Prognose: Sachsen benötigt in den nächsten Jahren Tausende neue Lehrer

Prognose: Sachsen benötigt in den nächsten Jahren Tausende neue Lehrer

Der Bedarf an Lehrern für die öffentlichen Schulen in Sachsen steigt bis zum Schuljahr 2025/2026 auf rund 30.800 Stellen (Vollzeitäquivalente; VzÄ). Derzeit sind rund 29.000 (VzÄ)  Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Schulen beschäftigt. Das geht aus der neuen Prognose zum Bedarf an Lehrern bis zum Jahr 2030 hervor. 

Die Prognose hat eine speziell gebildete Projektgruppe aus Vertretern des Kultusministeriums (SMK) und der Schulpraxis erstellt.

Berechnungsgrundlagen

Schülerzahlen

Eine wesentliche Grundlage für die Lehrerbedarfsprognose ist die Schülerzahlenprognose.  Die als Arbeitsgrundlage verwendete Schülerzahlenprognose wurde aus der Schüler- und Absolventenprognose 2016 des Statistischen Landesamtes abgeleitet. Die Schülerzahlenprognose des Statistischen Landesamtes geht von einer höheren und einer niedrigeren Variante aus (Details hier: Blogbeitrag zur Schülerzahlenprognose 2016). Die Projektgruppe hat für die Lehrerbedarfsprognose einen „Prognosewert“ aus den beiden Varianten berechnet.

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Abgangsprognose der Lehrer

In den kommenden fünfzehn Jahren wird eine große Zahl der Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst an öffentlichen Schulen ausscheiden. Allein bis 2026/27 werden voraussichtlich rund 15.000 Lehrkräfte und damit rund 50 Prozent der jetzt im Schuldienst tätigen Lehrer in den Ruhestand gehen. Die hohe Zahl der ausscheidenden Lehrerinnen und Lehrer bleibt auch in den Folgejahren bis 2029/2030 bestehen. Derzeit verlassen die meisten Lehrer das Schulsystem vor Eintritt der Regelaltersgrenze, meist mit 63 Jahren. Damit steigt die Zahl der Abgänge in den kommenden Schuljahren stärker als ursprünglich erwartet. In den darauffolgenden Jahren sind es dann weniger Abgänge, da viele Beschäftigte schon früher in Rente gegangen sind.

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Faktoren, die den Lehrerbedarf zusätzlich beeinflussen

Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Bedarf an Lehrern in Sachsen zusätzlich steigen oder sinken lassen.

  • Inklusion
    Mehr Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden künftig integrativ bzw. inklusiv unterrichtet. Das lässt den Lehrerbedarf steigen.
  • Mehr Lehrer für die Lehrerausbildung
    Es werden mehr Lehrer für die Lehrerbildungseinrichtungen sowie Abnahme der Lehramtsprüfungen benötigt.
  • Seiteneinsteigerausbildung- und qualifizierung
    Auch dafür werden durch die steigende Zahl der Seiteneinsteiger mehr Lehrer als bisher gebraucht.
  • Sicherung der Schulen im ländlichen Raum
    Durch kleinere Klassen steigt der Lehrerbedarf.
  • Regelstundenmaß für Grundschullehrer abgesenkt
    Im Lehrermaßnahmenpaket wurde beschlossen, dass die Lehrerwochenstunden für Grundschullehrer von 28 auf 27 gesenkt werden. Damit steigt der Bedarf an Grundschullehrern.

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Abweichungen von der Prognose sind möglich

Eine Prognose kann noch so sorgfältig erstellt worden sein, die tatsächliche Entwicklung kann sich jederzeit anders gestalten. Wie jede Vorausberechnung muss auch diese Lehrerprognose auf Annahmen beruhen, die angesichts der gegenwärtigen Entwicklung plausibel sind, die aber durch spontane Verhaltensänderungen bei Eltern, Schülern, Studenten, Lehramtsanwärtern und Lehrern wie auch durch politische Entscheidungen oder wirtschaftliche Ereignisse umgestoßen werden können. Je weiter die Prognose in die Zukunft geht, desto mehr Einfluss können Unsicherheitsfaktoren haben. Deshalb muss die Prognoserechnung regelmäßig evaluiert und aktualisiert werden. Aufgrund folgender Faktoren kann es Abweichungen von der Prognose geben:

Faktoren für die Schülerzahlenprognose

  • Geburtenzahlen,
  • Zu- und Abwanderung,
  • Übergangsverhalten an Gymnasien und Oberschulen,
  • Zulauf an beruflichen Schulen.

Faktoren für den Lehrerbedarf

  • Regelungen für Richtwerte zur Klassen- und Gruppenbildung,
  • Stundentafeln,
  • Arbeitszeitregelungen für die Lehrerinnen und Lehrer,
  • Schulnetzplanung (vor allem Erhalt der Schulen im ländlichen Raum).

Faktoren für die Abgangsprognose

Hier müssen die aktuellen Entwicklungen genau verfolgt werden. Mit dem Lehrermaßnahmenpaket gibt es ab dem kommenden Jahr finanzielle Anreize und gleichzeitig Entlastungen für Lehrerinnen und Lehrer ab 63 Jahren:

  • Ab dem 63. Lebensjahr werden die Beschäftigten um eine dritte Wochenstunde entlastet.
  • Ab dem 63. Lebensjahr können Lehrkräfte ein höheres Entgelt bekommen. Dies kann ein Zuschlag von bis zu 780 Euro brutto bedeuten. Voraussetzung ist, dass Lehrkräfte entgegen ihrer bisherigen Lebensplanung über das 63. Lebensjahr hinaus, aktiv im Schuldienst verbleiben.
  • Darüber wird es für Lehrkräfte ab dem 63. Lebensjahr weitere entlastende Maßnahmen geben. Dazu gehört zum Beispiel, dass  sie nicht mehr an mehrtägigen Klassenfahrten teilnehmen müssen.

Damit könnte  es zu einer zeitlichen Verschiebung von Altersabgängen um bis zu zwei Jahre kommen.

Faktor Schulgesetznovelle

Es ist noch offen, ob konkrete Regelungen aus dem neuen Schulgesetz den Lehrerbedarf verändern werden.

Faktor Lehrereinstellungen

Wenn nicht alle Lehrerstellen besetzt werden können, hat dies Auswirkungen auf den Einstellungsbedarf der nachfolgenden Jahre.

Manja Kelch, Pressereferentin und Redakteurin für Social Media in der Pressestelle des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus

1 Kommentar

  1. Thomas 7 Jahren vor

    Man ist ja richtig überrascht, dass das Kultusministerium einräumt, dass der Lehrerbedarf überraschend stärker steigt, als geahnt. Solche Prognosen haben die Gewerkschaften schon vor 10 Jahren erstellt und bekannt gegeben. Damals haben die verantwortlichen Politiker das aber immer zurückgewiesen und betont, dass der Lehrerbedarf nicht so sehr steigen wird. Das war aber nur ein „Augenverschließen“ vor der Realität. Außerdem hat man so in Sachsen (auf Kosten der Lehrer) viel Geld gespart. Für die seit 20-25 Jahren tätigen Kollegen tut der Freistaat leider immer noch nichts. Im letzten Lehrermaßnahmepaket wurden die älteren ja wieder ausgespart. Warum sollte man auch für sie etwas anbieten. Sie bringen ja Sachsen nur immer wieder auf vordere Plätze bei Pisa u.ä. Da reicht ein gelegentliches Dankeschön doch aus. So kommt das Verhalten der Minister und anderen Politiker immer wieder rüber. Meine Kollegen (die älteren) werden sicher nicht länger arbeiten als irgendwie nötig, zumindest äußern sich alle in dieser Richtung. Sie sind nämlich ausgelaugt. Hoffentlich wacht man bei den anstehenden Tarifverhandlungen endlich auf und würdigt die Arbeit und Leistung der sächsischen Lehrer.