Lehrereinstellungen: Fast alle freien Stellen besetzt

Lehrereinstellungen: Fast alle freien Stellen besetzt

Trotz der angespannten Lage auf dem Lehrerarbeitsmarkt konnten in Sachsen fast alle freien Lehrerstellen zum Beginn des Schuljahres 2017/18 besetzt werden. Aufgrund der komplizierten Bewerberlage, stieg die Quote der Seiteneinsteiger im Vergleich zum Vorjahr allerdings an.

17_08_03_pk_img_3013Obwohl das Einstellungsverfahren nicht beendet ist, stellte Kultusministerin Brunhild Kurth vor dem Schuljahresbeginn einen Zwischenstand der bisherigen Einstellungen vor. Von den 1.401 geplanten Einstellungen konnten mit dem Stand zum 2. August 2017 für 1.388 Vollzeitäquivalentstellen Lehrkräfte für den sächsischen Schuldienst gewonnen werden.

Die geplanten Stellen nahezu vollständig zu besetzen, ist insbesondere durch Aktivitäten der Sächsischen Bildungsagentur und der Flexibilität im Einstellungsverfahren gelungen. Unter anderem die Gewährung von Zulagen und die Abordnung von Gymnasiallehrern an Grundschulen trugen dazu bei. In den vergangenen Wochen bewarben sich zudem noch weitere 100 grundständig ausgebildete Lehrer sowie rund 200 Seiteneinsteiger. Somit stieg die Gesamtzahl der Bewerber auf insgesamt 3.166.

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Anteil der Seiteneinsteiger gestiegen

Das Einstellungsverfahren in diesem Jahr gestaltete sich so schwierig wie noch nie. Aufgrund der geringeren Anzahl von Bewerbungen grundständig ausgebildeter Lehrkräfte (rund 1.160 Bewerbungen) im Verhältnis zu den geplanten Stellen, wurden zum 1. August 2017 rund 52 Prozent der geplanten Stellen mit Seiteneinsteigern (720 Stellen) besetzt. Im Vorjahr waren es 48 Prozent.

Besonders hoch ist der Anteil der Seiteneinsteiger an den Grundschulen (66 Prozent) und Oberschulen (61 Prozent). Rund ein Drittel der eingestellten Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Förderschulen (37 Prozent) und den berufsbildenden Schulen (38 Prozent) sind nicht grundständig ausgebildet. Am geringsten ist der Anteil der Seiteneinsteiger an den Gymnasien mit 7 Prozent.

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Im Unterschied zum Vorjahr, nehmen die Seiteneinsteiger an einer dreimonatigen Einstiegsqualifizierung teil – ein Viertel benötigt diese Fortbildung aufgrund ihrer Qualifikation nicht. Damit stehen knapp Dreiviertel der Seiteneinsteiger nicht am ersten Schultag unmittelbar für den Unterricht zur Verfügung. Etwa ein Fünftel wird bereits seit dem 1. Juli fortgebildet und tritt am 1. Oktober den Schuldienst an. Mehr als die Hälfte der Seiteneinsteiger beginnt am 1. September mit der Qualifizierung und steht demnach erst am 1. Dezember für den Unterricht zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund wird die Unterrichtsversorgung in der ersten Phase des beginnenden Schuljahres eng.

Kultusministerin Kurth kündigt schulscharfe Einstellungen an

Um Unterrichtsausfall zu vermeiden, wird eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Etwa ist das Einstellungsverfahren mit Start des Schuljahres nicht beendet. Es werden weiterhin Bewerber eingestellt.  Für den Herbst kündigte Kultusministerin Kurth schulscharfe Stellenausschreibungen an, im Laufe des kommenden Jahres sollen auch Online-Bewerbungen ermöglicht werden. Daneben sollen Lehrer im Ruhestand angesprochen werden, um als Honorarkraft bei kurzfristig auftretendem Unterrichtsausfall eingesetzt werden zu können. Zudem werden Lehrkräfte angesprochen, ob sie bereit wären, über ihr volles Stundendeputat hinauszugehen. 680 Lehrkräfte haben dem bereits zugestimmt. Ferner werden in Teilzeit arbeitende Lehrer gebeten, ihren Beschäftigungsumfang zu erhöhen. Außerdem bekommen Lehrkräfte geleistete Überstunden sofort ausgezahlt.

Studienkapazitäten für das Lehramt weiter erhöht

Die Quote der Seiteneinsteiger unter den Neueinstellungen ist nicht allein Ausdruck einer bundesweit hohen Nachfrage an Lehrkräften – ihr gegenüber steht ein deutlich geringeres Angebot grundständig ausgebildeter Lehrer. Verschärfend kommt in Sachsen hinzu, dass die Studienkapazitäten für das Lehramt in Sachsen zu spät vergrößert wurden. Bewegten sich die Zahlen der Studienanfänger 2007 bis 2011 zwischen 1.000 und 1.200, verdoppelten sie sich zum Wintersemester 2012/13 auf über 2.100. Die vorausgegangene Erhöhung der Studienkapazitäten war Teil des Ende 2011 beschlossenen Bildungspaketes. Die Anzahl der Studienanfänger der Lehramtsstudiengänge wurde seit 2012 auf einem ähnlich hohen Niveau gehalten. Zum kommenden Wintersemester 2017/18 werden 2.375 Immatrikulationen angestrebt.

Da ein Lehramtsstudium mit anschließendem Referendariat im Durchschnitt sieben bis acht Jahre in Anspruch nimmt, wird eine Entspannung auf dem Lehrerarbeitsmarkt frühestens 2019 erwartet.

Die Grafiken stehen als PDF zum Download bereit:

Bianca Schulz, Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

5 Kommentare

  1. Max Hermann 7 Jahren vor

    „Vor diesem Hintergrund wird die Unterrichtsversorgung in der ersten Phase des beginnenden Schuljahres eng.“

    Wie soll das dann konkret funktionieren? Unterrichtsausfall? Oder kaschiert man das mit „fachfremder Vertretung“, bei der wahllos Arbeitsblätter zusammenkopiert und auf die Schülerinnen und Schüler abgeworfen werden?

    Und was ich mich auch schon länger frage: Warum belege ich in meinem Lehramtsstudium 7 Module Bildungswissenschaften, belege für zwei Fächer insgesamt 5 Praktika, quäle mich – im Gegensatz zur Regelung, im Masterstudium ein Semester Zeit für eine schriftliche Abschlussarbeit zu haben – im letzten Semester zusätzlich zur wissenschaftlichen Arbeit durch fachwissenschaftliche und -didaktische Prüfungen und schriftliche Klausur und Seiteneinsteiger können in drei Monaten „qualifiziert“ werden?

    • Max Hermann 7 Jahren vor

      Ach, und vergessen habe ich die eineinhalb Jahre Referendariat. Aber Referendarinnen und Referendare sind ja vielerorts auch zur schlechtbezahlten Vertretungskraft verkommen, von daher – egal.

    • Autor
      Bianca Schulz - SMK 7 Jahren vor

      Sehr geehrter Herr Hermann,
      die Schulleiter sind an ihren jeweiligen Schulen sehr bemüht, den Unterrichtsausfall mit unterschiedlichen Maßnahmen gering zu halten. Möglich sind beispielsweise Vertretungen in einem anderen Fach, dessen Stundenzahl im Schuljahresverlauf in ähnlichem Umfang vermindert wird zugunsten des vertretenden Faches.
      Die Seiteneinsteiger nehmen zunächst an der dreimonatigen Einstiegsqualifizierung teil. Dem folgt ein – je nach Schulart, Fach, Ausbildung, Kenntnissen etc. –berufsbegleitendes Studium und die schulpraktische Ausbildung. Diese Planung wird individuell erstellt.

      Mit freundlichen Grüßen
      Bianca Schulz

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