Ansturm auf Gymnasien bleibt aus

Ansturm auf Gymnasien bleibt aus

Wie haben sich die neuen Regelungen zur Bildungsempfehlung auf die Anmeldezahlen an Gymnasien ausgewirkt? Kaum eine Frage interessiert derzeit offenbar mehr als diese. Eine Antwort fällt schwer, denn noch nie wurden die dazu nötigen Daten so früh erfasst. Ein Vergleich mit dem Vorjahr ist demzufolge schwierig. Wir haben es dennoch versucht – mit vorläufigen Zahlen.

Zum jetzigen Zeitpunkt (10. März) liegen lediglich die Zahlen für öffentliche Schulen vor und die auch noch nicht ganz vollständig. Nicht alle öffentlichen Grundschulen haben ihre Zahlen gemeldet. Auch die Zahlen von den Förderschulen fehlen noch.

Steigende Schülerzahlen

Was sich jedoch verlässlich beziffern lässt, sind die 28.569  Schülerinnen und Schüler, die derzeit die 4. Klassenstufe an öffentlichen Grundschulen besuchen. Das sind rund 800 Schüler mehr als im vergangenen Schuljahr. Von den 28.569 Schülern haben nach vorläufigem Stand rund 12.800 Schüler eine Bildungsempfehlung fürs Gymnasium erhalten. Allerdings fehlen noch die Daten von etwa 1.600 Schülern. Demzufolge wird der Anteil der Grundschüler mit Bildungsempfehlung fürs Gymnasium auf etwa 45 Prozent prognostiziert.

Erfahrungsgemäß wollen nicht alle Schüler, die eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium erhalten haben, auch ein Gymnasium besuchen. Das zeichnet sich auch in diesem Jahr ab. Nach vorläufigen Zahlen meldeten sich von den 12.800 Schülern mit einer entsprechenden Bildungsempfehlung rund 10.700 Schüler an einem öffentlichen Gymnasium an. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es genau 9.839 Schüler.

recht_ordnung_klasse_zahlenHinzu kommen in diesem Jahr nach derzeitigem Stand rund 840 Schüler, die keine Bildungsempfehlung fürs Gymnasium erhielten, sich aber dennoch an einem öffentlichen Gymnasium anmeldeten. Gemessen an der Gesamtzahl der Viertklässler an öffentlichen Grundschulen, sind das rund 3 Prozent. Im vergangenen Schuljahr waren es 360 Schülern und damit rund 1,3 Prozent.

Nach einer noch nicht vollständigen Auswertung haben viele der 840 Schüler die Bildungsempfehlung nur knapp verfehlt. Ausreißer gibt es kaum. Sie werden nun am Gymnasium nochmals beraten. Sicherlich auch darüber, dass es grundsätzlich zwei Wege zum Abitur gibt: Über das Gymnasium in 12 Jahren oder über eine Oberschule und das Berufliche Gymnasium in 13 Jahren. Damit werden die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler berücksichtigt.

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Bereits gestern nahmen die 840 Schüler an der schriftlichen Leistungserhebung teil. Die Aufgaben dafür wurden zentral erstellt und berücksichtigten zu gleichen Teilen die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Die Leistungserhebung fand immer an dem Gymnasium statt, an dem der Schüler angemeldet wurde. Die Leistungserhebung wird nicht benotet, sondern dient als diagnostische Grundlage für das Beratungsgespräch.

Wie geht es weiter?

Noch bis zum 21. März 2017 führen die Gymnasien mit den Eltern das verpflichtende Beratungsgespräch durch. Nehmen die Eltern daran nicht teil, zählt das als Rücknahme des Antrages zur Aufnahme an einem Gymnasium. Sie melden ihr Kind dann an einer Oberschule an. Das Beratungsgespräch selbst hat einen empfehlenden Charakter. Die Entscheidung liegt letztendlich bei den Eltern. Empfiehlt der Schulleiter des Gymnasiums beim Beratungsgespräch den Besuch der Oberschule, müssen die Eltern schriftlich innerhalb von drei Wochen dem Schulleiter mitteilen, ob das Kind trotzdem ein Gymnasium besuchen soll. Sollte es an diesem Gymnasium zu wenig Plätze geben, kann die Aufnahme an diesem Gymnasium nicht garantiert werden. Gewährleistet ist aber die Aufnahme an einem zumutbar erreichbaren Gymnasium.

Dirk Reelfs, Pressesprecher im Sächsischen Staatsministerium für Kultus

1 Kommentar

  1. Peter Lorenz 7 Jahren vor

    Wir hatten großen Erfolg, flächendeckend Eltern und ihre Kinder das sächs. Bildung erläutert, uns für die Stärkung der Oberschulen eingesetzt und den Eltern dringend empfohlen, die ohnehin frühe Weichenstellung aus dem Blick der Kinder zu betrachten. Alles ist aufgegangen und das ist gut so. Ich bin sehr stolz auf die sächs. Eltern, die neben Ehrgeiz und Hilfestellungen größten Teils respektieren, dass Kinder auch Kinder sein dürfen und sowohl Abitur und Studium, ob dual oder direkt, immer und jeder Zeit möglich ist, wenn die Voraussetzungen vom Kind und nicht von den Eltern erfüllt sind. Sachsen braucht auch zukünftig eher motivierte Fachkräfte als demotivierte Akademiker.