Wegsehen ist wirklich nicht mein Ding

Wegsehen ist wirklich nicht mein Ding

Fast fünfzig Ehrenamtliche sind in Sachsen im Einsatz, um Elternvertretern das nötige Rüstzeug für ihr Engagement mitzugeben – sogenannte Elternmitwirkungsmoderatoren. Knapp und einfach heißen sie „EMM“. Diana Voigt ist seit zehn Jahren eine von ihnen und bereits 16 Jahre in der Elternvertretung aktiv. Uns erzählte sie, was am Klischee der professionellen Kuchenbasar-Organisatoren dran ist.

Diana Voigt beim EMM-Workshop im Januar 2018 in Meißen © Tobias Heinemann (.ipunct)

In manchen sächsischen Klassen finden sich nur schwer Eltern, die die Aufgabe des Elternvertreters übernehmen wollen. „Das ist schade, da man die Möglichkeit der Mitgestaltung an der Schule ausschlägt“, sagt Diana Voigt (40).

Sie hat die Mitwirkung nicht ausgeschlagen, als die Kinderkrippe ihrer Tochter (heute 17) im Jahr 2002 eine neue Elternvertreterin suchte. Seitdem ist Diana Voigt fast durchgängig als Elternsprecherin aktiv – von der Krippe und dem Kindergarten, über die Grundschule und jetzt am Gymnasium. Parallel übernahm sie auch die Elternvertretung in der Kita ihres Sohnes (heute 12).

„Ich kenne es so von meiner Mutti – sie war auch immer in der Elternvertretung engagiert.“

 

Diana Voigts Antrieb, sich als Elternvertreterin einzubringen, ist immer derselbe geblieben: „Es ist die Freude an der Sache. Man gestaltet ein Stück Lebensweg des eigenen Kindes über die Familie hinaus mit. Und dann gewinnt man alle Kinder in der Einrichtung lieb und erlebt deren Entwicklung.“ Es sei spannend, die Konzepte und Leitbilder des Kindergartens bzw. der Schule zu kennen, zu verstehen und auch mittragen zu können. Daneben ist es der Austausch mit den anderen Eltern, der das Engagement so schön mache.

Verständnis ist die Basis

Die Eltern haben nach dem Sächsischen Schulgesetz (§ 45) das Recht und die Aufgabe, an der schulischen Erziehung und Bildung mitzuwirken. So hat der Klassenlehrer den Elternsprecher über alle die Klasse gemeinsam interessierende Fragen zu informieren. Dazu zählen insbesondere Fragen zu Lehrplänen, Lehr- und Lernmaterialien sowie zu Grundsätzen der Leistungsermittlung und -bewertung.

Vornehmlich bilden Elternvertreter so das Bindeglied zwischen den Eltern einer Klasse und der Schule. Sie vertreten die Interessen der Eltern und sorgen für den Informationsfluss zwischen Schule und Eltern. Mitgestalten können die Elternvertreter beispielsweise die Hausordnung oder die Ganztagsangebote. Aber auch die Unterstützung der Klasse bei der Organisation von Klassenfahrten und Wandertagen, Ausflügen und Festen ist Aufgabe der Elternvertreter.

Wichtig in der Zusammenarbeit mit der Schule und den Lehrkräften sei vor allem, nicht gegeneinander zu arbeiten, ist Diana Voigt der Auffassung. Das beiderseitige Verstehen sei Grundlage einer vertrauensvollen Kooperation. „Auf der Basis, lassen sich auch schwierige Situationen und Zeiten meistern. Dann ist man ganz schnell weg vom Klischee, dass Elternvertreter nur Kuchenbasare gestalten. Das Ziel aller an Schule Beteiligte ist dasselbe“, betont Diana Voigt. Schule solle Spaß machen, dann gehen die Kinder gern hin und lernen bereitwillig und die Lehrer unterrichten mit Freude.

„Dass alle Wünsche schnelle Durchläufer sind, ist utopisch.“

 

Klar müsse aber jedem Elternvertreter sein, dass manche Vorstellungen nicht oder nicht gleich umgesetzt werden können oder für Eltern schlicht nicht realisierbar sind. „Auch damit muss man sich arrangieren“, erklärt die Rechtsanwaltsfachangestellte. Aber es lohne sich, mit Nachdruck und enger Zusammenarbeit geduldig zu kämpfen. Elternvertreter müssen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ernst genommen werden. „Hin und wieder muss man darauf aufmerksam machen, dass einem eine wertschätzende und konstruktive Zusammenarbeit wichtig ist.“

Eines würde sich Diana Voigt wünschen: Der Aufgabenbereich der Elternvertreter müsse schärfer abgesteckt werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Etwa könnten grundsätzliche Arbeitspunkte festgelegt werden, die regelmäßig zwischen Elternvertretern und Lehrern besprochen werden. Damit wäre auch deutlich, was nicht das Arbeitsfeld der Eltern ist: Die pädagogische Umsetzung des Lehrplans.

Ehrenamtliche Schulungen von Elternvertretern

Mittlerweile gibt Diana Voigt selbst Fortbildungen für neu gewählte, aber auch erfahrene Elternvertreter. Die von den EMM geleiteten Seminare decken drei thematische Richtungen ab:

  • Rechte und Aufgaben → rechtliche Grundlagen der Mitwirkungsgremien.
  • Effektive Elternarbeit → förderliche Zusammenarbeit aller Beteiligten erreichen.
  • Schulprogramm → Beitrag Eltern bei der Schulentwicklung.

Wer Elternvertreter werden will, sollte ein Interesse und auch den Willen haben, Schule mitzugestalten und dafür auch Zeit zu investieren. In den Seminaren werden die Eltern über die praktische Arbeit aufgeklärt und ihnen auch Mut gemacht. „Viele sehen einen Berg von Aufgaben, aber mit dem stehen sie nicht allein da“, so die Elternvertreterin.

Ehrenamt fester Bestandteil

Auf die Frage, wie ihre beiden Kinder das Engagement der Mutter betrachten, lächelt Diana Voigt. „Die kommen damit klar. Sie kennen es ja nicht anders.“ Zugeben muss sie dann doch, dass ihre Tochter nicht so gern den Postboten zwischen Schule und Mutter gespielt hat. Aber mittlerweile erledige sie viele Angelegenheiten einfach per Mail.

„Ehrenamt ist für mich selbstverständlich. Nichts wozu ich überredet werden muss.“

 

Ob das Ende der Schulzeit ihrer Kinder und damit des Engagements ein ehrenamtliches Loch hinterlassen wird, sieht Diana Voigt gelassen. Pläne habe sie zwar noch keine – aber die Arbeit der Jugendfeuerwehr verfolge sie sehr gern. Schon als Kind war sie selbst dort aktiv. Ehrenamt ist für sie eine Selbstverständlichkeit. „Keiner vergibt sich was, wenn er anderen hilft und seine Unterstützung anbietet.“, betont Diana Voigt.

Sie wollen auch ehrenamtlich als Elternvertreter oder EMM aktiv werden? Die Aus- und Weiterbildung der EMM als Multiplikatoren finanziert das Sächsische Staatsministerium für Kultus. Informationen finden Sie unter:

Bianca Schulz, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

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