nachteile mit sich, weil es einerseits noch nicht die technische Ausstattung an den Schulen oder zuhause gibt oder die Kenntnisse der Lehrer oft noch nicht ausreichen, digitale Lerninhalte angemessen zu vermitteln. Wir glauben allerdings auch nicht, dass Online-Unterricht den Präsenzunterricht an den Schulen generell ersetzen sollte.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

18 Kommentare

  1. Claudia Sz. 3 Jahren vor

    Liebe Joanna Kesicka, der Landesschülerrat spricht sich vielleicht für durchgehenden Präsenzunterricht aus, das heißt aber nicht, dass die Schülerschaft das generell so sieht. Und auch die Eltern. Ihr lebt nicht in einer Blase, ihr habt Eltern, Großeltern, Lehrer die ein Risiko haben durch eine Infektion zu sterben. Ich als Mutter finde es unverantwortlich dass der Regelbetrieb bei den aktuellen Zahlen noch weitergeführt wird.
    Es ist auch bezeichnend, dass ihr als Generation, die mit der digitalen Welt aufgewachsen seid, euch keinen hybriden Unterricht vorstellen könnt. Die Pandemie läuft seit März. Es ist bezeichnend, dass seitdem bis auch Lernsax NICHTS passiert ist. Es gibt Mittel vom Bund für die DIgitalisierung an den Schulen. Wieso kommen die nicht an? Der Unterricht meiner Tochter unterscheidet sich so gut wie nicht von dem zu meiner Zeit vor 30 Jahren. Klar, jetzt gibt es einen Beamer anstelle eines Polilux, aber das ist auch alles Beschämend.

    All dies fällt uns jetzt auf die Füße. Hybridunterricht wäre möglich wenn man denn will. EIn Teil der Lerninhalte wird zentral aufbereitet und zur Verfügung gestellt zum Selbststudium, die Lehrer müssen nicht mehr alles allein vortragen und erklären, sie leisten Hilfestellung und gehen auf die einzelnen Schüler in den kleineren Klassen individuell ein. Wieso soll das nicht gehen? Digitalsisierung an den Schulen ist dringend nötig, besser gestern als morgen.

  2. B.S. 3 Jahren vor

    Hallo,
    Meine Frage ist, welchen Sinn hat diese ärztliche Bescheinigung, wenn die Schule nicht in der Lage ist das Kind online am Unterricht teilnehmen zu lassen und das liegt nicht an der Schule, sondern daran, dass Sie es verschlafen haben die Digitalisierung so voran zu treiben, das dies möglich ist. Was haben Sie in den letzten 7 Monaten gemacht? Gehofft, dass die zweite Welle nicht kommt?
    In der freien Wirtschaft hat das niemanden interessiert, da musste nachgeholt werden, was in den Monaten zuvor nicht geschafft wurde.

  3. Christine 3 Jahren vor

    Ich finde gut, dass die Kinder in die Schule gehen dürfen. Andererseits ist es sehr schwach, dass es immer noch nicht gelungen ist, die vielfältigen digitalen Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen. Warum klappt das überall anders auf der Welt und in unseren Schulen nicht? Jedes Kind hat mindestens 1Handy, mehr braucht es nicht. Was ich wirklich schlimm finde, dass die Kinder besonders die größeren gezwungen werden, den ganzen Tag eine Maske zu tragen. Das sind oft 8 Std. oder mehr. Oft gibt es Schulwege mit Bahn oder Bus und 8 oder 9 Schulstunden. Das finde ich unverantwortlich. Meine Tochter ist in der 11. Klasse. Sie hatte nach den ersten 90Min. bis spät in die Abendstunden Kopfschmerzen und Konzentationsprobleme, andere bekommen permanent Ohrendrücken oder Übelkeit… das ist nicht normal, dass man so langfristig die Gesundheit der jungen Leute aufs Spiel setzt und sie vielleicht in ein paar Jahren einen echten Lungen- oder anderen Organschaden haben. Und keiner traut sich, was zu sagen. Wenn diese Krankheit so gefährlich ist, wie es in den Medien rüber kommt, dann ist es sinnvoll, den Unterricht wieder ins Heimlernen zu verlegen unter Nutzung der bestehenden Möglichkeiten. Da lernen die Kinder auch bischen Selbständigkeit und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen . Jeder sollte gleichzeitig zu den verordneten Maßnahmen auch wissen, wann die Maske auf jeden Fall runter muss, bei Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen, Herzrasen, wenn die Beine wir Gummi werden, wenn man ganz komisch und tief atmet, wenn es Seh- oder Hörstörungen gibt. Auch das sollte jedes Kind und jeder Lehrer und jeder Busfahrer wissen und im Notfall reagieren können. Die Gesundheit steht für mich höher als der blinde Gegorsam und die Schulpflicht. Also denkt bei allen Diskussionen, ob Schule ja oder nein, gefährlich oder nicht, auch an die Gesundheit unserer Kinder.

  4. ScF 3 Jahren vor

    Ich bin eine Schülerin der Oberstufe,
    sicher ist Präsenzunterricht auch deutlich fördernder um ein gutes Abitur zu schreiben.
    Jedoch sehe ich nicht ein, dass wir( nur die Schüler der Sek. 2) von früh bis abends die Maske tragen müssen. Mir ist bewusst, dass das richtige Masketragen die Erkrankungen an Covid-19 verringern soll.
    Es gibt aber auch sehr viele Schüler denen vom dauerhaften Maske tragen schlecht wird, starke und langanhaltende Kopfschmerzen bekommen (bei mir zum Beispiel) oder sich nicht vollständig auf den Unterricht konzentrieren können. Ist ja auch kein Wunder! Wir müssen am ganzen Schulalltag (und die, die Bus oder Bahn fahren auch vor und nach der Schule) die Maske tragen. Also stehen wir (nicht nur die Asthmatiker oder Menschen mit Vorerkrankungen) unter einem dauerhaften Sauerstoffmangel.
    Ich bin der Meinung, dass alle Schulen 1. Entweder den Unterricht mit Abstand und ohne Maskentragen gestalten sollten oder 2. Die Schüler wieder über Online-Unterricht lernen. Da ich denke, dass viele Schulen so große Räume für alle Klassen nicht zur Verfügung haben und ein Aufteilen der Klasse nicht richtig eingeteilt werden kann ( denn manche Schulen haben nicht genügend Lehrer / Räume) finde ich 2. am sinnvollsten.
    Meine Gesundheit steht über allem, sie ist mir wichtiger als Bildung oder soziale Kontakte. Außerdem leben wir im 21. Jhr., wir können alle mit einem PC /Tablet /Handy umgehen oder sollten es zumindest.
    Meiner Meinung nach hat ein zweiter Lockdown auch keinen Sinn, wenn Schulen und Kitas weiterhin geöffnet sind. Da brauchen wir uns auch nicht wundern, warum die Zahlen trotzdem weiter ansteigen.

  5. Simone 3 Jahren vor

    Danke Daniela für die ausführliche und richtige Darstellung.

  6. Mona 3 Jahren vor

    Das Recht auf Bildung will auch niemand absprechen, dennoch ist es unverständlich, dass man dabei billigend in Kauf nimmt, dass sich das Risiko für vorerkrankte Personen bei einer Infektion mit Covid19 infolge der Nichteinhaltung der Abstandsregeln extrem erhöht. Dazu kommt, dass sehr viele Schüler /innen die Mund-Nasen-Bedeckung nicht sachgerecht tragen. Aber auch die wenigsten Lehrer /innen fordern solche Schüler auf, die Nase zu bedecken. Zig mal wurde von Virologen und Infektiologen in Presse, Funk und Fernsehen, aber auch über das Internet darauf hingewiesen, dass sich die meisten Andockrezeptoren für die Sars-Cov2-Viren auf der Nasenschleimhaut befinden. An den Schuleingangstüren kleben Piktogramme, die das richtige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes beschreiben, aber seitens der Schulleitung wir auf eine konsequente Durchführung nicht geachtet.
    Es hilft niemandem nur viel zu reden,
    ohne dabei die Gesamtheit der Erfordernisse im Auge zu haben und durchzusetzen. An die korrekte Durchsetzung von Vorschriften und Regeln hat sich ausnahmslos jeder zu halten.
    Jeden Tag erzählt mir mein Kind, dass es in seiner Schule (Gymn., Abschlussklasse) leider nicht so läuft. Diese Takt- und Respektlosigkeit gegenüber vorerkrankten Lehrern, Mitschülern, aber auch Eltern der Schüler kann und will man nicht mehr hinnehmen. Man kann nicht nur fordern, fordern, fordern; man sollte erst einmal selbst Vorbild sein. Bitte schauen Sie sich doch einmal um in Ihrer Schule, wie viele Schüler die Mund-Nasen-Bedeckung nicht korrekt tragen und das meist nur aus Eitelkeit und nicht wegen Luftnot. Allergiker, Asthmatiker u. a. Lungenkranke müssen sie auch tragen, wenn sie sich schützen wollen. Aber diese Leute bekommen mit Sicherheit darunter schlecht Luft, da sie bereits vorbelastet sind und trotzdem tragen sie diesen Schutz vernünftig. In allen Bereichen soll auf Abstand geachtet werden, damit die Infektionszahlen wieder sinken. Da gehören zwangsläufig Schulen als Massentreffpunkte mit dazu, sonst wird nach Weihnachten der nächste Lockdown folgen und auf den Intensivstationen werden sich Horrorszenarien abspielen. Schließlich hört eine Infektionskette nicht automatisch in der Schule auf.

    • Lynn Winkler - SMK 3 Jahren vor

      Liebe Mona,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass auch jeder Einzelne gefragt ist, seinen Beitrag zum Schutz seiner Mitmenschen zu leisten. Das (richtige) Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung gehört ohne Frage dazu. Manche müssen daran ab und zu erinnert werden.

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler

  7. Lehrerin und Mutter 3 Jahren vor

    Ich will auch nicht zuhause hocken, Amateursportler wollen auch trainieren, Restaurantbesitzer wollen auch Gäste bewirten und ihren Unterhalt sichern, aber danach fragt das Virus nicht! Präsenz um jeden Preis kann Leben kosten und das ist, im Gegensatz zu Wissenslücken, unwiederbringlich!
    Warum jetzt noch so ein Beitrag veröffentlicht werden muss, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Und ja, meine Kinder wollen auch in die Schule bzw. Uni. Dennoch haben sie verstanden, dass es gerade um mehr geht als um „ich will aber“. Immer mehr Leute in meinem Bekanntenkreis haben sich bereits infiziert bzw. sind in Quarantäne. Diese Entwicklung zu ignorieren, offenbar aus Angst vor zu viel Widerstand ist aus meiner Sicht unverantwortlich.

  8. Theo 3 Jahren vor

    Wir fordern AHA +L! Und wenn das nicht umgesetzt wir, fordern wirdas Ende der Schulbesuchspflicht!!! Unser Leben und das unserer Eltern und Großeltern ist auch schützenswert!!!

  9. Melci 3 Jahren vor

    Ich frage mich, wem die gefragt haben? Ich würde jetzt lieber zu Hause unterrichtet werden. Räume zu klein mit zu vielen Schülern. Und lüften klappt nur mäßig. Mit den Masken mal mehr oder weniger gut. Ich hoffe nur, dass das bald ein Ende hat.

  10. Timon 3 Jahren vor

    „Wir Schüler wollen Präsensunterricht“, das ist einfach viel zu verallgemeinert. Außer Abschlussklassen und Klassen unter der 6. Wollen viele auch Zuhause Unterricht haben, weil sie ebend wissen wie gefährlich der Virus nunmal ist. Ich gehöre zu ihnen. Bei mir in der Klasse gibt es einen Corona-Fall, und trotzdem muss ich weiterhin zur Schule. Hybrides Lernen sollte ermöglicht werden, wo gute Schüler von Zuhause lernen und den Stoff zusammengefasst bekommen, nicht so gute oder schlechter ausgestattete Schüler können weiter zur Schule gehen. Somit werden schon viele Gefahren-bzw Ansteckungsfaktoren ausgeschaltet. Grundschulen und Abschlussklassen könnten dann einfach normal weiter machen, weil die anderen nur noch in kleiner Menge anwesend sind.

  11. Kerry 3 Jahren vor

    Unfassbar, wie unmodern und unflexibel bereits die jungen Leute sind. Das die ländlichen Teile des Landes über schlechtes Internet ist allerdings schlimm. Ansonsten würde der hybride Unterricht auch das selbstständige Lernen fördern, was -zumindest zu meiner Zeit- eine sehr gute Vorbereitung auf das Studium ist. Dort ist Selbstverantwortung gefragt. Mit Masken im
    Unterricht zu sitzen ist schlimm, keine Frage-schützt aber durchaus. Das die jungen Leute die Gefahr nicht so sehen, ist hinreichend bekannt, sehr nachvollziehbar, aber auch hier wären Eltern gefragt , die sich mit den Jugendlichen auseinandersetzen und die Lage mit ihnen besprechen.

    Die beste Lösung während dieser Zeit ist für mich die Bildungspflicht-weg von der Schulpflicht, die die Präsenzpflicht beinhaltet, dafür aber dennoch durchaus Zusammenarbeit mit der Schule und dementsprechenden Prüfungen.

  12. Daniela 3 Jahren vor

    Es gab Schulen, in denen hat der hybride Unterricht funktioniert. Da saßen in den geteilten Klassen nur 12 oder 13 Schüler und damit existierte eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Es wurde in den Stunden mehr erreicht als jetzt mit 25 Schülern in der Klasse, da mehr Schüler auch mehr Unruhe in den Raum bringen. Statt planbare Zeiten in denen zu Hause gearbeitet wird gibt es nun kurzfristige Quarantänen für einzelne Schüler oder Klassen in denen ad hoc umgestellte werden muss auf heimisches Lernen. In denen plötzlich und kurzfristig Arbeitsmaterialien / Drucker etc zu Hause vorgehalten werden müssen.

    Natürlich kann ein Onlineunterricht keinen Präsenzunterricht ersetzen. Es wäre auch nicht zielführend, Bildungseinrichtungen wieder komplett zu schließen. Die Frage ist jedoch auf der anderen Seite, wie weit ist es vertretbar, bei dem derzeitigen Infektionsgeschehen einfach weiterzumachen, wie bisher?

    Es gibt da draußen die Risikogruppen – unter den Lehrern, unter den Schülern und ebenso auch in den Familien der Lehrer und Schüler. Und diese betrachten das derzeitige Geschehen mit Sorgen. Die Überlastung der Gesundheitsämter ist deutlich wahrnehmbar.
    – da wird erst 10 Tage nach Erkrankung des Lehrers davon mitgeteilt – Quarantänemaßnahmen? Nicht mehr nötig, ist sowieso zu spät
    – da gehen positiv getestete Kinder in die Kita – deren Kontaktpersonen werden erst nach Tagen in Quarantäne geschickt

    Hier auf der SMK-Seite schrieb einer der Mitarbeiter neulich, auch Sie gehen mit einem unguten Bauchgefühl raus und zur Arbeit. Aber, gehen Sie mal in sich und denken Sie über ihren Alltag nach:
    -Halten Sie Abstand?
    -Tragen Sie und die Leute um Sie herum Mund-Nasen-Schutz?
    -Mit wie vielen Leuten gleichzeitig verbringen Sie Zeit in einem Raum?
    -Desinfizieren Sie sich?
    Die Realität in den Schulen beantworten sich die Fragen wie folgt
    – Nein
    – Nein (außer ab 16 Jahren bzw. 11. Klasse)
    – 20 bis 29 auf 60m²
    – Ja

    Die gängigen und bekannten Maßnahmen, an die wir uns alle halten sollen, werden also in den Schulen nicht eingehalten – außer die Desinfektion. Und darum sind bei den Beteiligten in den Schulen viele Leute beunruhigt.

    Was könnte man nun anders machen? Schulen komplett wieder zu? Auf keinen Fall! Schüler müssen lernen, und damit dies möglich ist, bedarf es Konzepte. Welche Anforderungen haben wir:
    1 Bildung für alle Schüler
    2 benachteiligte Schüler dürfen nicht durch das Raster fallen
    3 Bildung darf nicht unter fehlenden technischen Voraussetzungen leiden
    4 Soziale Kontakte erhalten
    5 relevanter fehlender Schulstoff aus dem letzten Schuljahr muss nachgeholt werden
    6 Gesundheitsschutz aller am Schulleben beteiligter – Lehrer, Schulbegleiter, Hausmeister, Sekretariat, Schüler, Eltern, Angehörige

    Wie können wir das erreichen:
    – Schulen dürfen nicht vollständig schließen – mit einer derzeitigen Maßnahme könnte sicherlich 6. erfüllt werden, jedoch würden die Punkte 1 bis 4 vernachlässigt werden.
    – die AHA+L – Regeln sollten in Gegenden wo das Infektionsgeschehen nicht beherrscht wird, in den Schulen umgesetzt werden. Das kann in der Regel nur gelingen, wenn eine Schule kleine Klassen hat oder mit geteilten Klassen arbeitet, was zu einem hybriden Lernen führen würde
    – Vor den Sommerferien gab es viele Schulen, in denen ist der hybride Unterricht gelungen. Diese Beispiele müssen zusammengetragen werden. Was hat gut geklappt, wo sind die Schulbeteiligten gescheitert? Dies sollte durch Lehrer, Schulleiter und Schülervertreter diskutiert werden. Die dabei als gut identifizierten Modelle sollten anschließend den Schulleitern an die Hand gegeben werden zur Umsetzung – auch mit Vorgaben zum Umfang des zu erteilenden Präsenzunterrichts. Die Schulleiter müssen mit ihren Lehrern planen, welches Modell für die eigene Schule umsetzbar ist
    – Präsenzzeiten und individuelle Lernzeiten müssen sich so abwechseln, dass in den Präsenzzeiten alle erforderlichen Arbeitsblätter und –materialien den Schülern zur Verfügung gestellt werden, so dass ein reibungsloses Arbeiten in den Heimlernzeiten möglich ist
    – benachteiligte Schüler erhalten nach Rücksprache mit den Lehrern die Möglichkeit ihre individuellen Lernzeiten in den Schulen betreut durchzuführen – hierfür könnten Nachhilfelehrer, Studenten etc eingesetzt werden, welche vor Ort unterstützen
    – Lehrpläne werden neu gefasst. In den Schulen werden jahrgangsweise Lehrpläne zusammengefasst. Unter Berücksichtigung der im letzten Schuljahr nicht geschafften Inhalte werden 2-Jahrespläne erstellt (für einen Schüler, der 2019/2020 in der 5. Klasse war wird ein Lehrplan erstellt aus 5.+6. Klasse – aus diesem kombinierten Lehrplan wird schulbezogen festgelegt, welche Inhalte aus beiden Jahren vermittelt werden müssen.

    Obige Maßnahmen wären ein Ansatz um sowohl dem Recht auf Gesundheit als auch dem Recht auf Bildung Rechnung tragen zu können und die Pandemie in den Griff zu bekommen. Wenn tatsächlich bei fast 3/4 aller Infektionsfälle inzwischen unklar ist, wo diese herkommen, dann kann auch nicht mehr klar gesagt werden, dass diese eben nicht aus den Schulen weitergetragen werden – wenn auch vielleicht erst im dritten oder vierten Schritt, weil die Schüler und ggf. auch ihre Eltern symptomarm sind. In Sachsen hatten wir in der letzten Woche 6000 Neuinfektionen. Die Werte des RKI auf diese Zahlen angewandt, müssen wir davon ausgehen, dass bei über 4000 Fällen unklar ist, wie sie sich angesteckt haben.

    • Nadine Laester 3 Jahren vor

      So lang die Kinder gesund bleiben, ist Präsenz zu begrüßen. Aber verpasst nicht den Moment, wo es kippt. Und die Zahlen com Sommer kann man in der Winterpause nicht mehr als Basis nehmen, da kann die Finale Lösung nicht immer Präsenz sein. Im LSR sind viele Abschlussjahrgaenge. Die haben einen ganz anderen Antrieb als andere Jahrgänge.

    • FPW 3 Jahren vor

      Solange man selbst dafür sorgen kann, Abstand zu halten, Menschenmengen zu meiden, Kontakte auf das notwendige Minimum zu reduzieren, die Hygieneregeln einzuhalten und sich regelmäßig testen zu lassen, kann es gelingen, der Pandemie bestmöglich zu begegnen und dazu beizutragen, ihr Einhalt zu gebieten.
      Schüler und Lehrer werden aber durch die Präsenzpflicht gezwungen, sich auf kleinem Raum über längere Zeiträume aufzuhalten und Abstandsregeln zu vernachlässigen. Ihnen wird die damit verbundene Unsicherheit und Ansteckungsgefahr täglich zugemutet.
      Deshalb unterstütze ich ausdrücklich die von Daniela vorgeschlagene Form des hybriden Unterrichts und hoffe, dass die zuständigen Behörden, die selbst unter strengsten Kontaktbeschränkungen seit März arbeiten dürfen, darum, den Schulleitern die Entscheidungshoheit über ihre Schulen zu übertragen, da diese schnell auf ihre besondere Schulsituationen reagieren können und in aller Regel ein fertiges Konzept für den hybriden Unterricht entworfen haben, das schnell umsetzbar ist.

    • S H 3 Jahren vor

      Ich sehe das genau so wie Daniela. Warum kann man die Schulpflicht nicht aussetzen? Lassen Sie doch Eltern selbst entscheiden!!! Einigen ist es möglich ihre Kinder Zuhause zu behalten, das hilft allen!!!

  13. besorgtes Personal 3 Jahren vor

    Sehr geehrte Pressesprecher vom SMK,

    Erst einmal möchte ich betonen das auch ich es für wichtig erhalte den SchülerInnen einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen in diesen schweren Zeiten.

    Jedoch entzieht sich mir warum an den Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
    (Ich selbst arbeite an dieser Schulart) in den Werkstufen keinerlei „Schutzmaßnamen“ gefordert sind.

    Sie selbst schreiben “ sondern auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass die Ansteckungsgefahr untereinander bei älteren Schülerinnen und Schülern (Richtung Erwachsenenalter) zunimmt. Dazu gern die Ergebnisse unserer Studien anschauen. “ (Lynn Winkler)

    Uns erklärte die Schulleitung das jegliches tragen einer MNB für SchülerInnen sowie Personal an unserer Schulart völlig freiwillig ist. (das einhalten der Abstandsregel ist bei vollen Klassen nicht möglich)
    Wo erfolgt hier der Schutz für Risikogruppen (Personal sowie SchülerInnen)?
    Wie lange sollen wir den normalen Schulbetrieb aufrecht erhalten wenn durch gesundheitliches Riskio sowie durch Krankheit und jeglichem fehlen der Schutzmaßnahmen das Personal fehlt?

    Danke für ihre Antwort
    Bleiben sie gesund

    • Lynn Winkler - SMK 3 Jahren vor

      Liebes besorgtes Personal,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Wie Sie wissen, haben Mimik und Mundbewegungen im Unterricht an Förderschulen für die Kommunikation zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften sowie dem sonstigen im Unterricht eingesetzten Personal eine sehr viel größere Bedeutung als dies ansonsten in der Sekundarstufe der Fall ist. Insbesondere auch für den von Ihnen benannten Förderschwerpunkt geistige Entwicklung spielt dies eine erhebliche Rolle. Hier sind die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht und eine Reduzierung der Störfaktoren, die die auditive Wahrnehmung beeinflussen, unverzichtbar. Unsere Fähigkeit, die Umwelt wahrzunehmen, hängt mit dem auditiven Wahrnehmungsvermögen zusammen. Deshalb ist eine gute auditive Wahrnehmung in verschiedensten Bereichen von größter Hilfe. Eine gute auditive Wahrnehmung ist ein für die Bildung notwendiger Prozess, der es ermöglicht, dem Lehrer zu folgen und seine Worte zu verstehen. Eine Einschränkung der auditiven Wahrnehmungsfähigkeit, wie sie in verschiedenen Förderschwerpunkten gegeben ist, kann zu Verständnisschwierigkeiten führen, um einem Gespräch oder dem Unterricht zu folgen. Deshalb ist wird zur Kompensation auf die Pflicht zum Tragen einer MNB verzichtet.

      Auch gerade an Förderschulen gibt es viele Situationen, in denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Dies kann auch die unmittelbare Begleitung und Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sein. Die Regelung, dass für Lehrkräfte und das sonstige im Unterricht eingesetzte Personal keine Pflicht zum Tragen einer MNB besteht, bedeutet nicht, dass in Abwägung (sonder-)pädagogischer Belange in bestimmten Situationen nicht doch seitens dieser Erwachsenen eine MNB getragen werden kann.

      Für Schülerinnen und Schüler, die zur Risikogruppe gehören, sind die Schulleiter wie folgt bereits mit einem Schreiben vom 19. August 2020 unterrichtet: „Schüler, bei denen die körperliche Abwehrfähigkeit gegen eine SARS-CoV-2-Infektion wesentlich verringert ist und wo das Infektionsrisiko innerhalb der Schule und auf dem Schulweg nicht wesentlich reduziert werden kann, können unter den Voraussetzungen des § 2 Schulbesuchsordnung der Schule fernbleiben. Der Schulleiter kann die Vorlage einer ärztlichen Bescheinigung oder aus besonderen Gründen auch die Vorlage eines vertrauensärztlichen Zeugnisses verlangen.“

      Herzliche Grüße
      Lynn Winkler