Mehr Lehrer fürs Land: Ministerium wirbt an der Uni

Mehr Lehrer fürs Land: Ministerium wirbt an der Uni

Sachsen braucht in den nächsten Jahren Tausende neue Lehrer. Ausgebildet werden die an der Uni. Das Kultusministerium wirbt darum auch im Hörsaal um junge Lehrer.

Kurz vor eins. Mittagspause an der TU Dresden. Im Victor-Klemperer-Saal am Institut für die Lehrerausbildung werden Brötchen und Gummibärchen ausgepackt. Als es nach zwanzig Minuten weitergeht, ist der Hörsaal voll. Brötchen und Gummibärchen sind verschwunden. Die Professorin hat heute zwischen den Studenten Platz genommen.

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Ist im Kultusministerium für den Lehrernachwuchs verantwortlich: Kornelia Gellner.

Werbung für Landschulen

Die Frau, die sich vorne das Mikrofon um den Hals bindet, ist Kornelia Gellner vom Kultusministerium. Sie will unter den Erstsemesterstudenten die neue Lehrerbedarfsprognose für Sachsen vorstellen. Und sie will Werbung machen für die Landschulen.

Ihr erster Satz ist vielleicht schon der wichtigste: Wer heute Lehrer wird, hat in Sachsen beste Jobaussichten, aber es gibt Unterschiede. Nicht alle Studenten haben die gleichen Möglichkeiten. Mathe- und Chemielehrer werden viel dringender gesucht als Lehrer für Geschichte. Lehrer für Oberschulen sind gefragter als die für Gymnasien.

Und auch regional gibt es starke Unterschiede. Für die Schulen in Dresden und Leipzig bewerben sich jedes Jahr viel mehr Lehrerinnen und Lehrer als dort gebraucht werden. Für den Bestand mancher Landschulen sind dagegen nicht zu wenige Schüler das größte Problem, sondern zu wenige Lehrkräfte.

Gerade Studienanfänger wollen zurück in Heimat

Gellner blickt in den Saal. „Wer möchte später mal auf dem Land unterrichten?“, fragt sie. Fast alle Hände gehen nach oben. Eine Tatsache, die sie freut. Sie weiß aber auch, dass es am Ende des Studiums meistens anders aussieht. In den ersten Semestern ist die Bindung zur Heimat noch stark. Doch im Laufe des Studiums ändert sich das. Viele möchten dann in der Stadt bleiben, in der sie studiert haben und wo sie sich inzwischen zu Hause fühlen. Also meistens in Dresden oder in Leipzig.

„Es ist aber so ähnlich wie beim Pfarrer“, sagt Gellner. „Der studiert in der Großstadt. Aber gebraucht werden die meisten später mal auf dem Land.“ Eigentlich untypisch für Akademikerberufe, bei denen es in der Regel die besten Entwicklungsmöglichkeiten in den Großstädten gibt. „Doch Lehrer werden überall dort gebraucht, wo Kinder sind. Und es ist so wichtig, dass Schüler sachsenweit eine gute schulische Bildung erhalten.“

Speaker giving a talk on scientific conference. Audience at the conference hall. Business and Entrepreneurship concept.

Das Kultusministerium fördert seit dem letzten Jahr Lehramtsstudierende mit dem „Sachsenstipendium“. Auch darüber spricht Gellner heute. Wer bereit ist, nach dem Studium in einer Region mit hohem Lehrerbedarf zu arbeiten, kann im Studium, im Vorbereitungsdienst und in den ersten Berufsjahren finanziell unterstützt werden: während des Studiums mit monatlich 300 Euro, des Vorbereitungsdienstes mit 390 Euro und als Berufsanfänger mit bis zu 590 Euro als Zulage zum Grundgehalt.

Vieles spricht für das Land, manches dagegen

Luise Tröger* sagt, etwas anderes als Kleinstadt könne sie sich auch nicht vorstellen. „Dort wird man als Akademikerin viel mehr geschätzt. Und wegen der kleinen Klassen kann man eine viel engere Bindung zu den Schülern aufbauen.“ Gellner stimmt ihr zu, dass auf dem Land die Klassen durchschnittlich kleiner sind. Eine andere Studentin widerspricht. „Dafür sind auf dem Land aber die Wege meistens länger. Auch für die Kinder.“

Auch Nico Breitner sagt, dass es ihn später mal ins Grüne zieht. „Wenn ich in einer kleinen Stadt arbeite, kennt mich jeder. Da ist es nicht so anonym wie in Dresden. Das ist einerseits schön, heißt aber auch: Wenn ich abends feiern war, sollte ich morgens nicht betrunken nach Hause laufen.“ Lachen im Hörsaal und zustimmendes Nicken.

* Namen geändert

 

Stefan Kuhfs ist als Praktikant in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus tätig.

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