Absolventenbefragung zeigt: Mehrheit der Nachwuchslehrer will in Sachsen bleiben

Absolventenbefragung zeigt: Mehrheit der Nachwuchslehrer will in Sachsen bleiben

Der Großteil der Absolventen eines Lehramtsstudiums an einer sächsischen Hochschule strebt den Berufseinstieg an einer Schule im Freistaat an. Das hat die 3. Sächsische Absolventenstudie 2018 des Kompetenzzentrums für Bildungs- und Hochschulforschung an der TU Dresden ergeben. Befragt wurden 1225 Absolventen der Prüfungsjahrgänge 2014 bis 2017.

„Die vom Wissenschaftsministerium vorgestellte Absolventenbefragung von Junglehrerinnen und -lehrern zeigt, dass Sachsen die richtigen Weichenstellungen vorgenommen hat“, so Kultusminister Christian Piwarz. Nicht nur die bessere Bezahlung und die Möglichkeit der Verbeamtung, sondern auch auf die Verdopplung der Referendariatsplätze von ehemals rund 1000 auf derzeit 2050 Plätze machen einen Berufseinstieg für junge Lehrerinnen und Lehrer attraktiver. Zusätzlich spielt die tarifliche Aufwertung von Grundschul- und Oberschullehrern eine Rolle. „Auch die Gewährung von einem Anwärtersonderzuschlag von 1000 Euro für Nachwuchslehrkräfte, die ihren Vorbereitungsdienst an Schulen in Bedarfsregionen absolvieren, wird sich hoffentlich langfristig auszahlen.“ Die Studie zeigt: Wer in Sachsen den Vorbereitungsdienst absolviert, bewirbt sich danach auch mehrheitlich an einer Schule im Freistaat.

„Deutlich wird aber auch, wie wichtig es ist, die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen gleich nach dem Ersten Staatsexamen in Sachsen zu halten. Wenn sie sich zum Vorbereitungsdienst außerhalb Sachsens bewerben, verlieren wir sie. Denn: Wer den Vorbereitungsdienst in Sachsen absolviert, der bleibt meist hier, auch wenn er nicht aus Sachsen kommt“, so Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange. „Die Studie zeigt uns die Punkte, an denen wir ansetzen müssen, um noch mehr der an unseren Hochschulen ausgebildeten Lehrkräfte im Land zu halten. Erschreckend ist, dass die Unzufriedenheit mit dem politischen Klima in Sachsen offensichtlich für viele junge Lehrer – besonders wenn sie aus einem anderen Bundesland kommen – ein triftiger Grund ist, eine Beschäftigung außerhalb Sachsens zu bevorzugen.“

Die Ergebnisse der Studie im Überblick

Der Ausbau der Lehramtsstudiengänge in Sachsen trägt Früchte. Während zwischen Oktober 2013 und September 2014 818 Personen ihr Lehramtsstudium erfolgreich mit dem Master oder dem ersten Staatsexamen abschlossen, ist die Zahl bis zum Prüfungsjahr 2017 auf 1.304 angestiegen. Der starke absolute Anstieg wird vor allem von den Absolventinnen und Absolventen des Lehramts an Grundschulen getragen, deren Anzahl hat sich von ca. 100 auf mehr als 400 vervierfacht. Auch die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen des Lehramts an Ober-/Mittelschulen hat sich vervierfacht, aber insgesamt auf niedrigerem Niveau (von 30 auf circa 140).

Mit rund 60 Prozent hat der Großteil der Befragten ihre Hochschulzugangsberechtigung innerhalb Sachsens erworben, 29 Prozent in einem anderen „neuen“ Bundesland, knapp 10 Prozent in den alten Bundesländern und etwas weniger als 1 Prozent im Ausland.

Der Vorbereitungsdienst wird überwiegend in Sachsen absolviert. Fast 70 Prozent haben sich dafür entschieden, circa 30 Prozent für ein anderes Bundesland. Über die vier betrachteten Prüfungsjahrgänge hat Sachsen deutlich an Attraktivität gewonnen.

58 Prozent der Befragten, die den Vorbereitungsdienst bereits begonnen oder absolviert haben, bewarben sich ausschließlich in Sachsen. Für 21 Prozent stand fest, dass sie Sachsen verlassen: Sie haben sich ausschließlich in einem oder mehreren anderen Bundesländern beworben. Weitere 22 Prozent bewarben sich innerhalb und außerhalb Sachsens. Von diesen sind 54 Prozent in den sächsischen Vorbereitungsdienst eingetreten.

Die Absolventinnen und Absolventen, die sich (auch) außerhalb Sachsens beworben haben, wurden nach den wesentlichen Gründen für ihr Bewerbungsverhalten befragt. 60 Prozent gaben die insgesamt bessere Arbeitssituation außerhalb Sachsens als Grund an. Fast gleich häufig wurden die bessere finanzielle Vergütung (57 Prozent) und private/familiäre Gründe (56 Prozent) genannt. Nur geringfügig dahinter rangiert die Unzufriedenheit mit der sächsischen Bildungspolitik (55 Prozent). Auch der Verbeamtungswunsch sowie eine hohe verschickte Anzahl an Bewerbungen und bessere Anstellungschancen nach dem Vorbereitungsdienst fanden eine hohe Zustimmung. Deutlich wird damit eine Gemengelage von Gründen, die zu einer Abwanderung führen können. Trotz dieser Vielzahl von Gründen wird erkennbar, dass es keineswegs nur persönliche und damit schwer beeinflussbare Motive sind, die diesen Abwanderungswunsch hervorgerufen haben. Es gibt durchaus Gründe, die unmittelbar mit dem Vorbereitungsdienst und Anschlussoptionen oder mit Rahmenbedingungen der Beschäftigung zu tun haben.

Als Bewerbungsziel steht Sachsen für die Arbeit an einer Schule mit deutlichem Abstand auf Platz eins. Circa drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen, die den Vorbereitungsdienst abgeschlossen haben, haben sich in Sachsen beworben. Mit weitem Abstand folgen die an Sachsen angrenzenden Bundesländer Sachsen-Anhalt (22 Prozent) und Brandenburg (11 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte haben sich ausschließlich in Sachsen für eine Stelle beworben.

In Bezug auf die regionale Herkunft zeigt sich ein starker Klebeeffekt. Die Absolventinnen und Absolventen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Sachsen erworben haben, nehmen zu 86 Prozent eine Erwerbstätigkeit in Sachsen auf. Aber immerhin verbleiben von Alumni aus den anderen neuen Bundesländern und den alten Bundesländern jeweils etwa zwei Fünfteln in Sachsen.

Noch stärker ist allerdings der Zusammenhang zwischen den Regionen des Vorbereitungsdienstes und der Erwerbstätigkeit. Nahezu alle Absolventinnen und Absolventen mit Vorbereitungsdienst in Sachsen werden dann auch in diesem Bundesland erwerbstätig. Von den Alumni, die den Vorbereitungsdienst in den anderen neuen Bundesländern (inklusive Berlin) absolviert haben, kommen dagegen nur etwa 21 Prozent und aus den alten Bundesländern sogar nur 6 Prozent zur ersten Erwerbstätigkeit zurück. Das macht deutlich, dass die Aufnahme des Vorbereitungsdienstes in besonderem Maße ein kritisches Ereignis ist, das darüber entscheidet, ob eine Lehrtätigkeit an Schulen in Sachsen aufgenommen wird.

Mit der 3. Sächsischen Absolventenstudie wurde erstmals eine Sondererhebung für die Lehramtsstudiengänge an den drei sächsischen Universitäten mit Lehramtsstudium (Leipzig, Dresden und Chemnitz) durchgeführt.

Lynn Winkler, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

1 Kommentar

  1. Ullrich 5 Jahren vor

    Und wann folgt die bessere Bezahlung all derer, die die neuen Lehrer ausbilden und einarbeiten? Glaubt das SMK, dass seit 1.1. alle 20000 Angestellten und damit fast alle Mentoren, die Kröte fröhlich geschluckt haben? Es ist nach wie vor so, dass ein Referendaritasabgänger aus dem Stand seine Kollegen finanziell überholt – zumal mit Familie. Selbst als Referendar hat er mit der Landzulage fast ebensoviel wie seine Ü42 Kollegen nach 10 Jahren harter Arbeit. Wo bleibt diese Zulage für all jene, die seit Jahren den Betrieb dort am Laufen halten? Doch halt! Das Tarifergebnis wird ja auch auf zu Zulage E13Z übertragen. 13€ Brutto in 3 Jahren! Hammer! Damit sind die Bedingungen ja dann ausgeglichen….